Wieder Rätseln um Sachslehner-Video
Die neue ÖVP-Generalsekretärin Laura Sachslehner äußert sich vorrangig über Instagram-Videos zu tagespolitischen Themen. Statt Graffitis oder den “sorgsamen Umgang” der ÖVP mit Steuergeld, ging es diesmal um „unsere kleinen Pensionisten“. Im Netz sorgte es für Stirnrunzeln.
Wien, 14. Februar 2022 | Wenn die ÖVP-Generalsekretärin Laura Sachslehner ein Video in die Weiten der Sozialen Netzwerke schießt, dauert es meist nicht lange, bis es zu Aufruhr kommt. Nachdem sie während ihrer Karriere auf der Wiener Landesebene vorrangig Graffitis den Kampf ansagte, äußert sich die 27-Jährige nun vermehrt zu bundespolitischen Themen.
Erst vergangene Woche setzte sie sich in einem Instagram-Video für einen sorgsamen Umgang mit Steuergeld ein. Es sei schließlich „unsere Aufgabe als Volkspartei, da genau hinzuschauen und auch kritisch zu hinterfragen, wie dieses Steuergeld eingesetzt wird.“ Den Nutzern in den Sozialen Netzwerken blieb die Ironie, angesichts von 156.000 Euro-Tierstudien aus dem Finanzministerium, Kaufhaus Österreich und 210 Millionen Euro Medienbudget, nicht verborgen. Hunderte Male wurde das Video etwa auf dem Kurznachrichtendienst Twitter geteilt.
Der Gagschreiber von Laura ist unbezahlbar. 😂 pic.twitter.com/tcb2ScM4je
— Rinaldo Mogyorosy (@RMogyorosy) February 9, 2022
“Unsere kleinen Pensionisten”
Am Freitag gab es nun einen neuen „Video-Hit“ der ÖVP-Generalsekretärin. Diesmal ging es um „unsere kleinen Pensionisten“. Sachslehner, mit einer Kronen Zeitung ausgestattet, beklagte sich diesmal über die Wiener Stadtregierung. Mit der prangernden Überschrift „Was in Wien alles teurer wird“ verwies Sachslehner darauf: „Solche Nachrichten zeigen uns, dass es nicht reicht, sich überall sozial draufzuschreiben. Das bringt nämlich unseren kleinen Pensionisten in Wien gar nichts.“
Laura bleibt dabei: Die ÖVP ist nicht nur am Papier sozial. Die ÖVP setzt sich für die kleinen Leute (Pensionisten) ein. Es gibt einen Energieausgleich von 150€, der fast alle Haushalte erreichen wird. 😂 pic.twitter.com/QsITMjDfc2
— Rinaldo Mogyorosy (@RMogyorosy) February 11, 2022
Lob gab es hingegen für die Bundesregierung für den Energiekostenausgleich, der mit 150 Euro „fast alle Haushalte entlastet“. Gerade eben jener Energiekostenausgleich wurde vom Pensionistenverband kritisiert. Er komme zu langsam. Die hohen Kosten für Strom und Gas seien für die Haushalte bereits jetzt mehr leistbar. “Die Haushalte müssen Unterkante 45 Euro im Monat mehr für Energie ausgeben. Die Regierung verkündet eine Einmalzahlung von 150 Euro, jedoch fürs ganze Jahr und die kommt nicht jetzt, sondern erst Ende April. Das muss noch im Winter kommen”, forderte Pensionistenverbands-Generalsekretär Andreas Wohlmuth. Auch die Arbeiterkammer sieht noch „Luft nach oben“.
Netz nicht erfreut über Formulierung
Die Sozialen Netzwerke stören sich jedoch weniger an Sachslehners Angriff auf die Stadtregierung oder den Energiekostenausgleich, sondern an der Formulierung „unsere kleinen Pensionisten“. Der Salzburger “Krone”-Chefredakteur Claus Pándi twitterte etwa: „„Kleine Pensionisten“: Welches innere Bewusstsein bringt (vergleichsweise junge) PolitikerInnen zu diesem paternalistischen Selbstverständnis und zu dieser Ausdrucksweise? Oder die Frage prägnanter formuliert: Wie wird man so grauslich menschenverachtend?“
„Kleine Pensionisten“: Welches innere Bewusstsein bringt (vergleichsweise junge) PolitikerInnen zu diesem paternalistischen Selbstverständnis und zu dieser Ausdrucksweise? Oder die Frage prägnanter formuliert: Wie wird man so grauslich menschenverachtend?
— Claus Pándi (@Claus_Pandi) February 13, 2022
Der Ex-SPÖ-Abgeordnete Thomas Drozda sah sogar einen Indikator für Neuwahlen: “Ein kluger Freund meinte heute, wenn Frau Sachslehner und Herr Nehammer innerhalb von weniger als 48h von ‚kleinen Pensionisten‘ reden, dies ein verlässlicher Indikator für Neuwahlen wäre und er glaubte die Handschrift der Herren Steiner und Fleischmann zu erkennen?”
Mit der Formulierung “kleine Pensionisten” zeigten sich viele Nutzer erzürnt, auch große Verwirrung, wer denn nun eigentlich mit “kleine Pensionisten” gemeint sein sollte, herrschte:
He Laura @l_sachslehner Pensionist:Innen sind von dir nicht als 'klein' zu bezeichnen! Es sind Menschen, die ihr Leben lang gearbeitet haben und nebenbei auch noch Kinder großgezogen haben. Das ist eine GROSSE Leistung, die Leute wie du sich nicht ansatzweise vorstellen können!
— Maria 💚 (@Marygoeswest) February 12, 2022
Was meint diese Dame mit „kleinen“ Pensionisten…?? – vielleicht das „Gsindl“, das in Pension ist…?? Warum kommt diese Einstellung immer wieder durch…? Ein #reset tut not
— Christoph Zielinski (@cczielinski) February 12, 2022
(bf)
Titelbild: APA Picturedesk