Samstag, April 20, 2024

Amazon-Mitarbeiter bilden erstmals Gewerkschaft

Historische USA-Wahl

Amazon steht seit Jahren wegen seiner schlechten Arbeitsbedingungen in der Kritik. Bisher verhinderte der Online-Versandhändler die Bildung von Gewerkschaften in den USA. In New York stimmte die Mehrheit der Mitarbeiter nun erstmals dafür. 

Staten Island, 05. April 2022 | Mit Einschüchterungen und Entlassungen ging der zweitgrößte Arbeitgeber in den USA bisher gegen die Gründung von Gewerkschaften vor. Amazon ist seit Jahren wegen schlechter Arbeitsbedingungen und Überwachungsversuchen seiner Mitarbeiter in den Schlagzeilen. Die Beschäftigten selbst hatten wenig Handhabe. Das könnte sich jetzt ändern.

Denn in einem Logistikzentrum im New Yorker Bezirk Staten Island stimmten 55 Prozent dafür, die Verhandlungen mit der Geschäftsleitung in Zukunft gemeinsam zu führen. Insgesamt arbeiten 4800 Beschäftigte an diesem Standort. Es ist die erste Abstimmung für eine Amazon-Gewerkschaftsgründung in den USA, bei der das gelang. Die Interessenvertretung soll Amazon-Gewerkschaft heißen, kurz ALU.

Federführend war der Lagerarbeiter Chris Smalls, der von Amazon gekündigt wurde, weil er mit einer Protestveranstaltung bessere Schutzmaßnahmen der Arbeiter gegen das Coronavirus forderte. Das Unternehmen musste ihn wenig später wieder einstellen. “Wir danken Jeff Bezos dafür, dass er ins All geflogen ist, denn während er dort oben war, haben wir hier Unterschriften gesammelt”, richtete Smalls dem Unternehmensgründer aus.

Amazon “enttäuscht”

Amazon sagte in einer Stellungnahme, das Unternehmen sei “enttäuscht” über das Abstimmungsergebnis und kündigte an zu prüfen, ob es beim Nationalen Amt für Arbeitsbeziehungen (NLRB) Beschwerde einlegen kann. Es wirft dem NLRB vor, die Abstimmung beeinflusst zu haben. Möglicherweise könnte Amazon auch klagen, selbst wenn nicht, kann es den Abschluss eines ersten Tarifvertrags mit der neuen Gewerkschaft mehrere Jahre verzögern.

Das Signal, das die Gewerkschaftsgründung sendet, ist jedenfalls ein starkes. Das Ergebnis könnte nicht nur für Mitarbeiter anderer Amazon-Logistikzentren ein Beispiel sein, die versuchen könnten, sich der ALU anzuschließen, sondern auch für weitere Großunternehmen.

(sm)

Titelbild: APA Picturedesk

Stefanie Marek
Stefanie Marek
Redakteurin für Chronik und Leben. Kulturaffin und geschichtenverliebt. Spricht für ZackZack mit spannenden Menschen und berichtet am liebsten aus Gerichtssälen.
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