156.000 Euro für Unsinns-Studie
Am Mittwoch veröffentlichte das Finanzministerium die viel diskutierte Tier-Studie. 156.000 Euro hat es gekostet, um herauszufinden, dass Sebastian Kurz ein “hinterfotziger Pfau” ist.
Wien, 27. Jänner 2022 | 22 Studien, die bisher unter Verschluss gehalten wurden, sind am Mittwoch vom Finanzministerium auf der hauseigenen Homepage veröffentlicht worden. Die vom Ministerium in Auftrag gegebenen Studien stehen im Zentrum der Ermittlungen der WKStA gegen die ÖVP, die zum Rücktritt von Kanzler Sebastian Kurz, Finanzminister Gernot Blümel und einiger Mitarbeiter geführt haben. Die WKStA ermittelt wegen des Verdachts, dass Vertraute von Kurz dessen politischen Aufstieg durch manipulierte Umfragen unterstützt und dafür aus Mitteln des Finanzministeriums bezahlt haben könnten. Es gilt die Unschuldsvermutung. Hinweise darauf entnahmen die Ermittler sichergestellten Chats zwischen dem früheren Generalsekretär im Finanzministerium, Thomas Schmid, und der lange für die Tageszeitung “Österreich” tätigen Meinungsforscherin Beinschab. Die Ermittler glauben, dass Beinschab später in “Österreich” veröffentlichte Umfragen über Scheinaufträge an das Finanzministerium verrechnet haben könnte.
156.000 Euro-Papier voller Unsinn
Unter den nun veröffentlichten Dokumenten befindet sich auch die unscheinbare Studie “Wirtschafts- und Budgetpolitik inklusive Erweiterungen” von Beinschabs Institut “Research Affairs”. Im September 2016 wurden 34.680 Euro für die Studie veranschlagt. Bezahlt wurden aber 155.940 Euro, weil bis Jänner 2018 neun zusätzliche Rechnungen gelegt wurden. Ein Blick in die Studie sorgt für Erstaunen, wie man zu diesem hohen Preis kam. Denn Wirtschafts- und Budgetpolitik spielen in Studie eine untergeordnete Rolle.
Der Großteil der Umfrage widmet sich der Frage, welches Tier Österreichs Politiker wären und welche Automarken man den Parteien zuordnen würde. Weiters enthält das 156.000 Euro-Papier zahlreiche Nonsense-Sätze, wie etwa über eine Familienzusammenstellung der Parteien: „Sie (die ÖVP Anm.) nimmt jedenfalls den männlichen Part in der Familie ein, da sie im Vergleich zur ÖVP noch stärker für Wirtschaft steht und auch der Finanzminister aus der ÖVP kommt.“
Kurz ein “hinterfotziger Pfau”
Zwar veröffentlichte die Tageszeitung “Die Presse” bereits letzte Woche Teile der Tier-Studie. Zahlreiche Zuordnungen stellen sich nach der Veröffentlichung der Studie als jedoch falsch heraus. So wird der damalige Bundeskanzler Christian Kern als Pfau (eitel), Fuchs (schlau, hinterhältig) oder Hirsch (machtbewusst) beschrieben. Der damalige ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner wird hingegen als Hase (alt), Hyäne (rabiat), Affe oder versteckender Maulwurf gesehen. Zu den Tieren, mit denen Sebastian Kurz in Verbindung gebracht wurde zählen der Pfau („ist hinterfozig (sic!), will alles übernehmen, geht über Leichen”), der Dachs, Delfin und das Eichhörnchen.
Ex-FPÖ-Chef Heinz Christian Strache wurde mit Tieren, die „gefährlich und hinterlistig“ sind beschrieben, darunter die Klapperschlange, die Ratte oder ein Schäferhund. Weitere genannte Politiker sind der Finanzminister Hans-Jörg Schelling (Bär und Eule). Hans-Peter Doskozil (Bulle, Wildschwein und Schäferhund), sowie Ex-Neos-Chef Matthias Strolz (Affe, Schildkröte).
Grüne sind VW-Bus voller kiffender Rastafaris
Auch eine Beschreibung der Parteien mittels Automarken wurde in die Studie gepackt. Die ÖVP wird als Volkswagen beschrieben, die SPÖ als Ford, Opel oder VW-Bus. Die FPÖ als Mini, Skoda, Dacia oder tiefer gelegte Golf GTI. Die Grünen als Tesla oder „alter VW Bus, wo Leute mit Rasterlocken und Joint drinnen sitzen“. Die NEOS hingegen ein Puch 500.
Die Interne Revision des Finanzministeriums sprach von einem “hohen Maß an Unregelmäßigkeit”. Sie hat insgesamt 28 Studien, die von der Kommunikationsabteilung des Ministeriums in Auftrag gegeben wurden, überprüft, davon 13 von Beinschab. Ergebnis: in keinem einzigen Fall gab es eine Ausschreibung, in 26 Fällen fehlten die Studienergebnisse im Akt und in zwei Fällen waren die Studien auch auf Nachfrage nicht mehr aufzufinden. Dabei handelt es sich um zwei von Beinschab abgerechnete Studien zu den Themen “Nulldefizit” und “Steuerentlastung”.
Die Tiere und Automarken-Studie ist unter dem Namen “Wirtschafts- und Budgetpolitik inklusive Erweiterungen” aus dem Jahr 2017 zu finden.
(bf)
Titelbild: APA Picturedesk