Das ist ein Unterüberschrift
Andreas Sönnichsen, der bereits mit FPÖ-Chef Herbert Kickl vor die Presse getreten ist, stellt gemeinsam mit einer deutschen Firma “Impfunfähigkeits”-Atteste um 20 Euro aus. Kontakt mit den Patienten braucht es dazu nicht, die Untersuchung läuft online ab und besteht aus einer einzigen Frage.
Wien, 03. Februar 2022 | “Bist du überhaupt impffähig?”, prangt es in dicken Lettern auf der Website “Liberation Express”. Sie wird von der deutschen Firma “CliniGo” betrieben. Das Prinzip ist einfach: Man nehme einen Mediziner, erstelle eine Website mit Fragebogen zur “Impfunfähigkeit” und verlange 20 Euro für das Zertifikat – fertig ist das Geschäft mit den Online-Gutachten. Und es floriert in Zeiten der Impfpflicht.
Einer der Ärzte, der im Netz auf dieser Website praktiziert, ist Andreas Sönnichsen. Er ist kein Unbekannter und fällt seit Anfang der Pandemie mit Kritik an bestehenden Maßnahmen wie Lockdown und Impfung auf. Der erst im Dezember von der MedUni Wien gekündigte und freigestellte Abteilungsleiter am Zentrum für Public Health, ist bereits gemeinsam mit FPÖ-Chef und Ivermectin-Sympathisant Herbert Kickl gemeinsam vor die Presse getreten, um über “Panikmache” und “Impfquisition” zu sprechen.
Mit einer Frage zur Bescheinigung
Aber wie kommt man als jemand, der die Impfpflicht umgehen möchte, an so ein Gutachten? Man sieht sich nach Eingabe der persönlichen Daten ein zwölf Minuten langes Video über angebliche Impfschäden an. Dann wird man gefragt, welchen Impfstoff man bekommen möchte, worauf eine Liste der Inhaltsstoffe aufgezählt wird. Ohne jegliche Erklärung der Stoffe muss man infolge nur eine Frage beantworten: Kannst du ausschließen, dass du gegen einen oder mehrere dieser Stoffe allergisch bist? Sobald man “Nein” anklickt, gibt es eine Bescheinigung, vorläufig nicht impffähig zu sein, eine Unverträglichkeit wird damit nicht festgestellt. Bezahlt wird noch vor der Befragung, 20 Euro sind für die kontaktlose “Untersuchung” fällig.
Die ZiB2, die am Mittwochabend in einem Bericht den Selbsttest machte, konfrontierte Sönnichsen damit. Dieser sieht in seinem Handeln kein Problem: “Wir bescheinigen ja nur, dass derjenige angegeben hat, dass er eine Unverträglichkeit nicht ausschließen kann”
Gesundheitsministerium kritisiert Vorgehen und will prüfen
Sönnichsen gehört er auch zu jenen 199 Medizinern, die mit einem Schreiben an Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres für Unmut sorgten. Darin ziehen sie den Nutzen der Vakzine in Zweifel. Das Gesundheitsministerium kündigte bezüglich “Liberation Express” eine gemeinsame Prüfung mit der Ärztekammer an. Eine erste Einschätzung ergebe, dass “diese Art des Vorgehens schon allein aus fachlicher Sicht nicht begründbar ist, da eine solche Untersuchung keine grundsätzliche Vorraussetzung für eine Impfung ist.”, hieß es gegenüber der ZiB.
Arzt wegen Online-Masken-Attesten angeklagt
Das Geschäft mit fragwürdigen Online-Gutachten ist nicht neu. Bereits in den ersten Monaten nach Ausbruch der Pandemie fiel ein österreichischer Arzt mit der Ausstellung von Masken-Attesten auf. Für 20 Euro konnte man bei ihm online eine Maskenbefreiung anfordern, ohne dabei untersucht zu werden. Der Mediziner aus Bad Aussee wurde im Dezember 2021 angeklagt, zuvor hat er sich nach Tansania abgesetzt.
(mst)
Titelbild: APA Picturedesk