Samstag, April 20, 2024

Ukraine: Größte Fluchtbewegung seit dem Zweiten Weltkrieg

Ukraine:

Seit dem Zweiten Weltkrieg waren in Europa nicht so viele Menschen auf der Flucht. Ob die Vertriebenen zurückkehren können, oder eine neue Heimat suchen müssen, hängt vom Ausgang des Krieges ab, sagen Migrationsforscher.

Wien, 11. März 2022 | “Die größte Flüchtlingskatastrophe seit dem Zweiten Weltkrieg.” So nennt Caritas-Geschäftsführer Klaus Schwertner das Leid der Vertriebenen aus der Ukraine im Gespräch mit ZackZack. Österreichische Migrationsforscherinnen und -forscher erwarten durch den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine auch “die größte Fluchtbewegung in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg”. In einem am Freitag veröffentlichten Aufruf betonen sie, dass die europäischen Regierungen dem nur dann gewachsen sein werden, “wenn sie sich sowohl auf Szenarien der temporären als auch der permanenten Flucht einstellen und bereit sind, aus Fehlern in den vergangenen Jahren zu lernen”.

Initiiert hat den Aufruf die Kommission für Migrations- und Integrationsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Unterzeichnet wurde der Text bisher von mehr als 70 Wissenschaftern von Universitäten und Forschungseinrichtungen in ganz Österreich.

Werden die Ukrainer bleiben?

Die Migrationsforscher halten es für wahrscheinlich, dass die meisten der jetzt Geflüchteten in die Ukraine zurückkehren und sich am Wiederaufbau des Landes beteiligen werden, sollten die Pläne Putins aufgrund des anhaltenden Widerstands in der Ukraine scheitern. Falls Putin jedoch in der Ukraine “einen Vasallenstaat errichtet, der von einem Terrorregime aufrechterhalten wird, dann wird es nach der ersten Welle der Flucht von Frauen und Kindern zu weiteren massiven Fluchtbewegungen von Menschen kommen, die ihr Leben anderswo neu aufbauen müssen”.

Aus diesem Grund plädieren die Wissenschafter dafür, sich auf unterschiedliche Szenarien temporärer und permanenter Flucht einzustellen. In diesem Zusammenhang begrüßen die Migrationsforscher den Beschluss der EU-Staaten, ihre Grenzen für Geflüchtete aus der Ukraine zu öffnen und eine EU Richtlinie über temporären Schutz im Fall von Massenzuwanderung aus dem Jahr 2001 zu aktivieren.

Die Niederlassungsfreiheit für die aus der Ukraine Geflüchteten in der gesamten EU sei eine wichtige Voraussetzung für Integration, weil es ihnen beispielsweise ermögliche dorthin zu gehen, wo es bereits größere ukrainische Gemeinschaften gebe oder wo sie ihre Qualifikationen am besten einsetzen können. Das allein werde aber nicht genügen, plädieren die Wissenschafter für staatliche Maßnahmen zur Beschaffung von Wohnraum und zur aktiven Integration in den Arbeitsmarkt sowie für einen europäischen Solidaritätsfonds, um Lasten zwischen den einzelnen Staaten auszugleichen. Die österreichische Regierung kündigte am Freitag an, dass Flüchtlinge aus der Ukraine vollen Zugang zum sterreichsichen Arbeitsmarkt erhalten würden.

(red/apa)

Titelbild: APA Picturedesk

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3 Kommentare

  1. Werden die Ukrainer bleiben?
    https://orf.at/stories/3252727/
    “Voller Arbeitsmarktzugang für Flüchtlinge”
    Na das finde ich ja spannend. Nachdem man den Flüchtlingen aus 2015 der Zugang zum Arbeitsmarkt so schwer wie möglich gemacht hat, bis hin zu Abschiebungen direkt aus der Lehrstelle, nun sofort Zugang zum Arbeitsmarkt. Im Prinzip ja nicht schlecht. Besser die Leute im Job aktivieren als in fragwürdigen Unterkünften zu konservieren. Nur, wenn so ein Angebote von einem neoliberalen Arbeitsminister kommt, bastelt er unter Garantie an einem Niedriglohnsektor für das ach so “menschenfreundliche” Wirtschaftssystem….

  2. Tausche 3 ukrainische Familien gegen 1 alleinreisenden 17-jährigen afghanischen Raketeningenieur.

    Jetzt passiert genau das wovor ich seit 2015 warne und worfür ich ins rechte Eck gestellt wurde.
    Herrn und Frau Österreicher geht heute schon beim Ertönen des Wortes “Asyl” das sprichwörtliche Messer im Hosensack auf.
    Wir haben für Langstrecken-“Flüchtlinge”, die uns ihren Hass auf die europäische Art des Lebens nicht eine Sekunde lang verheimlicht haben, so viel an Ressourcen geopfert – und das nahezu heilige Instrument Asyl damit sehr schwer beschädigt.

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