Bezirk St. Pölten
Verdacht der fahrlässigen Tötung sowie der fahrlässigen Körperverletzung steht im Raum. Fehlende Versorgung wegen Personalengpässen durch Corona nicht ausgeschlossen.
St. Pölten, 25. März 2022 | Die Staatsanwaltschaft St. Pölten hat Ermittlungen aufgenommen, nachdem im Bezirk in einem privat geführten Pflegeheim Bewohner gestorben sind. Im Raum stehe der Verdacht der fahrlässigen Tötung sowie der fahrlässigen Körperverletzung in mehreren Fällen, teilte ein Sprecher der Anklagebehörde am Freitag auf Anfrage mit. Es seien mehrere Obduktionen durchgeführt worden, auf entsprechende Gutachten werde gewartet.
Versorgungsmangel wegen Personalengpässen nicht ausgeschlossen
Einem Bericht der “Kronen Zeitung” am Freitag zufolge, kamen die Erhebungen ins Rollen, weil Ärzte im Universitätsklinikum St. Pölten auf den bedrohlichen Gesundheitszustand eines ins Spital eingelieferten Heimbewohners aufmerksam gemacht hatten. Nicht ausgeschlossen sei, dass es im Pflegeheim wegen Corona-bedingter Personalengpässe an ausreichender Vorsorge gefehlt habe. Für die Einrichtung gilt laut dem Bericht nun ein Aufnahmestopp.
Nähere Details zu dem Fall nannte der Sprecher der Staatsanwaltschaft St. Pölten nicht. Verwiesen wurde darauf, dass aktuell noch Vernehmungen auf dem Programm stehen würden. Offen blieb indes auch, ob die Ermittlungen zunächst gegen unbekannte Verdächtige oder bereits gegen konkrete Beschuldigte geführt werden.
Jahrelanger Pflegekraftmangel
Seit Jahren fehlen im Gesundheitssystem Pflegekräfte, gleichzeitig steigt der Anteil von Menschen in der Bevölkerung, die aufgrund ihres Alters Pflege brauchen. Derzeit fällt aufgrund von Corona-Erkrankungen und Quarantänefällen in ganz Österreich zusätzlich Personal aus. 2019 hat das Sozialministerium im Rahmen einer Bedarfsprognose errechnet, dass es bis 2030 rund 76.000 Pflegekräfte mehr braucht, um den erhöhten Pflegebedarf in Österreich decken und mobile Pflege ausbauen zu können und Pensionierungen in der Pflege auszugleichen.
Aus dem Gesundheitswesen hört ZackZack, dass auch in Spitälern Pflegekräfte fehlen, dass immer mehr ihre Ausbildung abbrechen würden, oder aus dem Beruf ausschieden, weil sie überlastet seien und Perspektiven fehlten. Die größten Forderungen von Pflegekräften aber auch von Ärzten, mit denen ZackZack gesprochen hat: Der Beruf muss besser bezahlt, gesellschaftlich besser anerkannt werden und das Stundenausmaß reduziert werden. “20 Prozent mehr Gehalt, fünf Stunden weniger Normalarbeitszeit”, formuliert Daniel von Langen, Turnusarztvertreter im Vorstand der Österreichischen Ärztekammer, gegenüber ZackZack ein mögliches Modell.
(pma/apa)
Titelbild: APA Picturedesk