Mittwoch, Dezember 4, 2024

Corona: Pandemie raubt Kindern und Jugendlichen Schlaf

Corona

Bereits jedes dritte Volksschulkind ist von Schlafstörungen betroffen. Psychischer Stress, Bewegungsmangel und mehr Display-Zeit könnten Ursachen sein.

Salzburg/Wien, 17. März 2022 | Laut einer Studie haben Schlafstörungen während der Pandemie bei Kindern und Jugendlichen massiv zugenommen. “Das sind Probleme, die wir vor der Pandemie bei Kindern und Jugendlichen praktisch gar nicht gekannt haben”, erläuterte der Salzburger Schlafforscher Manuel Schabus, der gemeinsam mit einem Team die Studie mit insgesamt 2.232 jungen Menschen in Österreich durchgeführt hat gegenüber der APA.

Starke Zunahme im Vergleich zu vor Corona

Die Befragung wurde nach rund einem Jahr Corona im Frühjahr 2021 durchgeführt. Dabei klagte bereits jedes dritte Volksschulkind über Schlafstörungen wie Albträume, Ein- oder Durchschlaf-Probleme. Ähnlich hoch lag dieser Wert auch in der Mittelschul-Unterstufe. Bei den Jugendlichen von 15 bis 18 Jahren berichtete hingegen schon fast die Hälfte von Schlafstörungen. Wie stark die Störungen zugenommen haben, zeigt eine Erhebung vor Ausbruch der Pandemie: Damals hatten noch rund ein Zehntel der Volksschüler Probleme, in der Unterstufe waren es ein Fünftel und bei den Jugendlichen etwa ein Drittel.

Pandemie-Stress, Bewegungsmangel und Displays

Eigentlich hätte sich der Schlaf der Kinder und Jugendlichen durch Lockdowns und Home-Schooling verbessern können, weil sie länger schlafen konnten. “Aber der Effekt wurde wegen der Belastungen durch die Pandemie nicht wirksam”, so Schabus, der an der Universität Salzburg das Labor für Schlaf-, Kognitions- und Bewusstseinsforschung leitet. Die Experten erhoben aber auch noch andere Lebensumstände mit erschreckendem Ergebnis: Drei Viertel aller jungen Menschen räumten ein, sich seit Ausbruch der Pandemie weniger zu bewegen. Dabei fördert regelmäßige tägliche Bewegung laut Experten einen ausgeglichenen Schlaf-Wach-Rhythmus und guten Schlaf.

Knapp jeder Zweite unter den Befragten kam seltener ans Tageslicht und 85 Prozent gaben an, dass sie mehr Zeit mit Smartphone und/oder Tablet verbringen. Licht beeinflusst die menschliche innere Uhr: Tageslicht hemmt die Produktion des Hormons Melatonin, das uns müde macht, und sorgt dafür, dass wir aktivierendes Serotonin produzieren. Natürliches Licht stabilisiert damit den Schlaf-Wach-Rhythmus. Helles Licht vor dem Schlafengehen – etwa von Bildschirmen – hemmt ebenfalls die Melatonin-Produktion, verzögert damit das Einschlafen und beeinträchtigt die Schlafqualität.

Schlechtere Stimmung und Konzentration

Schlafstörungen führen dazu, dass Kinder emotional instabiler sind, dass sie unkonzentrierter sind und sich weniger merken können, sagte Schabus. Außerdem werde auch das Immunsystem angegriffen und geschwächt. Kinder würden dann schneller krank werden, erklärte der Psychologe.

Frühere Studie zeigte bereits Auswirkungen der Pandemie

Im Herbst 2021 hatten Schabus und seine Kollegin Esther Sevil-Eigl bereits eine Studie dazu veröffentlicht, inwiefern die Pandemie Kinder und Jugendliche belastet. Von 5.483 online Befragten gaben besonders Kinder im Alter von sechs bis zehn Jahren und in allen Altersgruppen Mädchen stärker als Buben an, dass Corona ihnen Angst mache. Etwa Dreiviertel der Kinder und Jugendlichen sagten, es ginge ihnen schlechter als vor der Pandemie und dass sie glaubten, dass das Leben erst 2022 oder später wieder einigermaßen normal sein würde.

(pma/apa)

Titelbild: Pixabay

Autor

  • Pia Miller-Aichholz

    Hat sich daran gewöhnt, unangenehme Fragen zu stellen, und bemüht sich, es zumindest höflich zu tun. Diskutiert gerne – off- und online. Optimistische Realistin, Feministin und Fan der Redaktions-Naschlade. @PiaMillerAich

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