Sonntag, September 8, 2024

Ludwig zu Regierung und Corona: „Nicht viel Optimismus“

Ludwig zu Regierung und Corona:

Wien verschärft Coronamaßnahmen in Spitälern und Heimen. Ludwig über die neue Teststrategie der Regierung: „Wenn der Bund glaubt, es besser zu können, bin ich einverstanden.“

 

Wien, 17. März 2022 | Wiens Bürgermeister Michael Ludwig kündigte am Donnerstag schärfere Corona-Maßnahmen in Spitälern und Pflegeheimen an. „Ab Anfang nächster Woche“ soll es Besuchsbeschränkungen geben. Dann ist nur noch ein Besucher pro Patient und Tag zugelassen. Wer ins Krankhaus auf besuch will, muss 2G+ erfüllen, also geimpft oder genesen sein und einen gültigen PCR-Test vorzeigen. In Alten- und Pflegeheimen gilt ebenfalls 2G+, es sind aber zwei Besucher pro Tag erlaubt.

„Es gibt ein Problem“

Diese Maßnahmen würden auf Wunsch der ärztlichen Leiter von Wiener Spitälern erfolgen. Bundesweit leiden Spitäler unter Überlastung. Zu den zahlreichen Corona-Patienten auf den derzeit besonders betroffenen Normalstationen kommen Ausfälle beim Personal. Viele Mitarbeiter im Gesundheitsbereich sind derzeit selbst an Corona erkrankt oder müssen sich um kranke Angehörige kümmern. Dass Vertreter der GECKO-Kommission öffentlich erklärten, es gäbe kein Problem in den Krankenhäusern, kann Ludwig nicht nachvollziehen: „Es gibt ein Problem.“

Von einer Lockerung der Quarantänemaßnahmen für Spitalsmitarbeiter hält Ludwig nichts. Nach Auskunft der Spitäler seien die Omikron-Verläufe keineswegs mild. Die Mehrheit der erkrankten Spitalsmitarbeiter sei nicht symptomfrei. Man werde doch nicht erwarten, dass kranke Menschen an ihrem Arbeitsplatz erscheinen, sagte Ludwig. Dass ÖVP-Landeshauptleute so etwas verschlügen, sei ein Zeichen dafür, dass „manche in der Politik“ aufgegeben hätten und „das Virus durchrauschen“ lassen wollten.

Das Schlimmste kommt noch

Der Gipfel der Entwicklung sei noch nicht erreicht, warnte der Direktor des Wiener Gesundheitsverbunds, Michael Binder. In Wien sei die Situation zwar weniger dramatisch als in anderen Bundesländern, sie verschlechtere sich aber zusehends.

Ludwig kritisierte die Bundesregierung für seiner Ansicht nach zu früh erfolgte Lockerungen. Angesichts von Rekordinfektionszahlen hatte jüngst auch der neue Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) die Öffnungsschritte als verfrüht bezeichnet, aber:

Hinter der Ankündigung der Bundesregierung, nur noch eine begrenzte Zahl an PCR-Tests zu finanzieren, vermutet Ludwig ein politisches Manöver. Er habe das Gefühl, es ginge „vor allem darum, ein gut funktionierendes System in Wien“ abzuändern. Dem Vorschlag, dass die Stadt die Tests künftig selbst finanziert, kann Ludwig nichts abgewinnen. Die Bekämpfung der Pandemie – wie auch die Versorgung von Flüchtlingen – sei Aufgabe des Bundes, der dafür auch Steuern einnähme. „Wenn der Bund glaubt, es besser zu können, bin ich einverstanden“, sagte Ludwig. Die bisherige Erfahrung gebe aber „nicht viel Anlass zu Optimismus.“

Ludwig rät Rauch zu Entschlossenheit

Die Bundesregierung „wäre gut beraten“, Schutzmaßnahmen wieder einzuführen, besonders die FFP2-Pflicht in Innenräumen. Davon würde auch die Bundeshauptstadt profitieren, denn: „Wien ist keine Insel.“ Schließlich habe man keine Mauer um die Stadt gebaut.

„Wenn man eine politische Führungsfunktion übernimmt, muss man auch führen“, sagte Ludwig auf die Frage nach der Performance des neuen Gesundheitsministers. Zu ihm wolle er „nicht ungerecht“ sein, Rauch sei erst kurz im Amt. Aber: „Man muss auch unpopuläre Entscheidungen treffen.“

(tw)

Titelbild: APA Picturedesk

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