Samstag, Oktober 5, 2024

Putins Rechnung wird in Wien bezahlt

Milliardenschäden für Österreich?

Die Sanktionen gegen Putin wirken. Sie treffen vor allen zwei Länder: Russland und Österreich. Das hat einen einfachen Grund: Von Banken und Baukonzernen bis zu den Parteien der Rechten haben in Österreich viele auf das Geschäft mit Putin gesetzt. Jetzt haben Raiffeisen, OMV, STRABAG, ÖVP und FPÖ ein Problem. Ausbaden wird es wie immer ganz Österreich.

 

Wien, 13.3.2022

  Nirgends sonst haben sich Banken, Energiekonzerne und Politiker so eng mit Putin und seinen Oligarchen eingelassen wie in Österreich. Nirgends sonst drohen jetzt schwerere wirtschaftliche und politischen Schäden.

1. RBI – Raiffeisen Bank International

Die US-Nachrichtenagentur Reuters meldet, dass RBI 22,9 Mrd € an Krediten in Russland und 2,2 Mrd € in der Ukraine offen hat. Was droht jetzt?

Der Rubel ist schon jetzt um 40 Prozent abgestürzt. 80 Prozent der RBI-Kredite laufen auf Rubel. 40 Prozent Wertverlust schlagen sich in den Büchern mit einem Verlust von 7,3 Mrd € nieder. Da die Kredite in Österreich in der Zentrale in Euro umgerechnet werden, sind sie hier zu einem großen Teil abzuschreiben.

Die Russen haben keinen Zugang mehr zu Fremdwährungen (Euro, Dollar) und können daher die Euro-Kredite nicht mehr bedienen. Auch die ukrainischen Kunden können ihre Kredite nicht mehr zurückzahlen. Damit wären diese Kredite ein “Ausfall”. Die RBI müsste so 25,1 Mrd € als Wertberichtigungen abschreiben. Das kann sie mit ihrem derzeitigen Eigenkapital von 15,5 Mrd € nicht leisten.

Nach Schätzung von Experten könnte sich die Bank eine Wertberichtigung in der Größe von 10 Mrd € leisten. Alles über dieser Grenze bedroht möglicherweise bereits die Existenz der Bank. Die 2,4 Mrd Eigenkapital in Russland sind ebenfalls gefährdet. Sie könnten mit einem Schlag weg sein, falls die russische Nationalbank beschließen sollte, die Bank einzuziehen. Das könnte der nächste Schlag sein.

Frankreich hält knapp vier Prozent Russland-Risiko gemessen am Eigenkapital der französischen Banken. Italien folgt mit mehr als neun Prozent auf Platz zwei. Aber Österreich hängt mit 15 Prozent alle ab. Wir stecken in der Russland-Falle.

2. OMV

Im Juli 2015 wurden die Weichen in der OMV Richtung Russland gestellt. Mit Rainer Seele übernahm der Präsident der deutsch-russischen Auslandshandelskammer die Führung des Erdölkonzerns. Der Wegweiser des Konzerns wurde von der Nordsee auf Sibirien gestellt.

Sieben Jahre später steht die OMV am Ende der russischen Sackgasse. 1,8 Mrd € müssen abgeschrieben werden. Kaum ein Land ist jetzt von russischem Gas so abhängig wie Österreich. Wir stecken in der Gazprom-Falle.

3. STRABAG

Letzten Mittwoch verhängte Österreichs größter Baukonzern selbst Sanktionen. Der Firma Rasperia Trading, die mit rund 26 Prozent an STRABAG beteiligt ist, wird ihre Dividende von 37 Mio € vorerst nicht ausbezahlt. Aber damit hat STRABAG das Problem nur aufgeschoben.

Hinter Rasperia steckt der russische Oligarch Oleg Deripaska. Mit dem Radschützenpanzer “BTR-80” greifen russische Truppen die Ukraine an. Der Produzent des Panzers heißt GAZ, dessen Großaktionär Deripaska.

STRABAG setzt seit Jahren auf das Geschäft in Osteuropa. Jetzt droht dem Konzern nicht nur in Polen Gefahr. Er steckt in der Deripaska-Falle.

Putin-Freunde

Von RBI bis OMV geht es um wirtschaftliche und politische Geschäfte, die Österreich Milliarden Steuergelder und Tausende Arbeitsplätze kosten können. Die Verantwortlichen in Banken, Industrie, ÖVP und FPÖ sind bekannt. Ihr Geschäftsmodell war einfach: Posten, Gagen und Gewinne werden im Putin-Freundeskreis verteilt. Für den Schaden stehen die bereit, die sich von Hypo Alpe Adria bis Bankenkrise bewährt haben: die Steuerzahler.

Eine Schlüsselperson heißt auch hier Sigi Wolf. „Wolf ist Aufsichtsratsvorsitzender der Sberbank Europe in Wien, fährt gerne leidenschaftliche Kampagnen gegen die EU-Sanktionen (´Diktat der USA´) und bezeichnet sich offen als Putinfreund. Für Österreich wünscht er sich ´ein bissl mehr russische Demokratur´. Er war Boss von Deripaskas Autozulieferer Russian Machines und hält zehn Prozent Anteile an der GAZ, Russlands größtem Autokonzern,“ fasste ZackZack zusammen. Wolf steuerte jahrelang über die ÖIAG die Geschicke von Konzernen wie der OMV mit. Er ist wohl der wichtigste Mann im Putin-Brückenkopf in Wien.

Alles für Deripaska?

Vieles deutet darauf hin: Die Regierung hat auch für die Krise im Putin-Österreich keinen Plan. Es geht von der Bauwirtschaft bis zu den Banken um Tausende Arbeitsplätze. Aber Nehammer und Schallenberg scheinen sich nur um einen zu kümmern: um Oleg Deripaska. Nicht nur deutsche Medien verdächtigen die Regierung in Wien, Deripaska aus der Sanktionenliste hinausinterveniert zu haben.

Möglicherweise sind die Spitzen der ÖVP zu tief in die russischen Beziehungen mit Firtasch, Deripaska, Wolf und Putin verstrickt. Möglicherweise ist ÖVP-Chef Nehammer handlungsunfähig. In wenigen Wochen werden wir wissen, wie teuer der russische Sonderweg für die österreichische Wirtschaft wird. Was dahinter in ÖVP und FPÖ passiert ist, welche Rolle ihre führenden Politiker gespielt haben, muss untersucht werden.

Titelbild: APA Picturedesk

Autor

  • Peter Pilz

    Peter Pilz ist Herausgeber von ZackZack.

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