Während Millionen Menschen aus der Ukraine auf der Flucht sind, hat Oberösterreichs Agrarlandesrätin ein großes Problem: Die billigen Erntehelfer aus der Ukraine bleiben zur Spargelernte aus. Auch um die Baumschulen wird sich gesorgt.
Wien/Linz, 04. März 2022 | Spargelstechen, Erdbeeren pflücken, Salaternte: Rund 15.000 Erntehelfer, vorwiegend aus Osteuropa, arbeiten jährlich auf Österreichs Feldern. Der Lohn für die Kräfte beträgt rund acht Euro brutto pro Stunde. Recherchen aus den vergangenen Jahren zeigten jedoch, dass die reale Bezahlung deutlich niedriger ist. „Lohn- und Sozialdumping haben in der Branche System“, meinte etwa der Gewerkschafter Karl Orthaber gegenüber dem „Standard“, viele verdienen gerade einmal die Hälfte der gesetzlichen acht Euro.
OÖ-Landesrätin “bangt” um 1.950 Erntehelfer
Doch genau diese, oftmals unterbezahlten, Erntehelfer aus der Ukraine fehlen nun, moniert die Agrarlandesrätin Oberösterreichs Michaela Langer-Weninger (ÖVP). In einer Aussendung „bangt“ Langer-Weninger um 1.950 Erntehelfer. Die Betroffenen durch den Krieg: Spargel, Salat, Erdbeeren, Marillen und Gurkeln. Zudem lasse der Krieg die Kosten für Getreide, Ölsaaten, Dünger- und Futtermittel in die Höhe schnellen.
Das Fehlen dieser Schlüsselkräfte bedeute nicht nur ein “gewaltiges Problem” für die Obst- und Gemüseproduzenten, die “bedrückende Vorstellung, wie es den ukrainischen Mitarbeitern und Freunden in diesen schweren Stunden ergeht, beschäftigt die Betriebsführer aktuell,” meinte die Landesrätin. Die Ukrainer bilden die Hauptgruppe der Saisonarbeiter, ergänzte der Geschäftsführer vom Verband der oö. Obst- und Gemüseproduzenten Stefan Hamedinger.
Vor zwei Jahren 505 Erntehelfer aus Ukraine
“Durch ihre Mitarbeit bei der Ernte decken wir zwei Drittel des Gesamtbedarfs. Wenn uns nun wirklich fast 2.000 Saisonarbeiter ausfallen, dann ist die Krise vier Mal so groß wie im Vergleich zum Pandemie-Jahr 2020.” Vor zwei Jahren haben Landwirte in Oberösterreich 505 Personen aus der Ukraine einfliegen lassen. Viele Betriebe hätten ihren ukrainischen Erntehelfern angeboten, mit den Familien auf ihre Höfe in Oberösterreich zu kommen. Auch auf nationaler Ebene werde versucht, Lösungen zu finden und Hilfe über den Bundesgemüsebauverband zu organisieren, erklärte Hamedinger.
Aber nicht nur bei der Obst- und Gemüseernte würden die Helfer aus der Ukraine fehlen, sondern auch in viehhaltenden Betrieben, in der Forstwirtschaft, in Baumschulen und Gärtnereien. “Es gibt fast keinen landwirtschaftlichen Bereich der nicht betroffen ist”, so Langer-Weninger und Hamedinger.
(apa/bf)
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