Montag, September 16, 2024

Eine Amtshandlung, mehrere Missverständnisse

Vor ein paar Tagen klopfte die Polizei bei einer 16-Jährigen aus dem Aktivismus-Umfeld. Der Besuch löste eine heftige Internet-Debatte und einige Missverständnisse aus.

Wien, 07. Februar 2022 | Vergangenen Donnerstagvormittag läutete es an der Haustür einer Wiener Familie. Die beiden Beamten in Zivil fragten nach der 16-jährigen Tochter. Sie ermittelten wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt. Wie sie denn auf seine Tochter kommen, fragte der Vater. Die Polizisten zeigten ihm ein Foto von einer Demonstration, darauf sei eine junge Frau gemeinsam mit der Klimaaktivistin Lena Schilling zu sehen.

Bei der jungen Frau handle es sich möglicherweise um die Tochter, so die Beamten. Schnell war klar, die Frau auf dem Foto ist nicht die Tochter, die Beamten gingen wieder. So erzählt es der Vater, der die Begegnung als freundlich, aber seltsam erlebte ZackZack.

Kurz darauf ging es rund auf Twitter. Von Lena Schilling, die eine gute Freundin der 16-Jährigen ist, wurde der Besuch der Beamten als “Einschüchterungsversuch gegen junge Klimaaktivist*innen” interpretiert. Die 16-Jährige, die im Jugendrat aktiv ist, habe sie angerufen und gesagt, sie werde wegen eines gemeinsamen Demo-Fotos gesucht. Ein Irrtum, aber kein abwegiger Gedanke im Kontext des jüngsten Aufeinandertreffens von Polizei und Aktivistinnen rund um die Räumung des Stadtstraße-Protestcamps, sowie der Klagen der Stadt Wien gegen zahlreiche Aktivistinnen.

Zuerst keine Polizei-Infos wegen zu weniger Details

Kritik kam kurz nach Absetzen des Tweets von mehreren Seiten. So auch von ZackZack-Chefredakteur Thomas Walach, der bei der Polizei nachfragte. Die LPD Wien antwortete auf den Tweet vorerst, es sei keine solche Amtshandlung bekannt. Schilling fragte daraufhin beim LPD Wien nach, ob die Beamten überhaupt richtige Polizisten gewesen seien.

Im Endeffekt stellte sich heraus: Die Geschichte war keineswegs erfunden, sie sei laut Polizeisprechern einfach “zu klein gewesen, um sie auf dem Radar zu haben”. Bei Walachs Anfrage und der eines weiteren Journalisten seien einfach noch zu wenige Details bekannt gewesen, um den Fall richtig zuordnen zu können.

Amtshandlung laut Polizei normale Erkundigung

Nach ZackZack-Recherchen hat die Polizei bestätigt: Diese Amtshandlung hat es gegeben und zwar so, wie sie auch der Vater der Familie beschreibt. Man sei auf der Suche nach einer Person gewesen, die aufgrund einer Ähnlichkeit auf dem Foto die 16-Jährige hätte sein können. Daher habe man diese zuhause aufgesucht um festzustellen, ob es sich um sie handle. Es sei lediglich eine normale Erkundigung gewesen, wie sie in Wien “100-fach” stattfinde, so Polizeipressesprecher Manfred Reinthaler. Dass Beamte dabei in Zivil unterwegs sind, sei normal.

Nach wem die Polizei eigentlich gesucht hat und weswegen genau, könne aufgrund des Datenschutzes nicht bekannt gegeben werden. Soweit es der Pressestelle des LPD Wien bekannt sei, habe es noch keine Meldung gegeben, dass man die gesuchte Person gefunden habe.

(sm)

Titelbild: APA Picturedesk

Autor

  • Stefanie Marek

    Redakteurin für Chronik und Leben. Kulturaffin und geschichtenverliebt. Spricht für ZackZack mit spannenden Menschen und berichtet am liebsten aus Gerichtssälen.

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