Wegen Frisur
Eigentlich hätte Ronja Maltzahn am Freitag bei einer Fridays for Future-Demo in Hannover auftreten sollen. Doch die Sängerin wurde kurzfristig ausgeladen, weil sie Dreadlocks trägt. Sie könne auftreten, wenn sie sich vorher die Haare schneidet.
Hannover, 23. März 2022 | Dürfen weiße Menschen Dreadlocks tragen? Diese Frage spaltet derzeit das Netz. Ausgelöst wurde die Debatte am Mittwoch durch die Ausladung Ronja Maltzahns von ihrem Auftritt bei einer Klima-Demo in Hannover.
Weiße Person mit Dreadlocks auf der Bühne “nicht vertretbar”
Die Veranstalter, die Klimaaktivsten von Fridays for Future, haben der Musikerin aus Bad Pyrmont zwei Tage vor dem Auftritt abgesagt. Die Begründung: Man setze bei Fridays for Future auf ein “antikolonialistisches und antirassisitisches Narrativ”, es sei daher nicht vertretbar “eine weiße Person mit Dreadlocks auf unserer Bühne zu haben”, heißt es in der Absage, die Maltzahn via Instagram bekommen hatte.
Für Fridays for Future ist die Frisur ein Fall von Kultureller Aneignung, eine vor allem dann umstrittene Praxis, wenn sich Mitglieder dominanter Kulturen Elemente von Minderheitskulturen aneignen, oder wie die Aktivisten in der Absage erklären: “Dreadlocks bei weißen Menschen sind eine Form der kulturellen Aneigung, da (…) es in den Zeiten der Sklaverei von weißen Menschen als ein Zeichen der Unterdrückung genutzt wurde.”
Sängerin enttäuscht
Man hoffe, dass sich Maltzahn mit diesem Thema “auseinandersetzt” und lud sie zu einem Austausch bei einer der nächsten Demos ein. Auch die Möglichkeit, vorher noch zum Friseur zu gehen, gab man ihr: “Solltest du dich bis Freitag dazu entscheiden, deine Dreadlocks abzuschneiden, würden wir dich natürlich auf der Demo begrüßen und spielen lassen”, hieß es am Ende der Nachricht mit erneuter Entschuldigung, es überhaupt zu dieser Situation kommen haben zu lassen.
Maltzahn selbst zeigt sich enttäuscht von der Absage. Sie findet es schade, aufgrund äußerlicher Merkmale davon ausgeschlossen zu werden. “Wir möchten keinen Menschen aufgrund von seiner/ihrer kulturellen Herkunft diskriminieren, sondern vielmehr kultureller Vielfalt eine Bühne geben, sie wertschätzen und zelebrieren, für Gender-Equality, Achtsamkeit und Toleranz einstehen”, schrieb sie in einer Stellungnahme auf Instagram.
(mst)
Titelbild: APA Picturedesk