Freitag, März 29, 2024

Drohender Rechtsruck in Frankreich: Macron bangt um Wahlsieg

Drohender Rechtsruck in Frankreich:

Frankreich steht vor einer wichtigen Entscheidung: Am 10. April beginnt die erste Runde der Präsidentschaftswahlen. Laut Umfragewerten wird es ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Macron und Le Pen.

Paris, 8. April 2022 | Amtsinhaber Emmanuel Macron führt die Umfragen zur Präsidentschaftswahl in Frankreich mit 26 bis 28 Prozent an. Ihm dicht auf den Fersen folgt laut einer repräsentativen Erhebung vom 4. April die rechtsnationale Kandidatin von der Partei „Rassemblement National“ (Nationale Versammlung), Marine Le Pen, mit 22 Prozent. In anderen Umfragen kommt sie auf 24 Prozent.

Der wachsende Zuspruch für Le Pen wird mit Sorge betrachtet, aber noch rechter im politischen Spektrum siedelt sich der Kandidat der rechtsradikalen Partei „Reconquête!“ (Rückeroberung) Éric Zemmour an. Der Ex-Journalist ist im Wahlkampf nicht nur mit rassistischen und islamophoben Reden aufgefallen, sondern auch durch seine sexuellen Übergriffe auf Frauen, die im Zuge seiner Kandidatur ans Tageslicht bekannt wurden. Dennoch ist er mit neun Prozent in den Umfragen gar nicht so unbeliebt bei den Franzosen.

Wenig Wahlkampf, viel Kritik

Macron hatte erst unmittelbar vor Fristablauf seine Kandidatur angekündigt und war im Wahlkampf bis auf eine fünfteilige Youtube-Minireportage, in der er sich als „Le Candidat“ präsentierte, nicht sonderlich aktiv. Das dürfte am Ukraine-Krieg und an seiner Rolle als „Krisenmanager“ liegen. Obwohl er anders als seine Mitstreiter nicht pompös in den Wahlkampfring gestiegen war, stiegen seine Umfragewerte zu Beginn des Ukraine-Kriegs stark an. Mittlerweile hat das nachgelassen.

Macron bekommt trotz seiner Beliebtheit vielfach Gegenwind. Von Kritikern wird er aufgrund seiner politischen Entscheidungen in den letzten fünf Jahren als „Präsident der Reichen“ bezeichnet. Zwei Punkte seines Wahlprogramms stoßen potenziellen Wählern besonders sauer auf: Die Einführung der Rente mit 65 anstatt wie gehabt mit 62 und die Bedingung, die volle Sozialhilfe künftig nur bei einer Beschäftigung der Betroffenen von 15 bis 20 Stunden auszuzahlen.


Bild: Daniel Pilz 

Linker Kandidat holt auf

Ein Kandidat, der durch seinen Wahlkampf viel Zuspruch generieren konnte, ist der linksextreme Kandidat der Partei „La France Insoumise“ (Unbeugsames Frankreich) Jean-Luc Mélenchon. Seine Umfragewerte sind seit Beginn des Wahlkampfs im Oktober 2021 von 9 Prozent auf 17 Prozent gestiegen. Damit liegt er weit vor den anderen kleineren Kandidaten und wird sogar hie und da in der zweiten Runde des Wahlgangs gesehen.

Neben Zemmour erreicht auch die konservative Republikanerin Valérie Précresse neun Prozent in den Umfragen. Die restlichen sieben Kandidaten schwanken zwischen einem und maximal fünf Prozent. Allerdings zeichnet sich eine geringe Wahlbeteiligung ab. Rund ein Drittel der Wahlberechtigten würden Stand jetzt auf ihre Stimme verzichten und fühlen sich durch die Kandidaten nicht vertreten. Das wäre ein noch nie dagewesener Rückgang in der Wahlbeteiligung.

Stichwahl zwischen Macron und Le Pen?

Am kommenden Sonntag gehen die Präsidentschaftswahlen in Frankreich mit zwölf Kandidaten also in die erste Runde. Sofern ein Kandidat im ersten Wahlgang mehr als die Hälfte der gültigen Stimmen erzielt, gilt sie für diesen als gewonnen. Dieser Fall ist jedoch seit 1958 nicht mehr eingetreten und das wird dieses Wochenende laut Umfragewerten nicht anders sein. Ein zweiter Wahlgang in Form einer Stichwahl zwischen den zwei Kandidaten, die in der ersten Runde die meisten Stimmen bekommen haben, folgt zwei Wochen später am 24. April. Wie schon 2017 deutet alles auf einen Showdown zwischen Le Pen und Macron erwartet.

(nb)

Titelbild: APA Picturedesk

Nura Wagner
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24 Kommentare

  1. Sind Sie sicher, daß sich von einem Rechtsruck alle bedroht fühlen würden? Ja, einer fällt mir schon ein: Klaus Schwab wäre sicher verärgert, wenn seine Kreatur abgewählt würde…

  2. Monsieur Macron mag für viele sozial schwächere Franzosen der “président des riches” sein und wie die Gelbwesten – und Impfgegnerproteste gezeigt haben viel falsch gemacht haben, aber vergessen wir nicht eines: laut Umfragen ist er der einzige Kandidat, der in die Stichwahl kommen kann und kein Extremist ist.
    Die anderen drei, Mélenchon, Zemmour und Le Pen sind politisch weit links oder rechts der Mitte. Würde einer von ihnen Macron schlagen, wäre die EU Stabilität zumindest gefährdet. Putin und Orban hätten sicher ihre Freude und ihre Spiesgesellen überall in Europa auch.
    In Krisenzeiten wie den unseren bleibt zu hoffen, dass den Freunden im Douce France ein moderater und staatsmännisch erfahrener Président de la République lieber ist, als irgendwelche Experimente.

  3. Der kleine Westentaschen-Napoleon ist sichtlich ein ganz übler Plauscherer, außer dem Drangsalieren der eigenen Bevölkerung brachte der bis zum heutigen Tag nix auf die Reihe. Wäre nicht verwunderlich wenn er bei den Wahlen abkackt, da spielt es auch keine Rolle wer sein Herausforderer ist, das könnte auch ein Hydrant sein.

  4. Frankreich ist von den durch die Migration ausgelösten sozialen Spannungen schwer belastet. Gleichzeitig stören sich die Franzosen an der deutsch-dominierten Bevormundung durch Brüssel als auch am zunehmend von Brüssel goutierten US-Einfluss in der EU.Somit sind die nationalistischen Tendenzen gut verständlich, werden aber auch diesmal noch nicht zum Umschwung führen. Brüssel spielt weiterhin mit dem Zerfall der EU – und hat bereits einmal verloren.

  5. Wie lange wird uns dieser “Rechtsruck” in Frankreich eigentlich schon prophezeit? Eingetreten ist er bis jetzt nicht. Den Franzosen scheinen die “Rechtsrucke” anderer Länder eine Warnung zu sein.

    • Vielleicht hätte Macron in den letzten 2 Jahren lieber auf echte Fachmänner bzgl. Atemwegsinfektionen als auf McKinsey hören sollen.

      • … vielleicht, dafür gleich eine Gruppe denen Menschenrechte, Pressefreiheit und Datenschutz komplett egal, bzw. ein Dorn im Auge sind. Verstehe das wer wolle….

        • Mir fiele nicht ein, welche Gruppe den derzeitigen Zustand noch verschlimmern könnte. Das gilt übrigens auch für unser Land, auch wenn man die Probleme gerne immer nur woanders sehen möchte.

          • Scheinbar bist Du auch in Erwartung des Führers, der für Dich das Denken übernimmt.
            Tragisch.

          • Welche autoritären Maßnahmen? Die zum Schutz unserer und auch Deiner Gesundheit?

          • Die Neigung für Rechtspolitik hat eigentlich immer nur den banalen Grund der Hoffnung dass sie verhindert, dass man den nationalen Kuchen mit “kulturfremdes Menschengut” teilen muss. Da werden zwar stets allerhand weitere (teils auch pseudointellektuelle,) Gründe vorgeschoben, doch letztendlich gehts immer nur um billigen Neid und um Rassismus. Die Rechtspolitiker benötigen dafür weder Bildung noch Intellekt. Da reicht es schon dass man dem unteren menschlichen Bodensatz aus der Seele spricht und offen zeigt was man selber für “Geistes Kind ist”.

          • Und gerade die Franzosen, welche sich Jahrhunderte lang an ihren Kolonien bereichert haben, hätten allen Grund ihre Türen für Einwanderer aus solchen Ländern offen zu halten, damit sie diesen etwas zurückerstatten können. Sei es Bildung, Arbeit oder sogar Wohlstand. Aber solche Einsichten sind wohl von der Tochter eines Edelrassisten kaum zu erwarten. Möchte damit aber nicht behaupten dass nun z.B. Macron da moralisch viel besser aufgestellt ist. Aber seine Wähler sind wenigstens nicht vorwiegend rechter Gesinnung.

    • Nein….die Menschen sehnen sich nach wie vor nach einem starken Führer, der ihnen all ihre Probleme ( scheinbar) abnimmt.
      Probleme die sie ( minderbegabte) selbst nicht lösen können.
      Geschichte? Steht das in den Gratisschmierblattln? Spricht man davon beim Frühschoppen, der jetzt nach den unsinnigen Regeln unserer Regierung , wieder ungeniert stattfindet?
      Die Menschheit ist , bis auf wenige Ausnahmen, schwach und leider auch dumm.

          • …und ManFromEarth.
            Die Köpfe der Menschen beinhalten einen Krug als Hirn und dieser geht über ganz gleich aus welchem Grund.
            Vielleicht sollte man denen in der frühesten Jugend lehren, umso mehr man dem Hirn zuführt umso mehr hat Platz, Raum oder Hinterplatzraum.

          • Klar ist es anstrengend, es tut auch zeitweise so richtig weh und verursacht Unsicherheit immer wieder vor der Brandung der Fels zu sein.

          • 👍 ein Gehirn wird tatsächlich besser je mehr man es benutzt, ganz besonders dann wenn man auch was hinein füllt.😉
            Ansonsten kommt es zu “Leerlaufstörungen”….

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