Mittwoch, April 24, 2024

Chats in Steuercausa Wolf: »Ja bist du denn wahnsinnig geworden, seid’s ihr alle deppert«

»Ja bist du denn wahnsinnig geworden, seid’s ihr alle deppert«

Chats rund um den Ex-Finanzminister und nunmehrigen Chef der Finanzmarktaufsicht (FMA) Eduard Müller legen abermals Interventionen im Interesse des Unternehmers Sigfried Wolf nahe.

Wien, 22. März 2022 | Dabei geht es um den Vorwurf der Justiz, Müller soll vor vier Jahren für jene Finanzamtschefin interveniert haben, die sich von Wolf einen Job gewünscht und ihm dafür große Steuerschulden erlassen haben soll, berichten “Presse” und “Standard”

Demnach sei eine hochrangige Beamtin, die rund um die Causa Anzeige gegen Mitarbeiter der Finanz erstattet hatte, von Müller wenig erfreut kontaktiert worden, dieser soll dabei gesagt haben: “Ja bist du denn wahnsinnig geworden, seid’s ihr alle deppert, da müsst ihr zuerst ermitteln.” Weiters soll Müller zur Beamtin gesagt haben: “Da steckt ja der Thomas drin.” Gemeint war laut Zeitungsberichten Thomas Schmid, damals Generalsekretär im Finanzministerium, der laut vorliegenden Chats eine aktive Rolle in der Causa Wolf gehabt haben soll.

“Edi soll draufbleiben”

Müller wiederum soll ebenfalls in die Jobwünsche der eingangs erwähnten Finanzbeamtin involviert gewesen sein. Sie wollte zum Finanzamt Baden wechseln, und Wolf soll diese Begehrlichkeit an Schmid weitergeleitet haben. Und schrieb dazu: “Edi soll draufbleiben” – gemeint soll Eduard Müller gewesen sein.

Jene Beamtin, die Anzeige erstattete, gab laut Zeitungsberichten bei ihrer Einvernahme durch die Staatsanwaltschaft zu Protokoll: “Knapp vor der Sitzung, ich weiß nicht, wie lang davor, hat mich Dipl.-Kfm. Müller kontaktiert und hat mir gesagt, dass Thomas Schmid die erwähnte Finanzamtschefin für den Job haben will”. Als die Beamtin, die damals auch Vorsitzende der Begutachtungskommission war, die Unabhängigkeit des Gremiums betont habe, hätte Müller noch einmal auf Schmids Wunsch hingewiesen. “Seit diesem Zeitpunkt hatte ich Bauchweh. Hätte ich eine Möglichkeit gesehen, wäre ich aus der Kommission ausgeschieden”, so die Beamtin. Gegenüber “Presse” und “Standard” wollte sich Müller dazu nicht äußern.

Hintergrund zu der Causa Wolf. Der steirische Autoindustrielle hatte im Juni 2018 eine Reduktion seiner Steuernachzahlung von rund elf auf sieben Millionen Euro eingeräumt bekommen, wollte sich aber auch noch die Zinsen in der Höhe von rund 700.000 Euro dafür ersparen. Das hat er zwar nicht durchgesetzt, aber dafür wurde ihm ungefähr derselbe Betrag an weiteren Steuern nachgelassen. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) verdächtigt ihn in dem Zusammenhang, die eingangs genannte Finanzbeamtin bestochen zu haben. Und zwar, indem er mitgeholfen habe, dass sie ihren Wunschposten als Chefin eines anderen Finanzamts ergatterte.

Im Juli 2018 informierte die Finanzbeamtin Wolf darüber, dass am nächsten Tag ihr Hearing für den Leitungsjob in Baden stattfinden werde. Wolf soll ihr nach dem Hearing mitgeteilt haben: “Höre gerade – Hearing ist top!! gelaufen”. Davor hatte er sich bei Schmid danach erkundigt. “Nochmal thanks!!!!!!!!”, antwortete die Beamtin, “scheine dem Herrn Bundesminister als Vorständin vorgeschlagen (worden) zu sein”. So kam es dann auch, wie man heute weiß, schreibt dazu der “Standard”.

(apa/bf)

Titelbild: APA Picturedesk

Benedikt Faast
Benedikt Faast
Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.
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12 Kommentare

  1. Falls wer behauptet die Finanzverwaltung wird dazu missbraucht um Freunde der Politiker zu schützen, und gegen Menschen bösartig vorzugehen die politisch unerwünscht oder gefährlich werden ist ein Verschwörungstheoretiker. Die hartnäckigen Behauptungen Politiker, insbesondere der ÖVP, würden aufkommende politische Gegner, also z.B. einen kleinen Landwirt der sich gegen den Bürgermeister stellt, oder den Inititatoren einer neuen politischen Initiative im Ort die mit den korrupten Machenschaften unzufrieden ist, oder gar einen kleinen Landarzt der schonungslos mit der Coronapolitik und dem Mitläufertum des lokalen Bürgermeisters abrechnet mit Steuerprüfungen und sonstigen Behördenschikanen gezielt schädigen wollen ist ebenfalls bösartige Verschwörungstherie. Das wäre ja genauso absurd als wenn jemand behaupten würde Politiker würden uns dazu zwingen sinnlose Masken zu tragen, oder uns verbieten zum Friseur zu gehen wenn wir ungeimpft sind. Immer diese dummen Verschwörungstheoretiker!

    • Die Vorstände in der FMA waren mir immer schon Suspekt, sind so richtige “Von oben Herab” Leute,
      Es ist absurd wie unsympathisch man sein kann.

  2. So viel aus dem Hause ÖVP liegt bereits auf dem Tisch. Langsam will ich Anklagen sehen:
    1. Kurz wegen Falschaussage vor dem UA
    ….
    112.
    113.

    • Ja, das ist eine unüberblickbare Zahl mittlerweile. Die Unterwanderung hat schon lange begonnen. Und die Aufklärung der Unterwanderung ist ja erst am Anfang.

    • türkis mit schwarz ergibt richtig fiesen Schimmel, also werden die VPler von mir nur noch die Schimmeligen genannt.
      Im übrigen kann der Verzehr von verschimmeltem Brot zu Vergiftungserscheinungen führen und spätestens seit der Meidlinger Schimmelpartie ist das politische Klima in Ö schwer vergiftet.

    • Nau,da werden aber viele eine Freude dann haben,man kannte den Edi,bevor er überhaupt an die Öffentlichkeit kam,nur als den schönen Edi,Frage warum? Also besonders das Schöne.
      Antwort,die liegt ja wohl auf der Hand.

      Bei Frauen würde man sagen,halt den Mund und schau schön aus,ob das für Männer auch gilt? Oder ist es bei einem Mann,der in gewissen Kreisen nur der schöne Edi heisst was anderes ist,keine Ahnung.
      Oder ich sags mal so,es gibt Dinge von denen will ich gar keine haben 🙂

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