Freitag, April 19, 2024

Traiskirchen verzichtet auf gesetzliche Mietkostenerhöhung

Traiskirchen setzt für dieses Jahr die gesetzliche Mietkostenanpassung für ihre Immobilien aus. Die Gemeinde reagiert damit auf die hohe Inflation und Energiekostensteigerung. Dazu wird der Heizkostenzuschuss für finanziell Benachteiligte verdoppelt.

Traiskirchen, 6. April 2022 | Der Gemeinderat Traiskirchen wird die Mieten in Gemeindeimmobilien nicht wie gesetzlich vorgesehen anheben. Normalerweise werden die Mietpreise alle zwei Jahre angepasst, entsprechend der Teuerungsrate. Die Gemeinde verzichtet nun für ein Jahr darauf. Traiskirchens Bürgermeister Andreas Babler (SPÖ) ist diesen Schritt aufgrund der aktuellen Rekord-Inflation und der zusätzlichen Energiekosten-Belastung durch den Krieg in der Ukraine gegangen. So sollen hohe Nachzahlungen abgefedert werden.

Finanzieller Spielraum auf Gemeindeebene

Traiskirchen verzichtet mit diesem Schritt auf etwa 200.000 Euro Einnahmen im Jahr, Mieter sparen sich jährliche Mehrkosten von 350 bis 500 Euro. Den Privatmarkt könne man ohnehin nicht beeinflussen, so Bürgermeister Babler gegenüber ZackZack. Aber bei den etwa 1.000 Mietobjekten im Eigentum der Gemeinde – Geschäftslokale und Wohnungen – hätte man einen gewissen Gestaltungsspielraum. „Solide Stadtfinanzen“ machten das möglich, so Babler.

Die Frage, was in einem Jahr passiere, sei berechtigt, räumt Babler auf Nachfrage ein. Dass jetzt erst einmal auf die Mieterhöhung verzichtet wird, ist demnach erst einmal eine Akutmaßnahme. Gleichzeitig verdoppelt die Gemeinde den Heizkostenzuschuss für finanziell benachteiligte Bürger auf insgesamt 300 Euro.

Kritik an Regierung

Bürgermeister Babler blickt kritisch in Richtung Parlament. Dort würde nur „beobachtet“ und wenig getan, sagt er im Gespräch mit ZackZack. Hohe Inflation und Energiekosten seien eine politische Frage. Diese träfen „natürlich tendenziell und auch zielgerichtet Menschen, die nicht superreich sind“, sagt Babler. Er fordert „große Lösungen“ und „Schluss mit dem Freier-Markt-Bla-Bla“, der freie Markt sei der größte Feind von Menschen, die es sich nicht selbst richten können. „Dieses Land muss eine soziale Krise abwenden“, schließt Babler.

(pma)

Titelbild: APA Picturedesk

Pia Miller-Aichholz
Pia Miller-Aichholz
Hat sich daran gewöhnt, unangenehme Fragen zu stellen, und bemüht sich, es zumindest höflich zu tun. Diskutiert gerne – off- und online. Optimistische Realistin, Feministin und Fan der Redaktions-Naschlade. @PiaMillerAich
LESEN SIE AUCH

Liebe Forumsteilnehmer,

Bitte bleiben Sie anderen Teilnehmern gegenüber höflich und posten Sie nur Relevantes zum Thema.

Ihre Kommentare können sonst entfernt werden.

20 Kommentare

  1. Das macht er gut, der Babler. Auch wenn es nur der Tropfen auf den heissen Stein ist. Wirklich helfen würde nur ein rückwirkender Inflationsausgleich, aber das kann natürlich nur die Bundesregierung beschliessen. Man erinnere sich an die letzte Rentenerhöhung von 1.8 % und verrechne diese mit der aktuellen und ziemlich sicher noch weiter steigenden Inflation.

  2. Na dann können halt andere Gemeindevorhaben nicht finanziert werden. Linke – Rechte Hosentasche. Im Endeffekt zahlen das moralische Feigenblatt alle Gemeindebürger – und der Gemeinderat und der Bürgermeister bekommen einen Heiligenschein.

  3. Lt . einer Doku vor kurzem wurde über mehrere Krisen berichtet, ebenso deren Ursachen.
    Sogut wie immer waren Spekulationen an der Wall Street der Anfang….

  4. “gesetzlich vorgegebene Mietkosteerhöhung”…. Allein das schon, ist der reine Wahnsinn.

    Bin schon gespannt, wie lang sich die Leute mit der “unaufgeregt” – Strategie der Berichterstatter ruhig stellen lassen.

  5. Bravo “baer” und “ManFromEarth”!
    Das auf John Maynard Keynes’ Theorie basierende Konzept des “Freien Marktes” entpuppte sich makroökonomisch als spekulativ Renditen getriggerter Geld(Trichter)kreislauf. Dies in Margen lastiger Produktionskreislauf- / Produktzyklus / Ziel-Preis-Optimierung – aus dem parametrierten Grundproblem resultierend, höhere Erträge aus Finanz- / Zins- und Anlagevermögen – jeweils wirtschaftspolitischen Zielsetzungen geschuldet – geringer zu besteuern als jene aus produktiv verrichteter Arbeit.
    So gesehen logisch schlüssig kann es also letztlich immer(!) nur zum Nachteil des Endverbrauchers ge-reichen. Volkswirtschaftlich manifestiert sich das dann in der asymetrischen Vermögensverteilung…
    In other words: “Den letzten beiss’n die Hund’!”
    (Sollte hier aber keine Einleitung für Pro-Seminar “Denken hilft zwar – nützt aber nichts” werden)

      • Deswegen sitzen “die Huren der Reichen” ja auch dort, wo sie sitzen (sollen) … 😉

    • deswegen kann die Wirtschaft endliche Ressourcen unendlich verwirtschaften.🤑
      Unsere Biosphäre pfeift deswegen schon aus dem letzten Loch….

  6. Ich finde auch man sollte endlich Schluss machen mit diesem “freie Markt” Geschwätz. Es gibt keinen “freien Markt”. Das Prinzip von Angebot und Nachfrage wird doch schon lange ad absurdum geführt von den Spekulanten. Das beste Beispiel dafür sind die Benzinpreise. Wir stehen vor einer Neuordnung der Weltwirtschaft und die Regierung muss regulierend eingreifen sonst werden große Teile der Bevölkerung unter die Räder kommen.

Kommentarfunktion ist geschlossen.

Jetzt: Polizeiäffäre "Pilnacek"

Denn: ZackZack bist auch DU!