Sonntag, September 8, 2024

Hangers kuriose parlamentarische Anfrage

Andreas Hanger (ÖVP) ist wieder da und sein Comeback ist durchaus kurios. In einer parlamentarischen Anfrage wollte Hanger mehr über „Förderungen für SPÖ-nahe sowie FPÖ-nahe Vereine“ wissen. Er zählte allerdings auch ÖVP-nahe Vereine auf.

 

Wien, 13. April 2022 | Es ist ruhiger um den früheren Chefverteidiger der Türkisen geworden. Andreas Hanger (ÖVP) gibt sich seit dem Rücktritt von Sebastian Kurz ruhiger und gelassener, wie er auch selbst am Montag im oe24-Interview zugab. Er habe sich „persönlich weiterentwickelt“. Doch ganz ist der „alte“ Hanger nicht weg.

Hanger stellt kuriose Fragen

Der ÖVP-Abgeordnete stellte nämlich eine parlamentarische Anfrage an alle Ministerien. Darin wollte er von den Regierungsmitgliedern wissen, welche SPÖ- und FPÖ-nahen Vereine Förderungen erhalten. So weit, so normal, Anfragen von ÖVP- und Grünen-Abgeordneten an die Parteikollegen in den Ministerien gibt es zwar, sie sind jedoch eine Seltenheit. Normalerweise wird das Instrument von der Opposition verwendet. Es liegt die Vermutung nahe, dass Hanger während des laufenden ÖVP-Korruptionsausschusses, der unter anderem auch Inseratenvergaben im Umfeld der Volkspartei beleuchtet, den Fokus auf die anderen Parteien richten möchte. Die Auflistung Hangers, welche Vereine als SPÖ- und FPÖ-nah gelten ist jedoch durchaus kurios.

Rote Netzwerke in schwarzem Forum?

Hanger stufte in seiner Anfrage etwa das Forum Alpbach als SPÖ- oder FPÖ-nah ein. Das Treffen von hochrangigen Vertretern von Wissenschaft, Wirtschaft, Politik, Kunst und Kultur in Tirol ist jedoch klar als ÖVP-nah zuzuordnen. Präsident des Vereins ist nämlich der Bankenmanager und ehemaligen ÖVP-Finanzreferent Andreas Treichl. Sein Vorgänger war der ehemalige ÖVP-Minister Franz Fischler. Hanger meinte gegenüber der ZiB2 auf Nachfrage, warum sich das Forum Alpbach unter den 105 abgefragten Vereinen befinde: „Der Trichter wurde sehr breit angelegt, ich habe meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gebeten, per se einmal alle Vereine aufzulisten, die in Frage kommen könnten – abstrakte Relevanz – die interessant sein könnten.“

Ebenfalls von Hanger aufgelistet: der „Wiener Trabrenn-Verein“ und der „Jugendherbergeverband“, beide nicht gerade für ihre Verbreitung von sozialdemokratischen Thesen bekannt.

Hanger findet Untersuchungsausschuss “langweilig”

Am Montag war Andreas Hanger wie erwähnt bei „Fellner Live!“ auf oe24 zu Gast. Dort äußerte er sich zum aktuell laufenden ÖVP-Korruptionsuntersuchungsausschuss. Den Ausschuss, der sich mit allerlei mutmaßlicher Korruption der Volkspartei auseinandersetzt, findet Hanger nach eigener Aussage „langweilig“. Mit der Vorsitzführung durch Wolfgang Sobotka, gegen den derzeit die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft ermittelt – es gilt die Unschuldsvermutung – zeigt sich Hanger zufrieden. Er findet, dass Sobotka trotz der Ermittlungen Vorsitzender bleiben sollte. „Zu 100 Prozent“, wie Hanger versicherte.

(bf)

Titelbild: APA Picturedesk

Autor

  • Benedikt Faast

    Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.

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