Ukraine:
Die ukrainische Hafenstadt Mariupol wird seit zwei Wochen von der russischen Armee belagert. Die Lage der Einwohner ist verzweifelt. 20.000 Menschen gelang nun die Flucht.
Mariupol, 16. März 2022 | 20.000 Menschen sind aus der belagerten Hafenstadt Mariupol entkommen. Das teilte die ukrainische Regierung mit. Die Geflüchteten haben die Stadt mit privaten Fahrzeugen verlassen. Mariupol wird seit Wochen von der russischen Armee belagert. Bilder aus Mariupol zeugen von großflächigen Zerstörungen durch russische Artillerie-Angriffe. Zerstörte Häuser und ausgebrannte Autos säumen die Straßen.
Die rund 440.000 Einwohner Mariupols haben seit 2. März weder Strom, noch Heizung oder fließendes Wasser. Am 8. März verdurstete nach Medienberichten ein sechsjähriges Mädchen, dessen Mutter durch einen russischen Angriff getötet worden war. Die Bombardierung der Kinder- und Geburtsklinik der Stadt am 9. März machte international Schlagzeilen. Papst Franziskus bezeichnete die Belagerung der Stadt als “Massaker” und die leidenden Bewohner als “Märtyrer”.
Strategische Bedeutung
Während die russische Armee die Flüchtenden offenbar unbehelligt entkommen ließ, blockiert sie weiterhin den Zugang zur Stadt für humanitäre Hilfe. Mariupol ist daher von medizinischer Versorgung und Lebensmittellieferungen abgeschnitten.
Die Stadt ist von strategischer Bedeutung. Sie liegt am Treffpunkt der russischen Vorstöße von der Krim und aus dem Donbas. Bereits 2014, nach der Annexion der Halbinsel Krim durch Russland , versuchten prorussische Kämpfer die Stadt zu erobern, wurden aber zurückgeschlagen. Mariupol ist ein wichtiges Zentrum der ukrainischen Metallindustrie. Seit der Annexion der Krim kontrolliert Russland den Zugang zum Asowschen Meer und damit zum Hafen von Mariupol. Die Wirtschaft der Stadt litt stark unter diesen Entwicklungen.
(tw)
Titelbild: APA Picturedesk