Mittwoch, Dezember 11, 2024

Keine Regierungsförderung für Frauen-Helpchat mehr – AÖF macht ehrenamtlich weiter

AÖF macht ehrenamtlich weiter

Die Autonomen Österreichischen Frauenhäuser betreiben seit Jahren einen Helpchat, in dem Frauen mit Gewalterfahrungen beraten werden. Die Regierung unterstützte das Projekt kurzzeitig, bewilligt jetzt aber keine neuen Förderungen.

Wien, 09. Februar 2022 | “Hallo! Bist du das erste Mal hier? Wie können wir dir helfen?” – So oder so ähnlich wird man im Helpchat der Autonomen österreichischen Frauenhäuser (AÖF) begrüßt, wenn man sich einloggt. Im Chat können Mädchen und Frauen, die von Gewalt betroffen sind, anonym einsteigen und haben dann die Möglichkeit, mit einer Beraterin in einen privaten Chat zu wechseln.

Die Beratung wird aktuell in mehreren Sprachen angeboten, neben Deutsch und Englisch zum Beispiel auch auf Arabisch, Rumänisch oder Türkisch. Es ist explizit keine Therapie sondern psychosoziale aber teils auch juristische Beratung. „Der große Vorteil daran ist die Niederschwelligkeit“, so Maria Rösslhumer von den AÖF. „Die Beraterinnen sind Juristinnen, Psychotherapeutinnen und Psychologinnen in Ausbildung. Wir machen hier professionelle Arbeit.“

Kein Geld für Frauenhilfe

Das Angebot gibt es seit dem Jahr 2000, damals einmal wöchentlich und komplett ehrenamtlich.   Seit 2011 erhält das Projekt jährlich 10.000 Euro über die Charity eines Mobilfunkanbieters. Damit konnten zwar keine Beraterinnen bezahlt, aber zumindest EDV-Unterstützung, Schulungen und Organisationsaufwand abgedeckt werden. 

Am Beginn der Corona-Zeit habe sich dann die Frauenministerin bei den AÖF gemeldet und gefragt, wie sie deren Arbeit unterstützen könne. Daraufhin gab es eine einmalige Finanzierung von 20.000 Euro.

Da man mit 20.000 Euro aber nicht weit komme, habe Rösslhumer den Chat bei einer Projektausschreibung des Integrationsfonds eingereicht. Von Oktober 2020 bis Ende Dezember 2021 erhielten die AÖF dadurch insgesamt 90.000 Euro für den Helpchat. Auch das ist für so ein Projekt nicht viel, immerhin konnten dadurch aber sieben geringfügige Beraterinnen angestellt werden, weitere blieben ehrenamtlich dabei. 

Erneute Förderung nicht bewilligt

„Mir wurde gesagt, ich solle das Projekt für eine weitere Förderung nochmal einreichen. Das wurde dann aber ohne Nennung von Gründen nicht bewilligt“, so Rösslhumer zur derzeitigen finanziellen Situation. Sie habe dann zusätzlich beim Frauenministerium um Förderung angesucht, aber bisher noch nichts dazu gehört. 

Seit Ende 2021 steht der Helpchat also mit null Euro da, ob man wieder 10.000 Euro von der Charity des Mobilfunkanbietern bekomme werde, sei noch unklar, so Rösslhumer. Es habe kurzzeitig den Gedanken gegeben aufzuhören, aber die insgesamt 20 Beraterinnen hätten ehrenamtlich weitermachen wollen.

Ohne die Förderung musste der AÖF auch die Beratungsstunden reduzieren, von Montag bis Sonntag ist der Chat von 18 bis 22 Uhr offen, anstatt wie zuvor von 16 bis 22 Uhr. In den letzten 15 Monaten haben das Angebot laut Rösslhumer rund 2.500 Userinnen genutzt. Gerade jetzt in Pandemie-Zeiten, wenn die häusliche Gewalt steigt, sei so ein Angebot ungeheuer wichtig. 

Wie es für den Helpchat weitergehen wird ist noch unklar. Vom Frauenministerium habe man bisher noch nichts gehört. Frauenministerin Susanne Raab reagierte bis zur Veröffentlichung des Artikels nicht auf Nachfragen von ZackZack. 

(sm)

Kostenlose, anonyme Frauenhelpline: 0800 | 222 555

Titelbild: Jasmin Holzmann/Volksanwaltschaft

Autor

  • Stefanie Marek

    Redakteurin für Chronik und Leben. Kulturaffin und geschichtenverliebt. Spricht für ZackZack mit spannenden Menschen und berichtet am liebsten aus Gerichtssälen.

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