Samstag, April 20, 2024

Macron und Le Pen in Stichwahl – Frankreich

Frankreich

Im Rennen um die Präsidentschaft in Frankreich können die Wähler in zwei Wochen zwischen Amtsinhaber Emmanuel Macron und der rechten Kandidatin Marine Le Pen entscheiden.

Wien, 11. April 2022 | Macron und Le Pen qualifizierten sich in der ersten Wahlrunde am Sonntag wie erwartet für die Stichwahl. Die Kandidatinnen der früheren Volksparteien, der Sozialisten und Konservativen, erlitten hingegen schwer Niederlagen.

Nach Auszählung der Stimmen aller registrierten Wähler gewann Macron demnach 27,84 Prozent und Le Pen 23,15 Prozent. Der Linkspolitiker Jean-Luc Mélenchon steht mit 21,95 Prozent auf Platz drei. Der Rechtsextreme Éric Zemmour zog nach den Angaben des Innenministeriums mit 7,07 Prozent an der Konservativen Valérie Pécresse mit 4,78 Prozent vorbei. Die sozialistische Kandidatin Anne Hidalgo lag abgeschlagen bei 1,75 Prozent. Der Grüne Yannick Jadot kam auf 4,63 Prozent.

Macron dankte seinen Wählerinnen und Wählern für ihren Rückhalt. “Euer Vertrauen ehrt mich, verpflichtet mich und bindet mich”, sagte der 44-Jährige am Sonntag vor Massen jubelnder Anhänger in Paris. Strahlend fügte er hinzu: “Sie können alle auf mich zählen, um dieses Fortschritts- und Öffnungsvorhaben umzusetzen.”

Le Pen pochte in einer ersten Reaktion auf Frankreichs Selbstständigkeit und Werte. Für die Stichwahl hätten sich “zwei entgegengesetzte Visionen der Zukunft” durchgesetzt, sagte sie am Sonntagabend in Paris. Sie vertrete “die soziale Gerechtigkeit rund um das jahrtausendealte Konzept von Nation und Volk”. Sie werde die nationale Unabhängigkeit und die Möglichkeit der einfachen Franzosen sicherstellen, für sich selber zu entscheiden. “Ich werde Frankreich in fünf Jahren in Ordnung bringen”, meinte sie.

Nach dem Einzug Marine Le Pens in die Stichwahl der französischen Präsidentschaftswahl sieht ihr Vater und Parteigründer Jean-Marie Le Pen sie bereits als Wahlsiegerin. In der Zeitung “Le Parisien” vom Montag nannte der 93-Jährige seine Tochter bereits “die zukünftige Präsidentin der Republik”. Ihr Ergebnis sei bemerkenswert gewesen. Jean-Marie Le Pen hatte sich im Wahlkampf auf der Seite des Konkurrenten seiner Tochter, Éric Zemmour, geschlagen. Marine Le Pen hatte ihren Vater nach schweren Konflikten 2015 aus dem Front National ausgeschlossen und diesen später in Rassemblement National umbenannt.

Suche nach Unterstützern

Der rechtsextreme Kandidat Zemmour rief nach der Wahl zur Unterstützung von Le Pen auf. “Ihr steht ein Mann gegenüber, der zwei Millionen Immigranten ins Land gelassen hat und während des Wahlkampfs nie über innere Sicherheit und Einwanderung geredet hat”, sagte er am Sonntagabend mit Blick auf Präsident Macron.

Die Kandidatinnen und Kandidaten von Republikanern, Sozialisten, Grünen und Kommunisten (Fabien Roussel) gaben eine Wahlempfehlung für Macron ab. Sollte die Rechtspopulistin Le Pen an die Macht kommen, drohten “desaströse Folgen für das Land und für folgende Generationen”, sagte die konservative Kandidatin Pécresse am Sonntagabend in Paris.

Der beim Votum drittplatzierte Linkspolitiker Mélenchon sprach sich zwar nicht direkt für Macron aus, forderte aber dezidiert dazu auf, nicht für Le Pen zu stimmen: “Ihr dürft Frau Le Pen eure Stimme nicht geben”, betonte er am Sonntagabend.

Enges Rennen erwartet

Sowohl Macron als auch Le Pen waren schon 2017 in der Stichwahl gewesen, die der Zentrumsliberale damals klar für sich entscheiden konnte. Dieses Mal dürfte es aber knapper werden. Viele linke Wählerinnen und Wähler haben in Umfragen erklärt, dass sie anders als 2017 Macron in der Stichwahl nicht wählen würden, nur um einen Einzug der Rechtspolitikerin Le Pen in den Élysée-Palast zu verhindern. Diese Wahlberechtigten muss Macron nun überzeugen, ihre Meinung zu ändern und in der zweiten Runde am 24. April doch für ihn zu stimmen.

(apa/bf)

Titelbild: APA Picturedesk

Benedikt Faast
Benedikt Faast
Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.
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17 Kommentare

  1. Interessant wird, wie sich die Verwandte von Marine Le Pen, Marion Maréchal Le Pen, nach dem ersten Wahlgang verhält. Sie unterstützt aktuell den Präsidentschaftskandidaten Eric Zemmour. Dessen Stimmen könnten bei der Stichwahl zum Teil auf Marine Le Pen übergehen. Mal sehen, wen sie dann unterstützt.

  2. Ich habe eine ernstgemeinte Frage an VertreterInnen des Feminismus:

    Was wollt ihr eigentlich?

    Le Pen ist eine Frau, aber die passt nicht, weil sie zu weit rechts ist.
    Clare Daly ist eine Frau, aber die passt nicht, weil sie zu weit links ist.

    Falls jemand nicht weiß wer Calre Daly ist, das ist eine irische EU Abgeordnete, die kürzlich Schlagzeilen gemacht hat, weil sie sagte, dass die EU im Ukrainekonfikt scheinheilig agiert.

    Rechts passt nicht, links passt nicht. Aber die “Männer” bleiben das erklärte Feindbild.
    Deswegen ganz ehrlich was wollt ihr bitte?

    Muss es eine neoliberale sein, die bei jedem Auftritt einen Regenbogenpin trägt oder wollt ihr eine Iron Lady wie Margaret Thatcher?

    Die die dauernd von Toleranz predigen, scheinen die intolerantesten PharisäerInnen überhaupt zu sein.

    • Gerechten Lohn, gleiches Gehalt für die selbe Arbeit, die selben Aufstiegschancen, eine gerechte Verteilung der Lasten von Kinder- Alten- Krankenbetreuung sowie Hausarbeit und sozialem Engagement, keine Ausbeutung des weiblichen Körpers mehr, keine Verstümmelung durch Beschneidung und ähnliche Praktiken, keine Zwangsheiraten keine Vergewaltigungen weder in der Ehe noch im Krieg oder sonst wo, keine Tötung von weiblichen Säuglingen oder Abtreibungen aufgrund des Geschlechtes. Generell keine reduzieren mehr auf das Geschlecht und die Optik. Und als aller erstes eines: Gehört werden, in allen Belangen und zu allen Themen! Falls ich was vergessen habe…..Und das man extreme Meinungen ablehnt (zu weit rechts, zu weit links) ist eine andere Frage und hat mit Feminismus eigentlich gar nichts zu tun.

      • Und als aller erstes eines: Gehört werden, in allen Belangen und zu allen Themen!
        Ihnen ist schon bewusst, dass die feministische Szene Idole wie Nekane Txapartegi und Leila Khaled hat, oder? Wenn Sie sich für deren Stimmen stark machen, bekommen Sie unter Umständen Besuch vom BVT.

        Und das man extreme Meinungen ablehnt (zu weit rechts, zu weit links) ist eine andere Frage und hat mit Feminismus eigentlich gar nichts zu tun.
        Das ist alles eine Frage der Perspektive was ist “extrem”? Für Neoliberale ist Frau Kahr auch eine Extremistin.

        Wenn doch das Wörtchen “eigentlich” nicht wäre. Zu weit rechts wovon? Zu weit links wovon? Wenn die Mitte von einem zionistischen neoliberalen Wokeismus geprägt wird, dann ist jede moderate Stimme extremistisch.

        Neusprech wird mehr werden, nicht weniger.

        https://www.feminist-radia.org/post/stopp-politische-verfolgung-nekane-eine-von-uns

      • In der Ukraine wird Männern die Ausreise untersagt, “weil sie Männer sein müssen und für ihr Land sterben”. Das ist nicht fair.

        Gleichberechtigung = Gleichberechtigung.

        “Journalism is printing what somebody else does not want printed – everything else is Public Relations” – George Orwell

        Wir leben in einer Clownwelt, in der es radikale Feministinnen gibt, die ernsthaft Schilder auf Demos haben wo drauf steht “Topless Jihad”: https://static.dw.com/image/16736881_304.jpg

        Und wenn Sie solche Frauen kritisieren, dann werden Sie der Misogynie beschuldigt.
        In Ihren Augen sind das vermutlich Linksradikale.

        Konvervative Frauen wie Le Pen werden jedoch auch nicht gewollt.

        Also wohin geht die Reise dieser irrationalen Geschlechterpolitik?

  3. ich glaub ja, dass der macron – trotz aller berechtigter kritik – gewinnen wird.

    interessant auch: wenn 2 % der lepen-wähler*innen zemmour gewählt hätten, wär jetzt mellenchon in der stichwahl.
    das wär dann wirklich spannend.

    aber ich hätte auch nicht geglaubt, dass die briten für den brexit stimmen und die amis den trump wählen.

    also so gesehen ist es a bissl wie im lotto:
    alles ist möglich.

  4. Warum berichtet Zack zackzack überhaupt noch über Außenpolitik? Wie der Andrang der Postings hier beweist, interessiert den Lesern offenbar eh nur jeder Furz im und im Umkreis des Ballhausplatzes, den man dann bis zum Ersticken oder Erstinken kommentiert. Wenn Nehammer ins Ausland reist, läuft er vor den peinlichen Fragen davon, mit denen man ihn hier in die Enge getrieben hat. Die anderen Medien sind alle auf Regierungslinie, doch zum Glück gibts noch das einzige freie und unabhängige Zack Zack.

  5. Das relativ knappe Ergebnis ist ein Warnsignal an die EU-Politik – das natürlich wieder einmal von Brüssel gefliessentlich ignoriert wird. Und wenn es dann zu spät ist, dann sind die Bösen einzig und alleine die Franzosen. GB ist ja schon Geschichte.

    • Die EU hat viele Versäumnisse begangen. Das überall die rechten Populisten wie Schwammerl aus dem Boden schießen hat aber viele Ursachen. Eine davon ist das soziale Ungleichgewicht, das sich in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat. Nun war ja die EU immer primär als Wirtschaftsunion geplant und gemeinsame Regeln im Bereich von Löhnen und sozialen Standards sind noch immer verpönt. Besonders die rechten Populisten und Nationalisten sind dagegen. Also jene die dann die Stimmen der Leute kassieren die sich zurückgelassen fühlen. Solange das die Regierungen nicht kapieren, werden die re. Populisten stark sein. In Zeiten von Twitter und Co wird es ihnen leicht gemacht die Menschen zu manipulieren und die Tatsachen zu verdrehen. Ja die EU schläft, in vielen Belangen.

      • Höre ich da den subtilen Ruf nach Meinungskontrolle?
        Die sozialen Disparitäten sind nur ein Teil des Problems und auch teilweise nur ein Ergebnis anderer Versäumnisseund Fehler. Das Grundproblem ist wohl die EU-Ideologie, die nicht von der ganzen Bevölkerung und nicht von allen Ländern mitgetragen wird, die aber von Brüssel zwangsweise umgesetzt wird. Drüberfahren führt automatisch zum Nationalismus. Und daszweite Hauptproblem ist, dass Brüssel sich weitgehend den USA unterordnet, als wäre die EU eine Kolonie der USA. Die logische Reaktion ist – Nationalismus.

        • Nach Meinungskontrolle? Was hat eine Vereinheitlichung von Sozialstandards mit Meinungskontrolle zu tun? Alles andere wurde doch auch vereinheitlicht in einem großen europäischen Wirtschaftsraum. Es wäre nur logisch das in sozialen Belangen auch zu tun (natürlich auf dem höchsten Niveau). Die Bevölkerung in den entsprechenden Ländern hätte mit Sicherheit nichts dagegen und für die Wirtschaft müsste man eben einen Ausgleich schaffen damit die das auch stemmen können.

          Und die Sache mit dem Drüberfahren? Wo und in welchen Bereichen? In Österreich wird in der Landwirtschaft keine Gentechnik verwendet weil die Bevölkerung dagegen ist. In Frankreich setzt man auf Atomstrom. Ob die Bevölkerung Frankreichs wirklich dagegen ist weis ich nicht, aber wenn, dann können die Franzosen ihrem Unmut Ausdruck verleihen. Und sie tun das auch, bei den Wahlen die für Macron nicht so rosig aussehen. Die EU hat Frankreich die Atomenergie nicht aufgezwungen und die Franzosen haben die Möglichkeit diese Art der Politik abzuwählen.

          Wissen sie, ich halte dieses angebliche “Drüberfahren” der EU für einen Spin. Einen Spin den die Regierenden der jeweiligen Länder in die Welt setzen um Dinge durchsetzen zu können die beim Volk nicht populär sind, ohne dass man Wählerstimmen verliert. Und diese Mähr vom “Drüberfahren” der EU ist in meinen Augen auch ein Spin der Populisten, um Wählerstimmen zu lukrieren. Schließlich betreibt das die FPÖ schon seit Jahren. Und Johnson in GB hat sogar gelogen und falsche Zahlen verbreitet um den Leuten einzureden die EU würde den Leuten schaden. Geschadet hat in erster Linie aber Johnson dem Land. Solange die Populisten alles sabotieren und den Nationalismus schüren um an die Macht zu kommen, wird es keine echte Staatengemeinschaft EU geben.

          Und was die USA betrifft. Ich habe nicht das Gefühl, dass sich die EU den USA unterordnet. Die EU wendet sich Hilfe suchend an die USA, wie sie es immer schon getan hat, das ist ein Unterschied. Und das ist auch die einzige realistische Möglichkeit die die EU hat. Die Idee von einer “Militärmacht EU” ist nämlich eine Illusion. China und Putin würden auf eine “Militärmacht EU” spucken so unbedeutend wäre diese.

          • Meinungskontrolle – “In Zeiten von Twitter und Co wird es ihnen leicht gemacht die Menschen zu manipulieren und die Tatsachen zu verdrehen.” – Dieser Satz lässt einen Wunsch nach Meinungskontrolle/Zensur vermuten

            Drüberfahren – Personenfreizügigkeit, Migration – das waren die Hauptgründe für das AUsscheiden von GB und sind jetzt auch aufgrund der Sozialmigration, von ausserhalb als auch innerhalb der EU, die Hauptursachen für die sozialen Spannungen.
            – Viele unsinnige EU-Vorgaben /EU-Standards, Brüssel lässt sich gerne von Lobbyisten beinflussen unud zwingt die Mitgliedsländer dann deren Wünsche EU-weit umzusetzen. Die schlimmsten Lobbyisten sind die USA bzw. US-Multis sowie deutsche Grossunternehmen.
            Eigentlich leben wir in einem permanenten Abwehrkampf gegen neue nachteilige Handelsvertrage oder nachteilige lobbyierte Standards oder neue Überwachungen und Freiheitsberaubungen und konnten auch schon einiges verhindern. Aber auf Dauer macht das keine Freude.

  6. Da wird sicher wieder fest geschoben von Soros und seiner Bande damit das Teegebäck gewinnt, wie sonst ja auch überall auf der Welt diese Saubande ihre Finger im Spiel hat. Die Demokratie ist ein gescheitertes Experiment seit die Globalisten die Medien besitzen und Meinungen kaufen.

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