Montag, Oktober 7, 2024

Der »Tinder-Schwindler« – Betrüger lebt im Luxus, während Opfer Schulden zurückzahlen

Der »Tinder-Schwindler«

Die Geschichte eines Mannes, der Frauen über die Dating-Plattform „Tinder“ um den Finger wickelte und sie infolge um Millionen betrogen hat, sorgte bereits vor drei Jahren für Aufregung. Jetzt lässt eine neue Netflix-Dokumentation ihre Zuseher fassungslos zurück.

Tel Aviv, 04. Februar 2022 | Wie kann jemand, der mehrere Frauen um insgesamt zehn Millionen Dollar betrogen hat, heute als freier Mann im Luxus leben, während seine Opfer nach wie vor Schulden zurückzahlen müssen? Das fragen sich wohl alle, die sich die neue Netflix-Dokumentation „Der Tindler-Schwindler“ angesehen haben.

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Die Geschichte um den israelischen Betrüger Simon Leviev, eigentlich Shimon Hayut (heute 31), ist keine neue. Vor drei Jahren, im Februar 2019, erzählten Journalisten der norwegischen Tageszeitung „VG“ erstmals die unglaubliche Geschichte des „Tinder-Schwindlers“. Auch einige seiner weiblichen Opfer haben dadurch erst von der wahren Identität ihres vermeintlichen Freundes erfahren.

Betrüger ließ Frauen für Luxus-Leben bezahlen

Die Masche, mit der Leviev die ahnungslosen Frauen abgezogen hat, ist an Dreistigkeit kaum zu überbieten, jedoch ebenso die Professionalität, mit der er an die Sache heranging. Unter falschem Namen gab er sich auf der Dating-App „Tinder“ mehrere Jahre lang als reicher Geschäftsmann aus. Inszenierte sein Luxus-Leben mit Designer-Gewand, Privatjet, 5-Sterne-Hotels und allem was dazugehört. Leviev lebte dieses Leben tatsächlich, nur dass er seine Tinder-Matches dafür bezahlen ließ.

Mal war er der Sohn eines reichen Diamantenhändlers, mal im Waffengeschäft tätig, anderen erzählte er wiederum, ein Mossad-Agent zu sein, stets mit dem Privatjet von einer Stadt in die nächste unterwegs, er habe schließlich Geschäfte zu erledigen. Leviev gaukelte mehreren Frauen gleichzeitig die große Liebe vor, schickte ihnen Sprachnachrichten, ging schlussendlich Beziehungen mit ihnen ein, um endgültig ihr Vertrauen zu gewinnen.

Opfer nahmen Kredite auf

Verliebten sich seine Opfer in ihn, ging es los: Via Handy-Chat bat er sie um Geld. Hatten sie keines, brachte er sie dazu, Kredite für ihn aufzunehmen, stets mit dem Vorwand, er werde „von seinen Feinden verfolgt und dürfe mit seinen eigenen Kreditkarten keine Spuren hinterlassen“. Die Norwegerin Cecilie Schrøder, die dem “Tindler-Schwindler” blind vertraute, nahm insgesamt Kredite im Wert von 200.000 Dollar bei zehn verschiedenen Gläubigern auf, nur um ihrem Geliebten in seiner „Notlage“ zu helfen, wie sie unter Tränen in der Netflix-Doku erzählt. Schließlich war er „stinkreich“ und versprach ihr stets, das Geld so bald wie möglich zurückzuzahlen.

Fehlanzeige, keine der Frauen hat jemals ihr Geld von Leviev zurückbekommen. Ein riesiges Schneeballsystem sorgte dafür, dass er seinen Lifestyle weiterleben konnte, während jedes Mal ein anderes Opfer für die nächste Luxus-Unterkunft dafür bezahlte.

“Tinder-Schwindler” nach fünf Monaten Haft wieder frei

Nach den Recherchen der „VG“ mithilfe einiger der Opfer, wurde der mittlerweile David Sharon heißende Betrüger schließlich im Sommer 2019 in Griechenland gefasst.

Juli 2019: Shimon Hayut bei seiner Verhaftung durch Interpol in Griechenland (Bild: AFP)

Er wurde zu 15 Monaten Haft verurteilt, kam jedoch nach fünf Monaten im Februar 2020 wegen guter Führung wieder frei. Lediglich für das Reisen mit falschem Pass wurde Leviev belangt. Ihn für den Millionenbetrug an den vielen Frauen für längere Zeit hinter Gitter zu bringen, dafür fehlten schlussendlich die Beweise.

Heute ist der mittlerweile 31-jährige Leviev auf freiem Fuß, ist mit einem israelischen Model zusammen und lebt erneut den üppigen Lifestyle mit teuren Autos, Partys und allem, was dazugehört. Auch auf Tinder soll er bereits wieder gesichtet worden sein. Gegenüber eines israelischen TV-Senders dementierte er jegliche Anschuldigungen, die seine Opfer gegen ihn erheben. Sie zahlen noch heute ihre Kreditschulden ab.

Leviev jettet mittlerweile wieder durch die Welt. Wie er sein Geld verdient, ist nicht bekannt.(mst)Titelbild: APA Picturedesk

Autor

  • Markus Steurer

    Hat eine Leidenschaft für Reportagen. Mit der Kamera ist er meistens dort, wo die spannendsten Geschichten geschrieben werden – draußen bei den Menschen.

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