Gerüchte um Abgänge
Zwischen Pandemiekrisenstab und Regierung brodelt es. Die letzten politischen Entscheidungen haben für Unmut bei vielen Gecko-Mitgliedern gesorgt. Am Freitag sollen erste Rückzüge erfolgen.
Wien, 18. März 2022 | Genau drei Monate ist es her, dass der damals noch frischgebackene Kanzler Karl Nehammer die “Gesamtstaatliche Covid-Krisenkoordination”, kurz: Gecko, eingeführt hat. Man wollte aufgrund der “besorgniserregenden” Omikron-Variante künftig Experten bei wichtigen Fragen heranziehen. Doch wie vor allem die letzten Wochen gezeigt haben, traf die Regierung die Entscheidungen lieber selbst.
Bergthaler: “Der Unmut ist groß”
Mittlerweile sei der Ärger über die politischen Alleingänge in Teilen des Gremiums groß, berichtete die “Wiener Zeitung” am Donnerstag. So könnte es schon bei der freitägigen Sitzung der Gecko zu Rücktritten kommen. Dass man bei wichtigen Fragen wie der Einschränkung der Gratistests nicht einbezogen wurde, stieß viele vor den Kopf. Auch die Lockerungsschritte vom 5. März hätten etliche Experten der Gruppe nicht empfohlen. Zitiert wird im Bericht der WZ nur der Virologe Andreas Bergthaler, der meint: “Der Unmut ist bei manchen in Gecko groß.”
Das Ende der Maskenpflicht an den Schulen soll das Fass zum Überlaufen gebracht haben. Mehrere Gecko-Experten seien vor allem deshalb sauer, weil die Politik die Kommission häufig inszeniere, als würde Gecko die Entscheidungen treffen. Tatsächlich soll das Gremium von der Regierung nur zu gewissen Themen befragt worden sein. Man würde die Kommission gerne dazu benutzen, sich dahinter zu verstecken, bei unpopulären Entscheidungen ebenso wie bei solchen mit ungewissen Auswirkungen.
Gecko-Experten fürchten um ihren Ruf
Jetzt, wo sich die Lage in den Spitälern wieder dramatisch zuspitzt, und täglich Rekord-Infektionszahlen verzeichnet werden, fürchten viele der Experten um ihren Ruf. Ob und wie viele der Mitglieder ihren Rückzug bekannt geben werden, wird wohl erst am Nachmittag nach der Sitzung der Gecko klar sein. Einer von ihnen könnte jedenfalls der Leiter selbst, Rudolf Striedinger, sein. Der Mann, der durch das Tragen seines Tarnanzugs bei Pressekonferenzen Berühmtheit in ganz Österreich erlangte, soll laut “Standard” ein Auge auf den Posten der Leitung der Generaldirektion für Landesverteidigung geworfen haben.
(mst)
Titelbild: APA Picturedesk