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Studie: Container mit Naturmotiven verbessern Mülltrennung

Besonders mit Naturmotiven bedruckte Müllbehälter motivieren Menschen dazu, besser und mehr Müll zu trennen. Das größte Abfallproblem im öffentlichen Raum sind weiterhin Zigarettenstummel.

Wien, 17. März 2022 | Wenn neben Restmüll-Behältern auffällige Sammelcontainer für Wertstoffe stehen, verbessert das die Mülltrennung. Das haben das Institut für Höhere Studien (IHS) und Altstoff Recycling Austria (ARA) in einer gemeinsamen Studie erhoben.

Sie haben an 90 viel besuchten Standorten in den österreichischen Städten Krems, Steyr und Leoben getestet, ob sich die Mülltrennung im öffentlichen Raum durch aufmerksamkeitserregendes Tonnen-Design verbessern lässt. Besonders stark war der positive Effekt in Fußgängerzonen und in der Nähe von Gastronomie-Betrieben.

Naturbilder in verbauten Gebieten besonders effektiv

In der ersten Studienphase wurde gemessen, wie viel Müll unter normalen Bedingungen an den ausgewählten Standorten in den Restmüll-Behältern anfällt. Danach wurden neben den normalen Mistkübeln einerseits herkömmlich designte Plastik- und Metall-Sammeltonnen, andererseits farbliche auffällige Sammeltonnen mit Reflektoren und zuletzt mit Naturmotiven bedruckte Tonnen aufgestellt. Besonders die Naturmotive hatten einen Einfluss auf die Recycling-Motivation der Menschen. In den entsprechenden Tonnen landete fast die doppelte Menge an recycelbarem Abfall, als unter Normalbedingungen überhaupt Müll im Kübel landete. Je verbauter die Umgebung war, desto stärker war der Effekt der Naturmotive.

“Die Naturbilder dürften sich besonders gut vom grauen städtischen Umfeld abheben und so Menschen motivieren, die Abfallbehälter auch zu benutzen”, sagte IHS-Verhaltenswissenschaftlerin Katharina Gangl. Gemeinden würden bisher aber oft “eine unsichtbare Abfallentsorgung” bevorzugen.

Anstupsen für die Umwelt

Hinter der Idee, Naturmotive auf die Tonnen zu drucken, steckt das verhaltensökonomische Prinzip des “Nudging” – zu Deutsch “Anstupsen” oder “Anstoßen”. Der Gedanke dahinter: Der Mensch kann mit bestimmten Hinweisen dazu bewegt werden, sich auch aus eigenem Interesse so zu verhalten, dass es für die Umgebung und die Allgemeinheit optimal ist. In diesem Fall reichte das neue Design der Abfallbehälter, um die Abfallsammlung deutlich zu verbessern, erläuterte Gangl.

Jedoch wurde ein Problem nicht gelöst, nämlich jenes der weggeworfenen Zigarettenstummel. Nach nur zwei Tagen gab man es auf, sie zu zählen, weil die Zahl der Stummel “zu extrem und nicht mehr erfassbar” war. Zigarettenstummel sind der am häufigsten achtlos weggeworfenen Gegenstand. Laut einem Bericht des österreichischen Umweltbundesamts aus dem Jahr 2020 landen davon jährlich österreichweit rund 2,9 Milliarden Stück beziehungsweise fast 500 Tonnen überall außer im Müll.

Österreich muss mehr Plastik recyceln

Weil immer mehr unterwegs konsumiert wird, fällt immer mehr Abfall außerhalb des Haushalts an. Wenn aber Mistkübel oder vor allem Wertstoffcontainer fehlen, landet Abfall auf dem Boden respektive als wilde nicht-recycelbare Mischung im Restmüll.

Die EU-Richtlinie zu Single-use-Plastic sieht vor, dass Getränkeflaschen aus Kunststoff bis zum Jahr 2025 zu zumindest 77 und bis zum Jahr 2029 zu zumindest 90 Prozent getrennt gesammelt und auch recycelt werden müssen. Aktuell beträgt die Sammelquote in Österreich laut Christoph Scharff, Vorstand der ARA, noch 70 Prozent.

Die Ergebnisse der Untersuchung werden auch dem Klimaschutzministerium und den kommunalen Partnern zur Verfügung gestellt. Sie hat bei den drei Partner-Städten zudem bereits Spuren hinterlassen: In Krems gehören die designten Behälter weiterhin zum Stadtbild, Steyr arbeite bereits an einem Testversuch, die Behälter auf Spielplätzen einzusetzen. Und in Leoben untersucht man, wie mit den Restmülltonnen im öffentlichen Raum mehr Aufmerksamkeit erzielt werden kann.

(pma/apa)

Titelbild: APA Picturedesk

Pia Miller-Aichholz
Pia Miller-Aichholz
Hat sich daran gewöhnt, unangenehme Fragen zu stellen, und bemüht sich, es zumindest höflich zu tun. Diskutiert gerne – off- und online. Optimistische Realistin, Feministin und Fan der Redaktions-Naschlade. @PiaMillerAich
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3 Kommentare

  1. Bitte auch noch dringend einen Artikel, der uns zeigt, dass Recyling ein feministisches Thema ist, die LGBT Community mehr eingebunden gehört, die rassistischen gelben Deckeln gegen Blümchenrosa ausgetauscht werden müssen, und wir noch eine genderneutrale Hymne komponieren sollten wo wir alle über Recycling singen und die BLM Bewegung feiern.

  2. “Naturmotiven bedruckte Müllbehälter motivieren Menschen dazu, besser und mehr Müll zu trennen.” Löblich, aber wer trennt schon diesen ganzen Corona-Müllberg? Masken soweit das Auge reicht und die Test- Materialien landen wo?

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