Mittwoch, April 24, 2024

Pressestimmen zum Ukraine-Krieg: »Welt muss auf Feuersturm vorbereitet sein«

Pressestimmen zum Ukraine-Krieg:

Zum Krieg in der Ukraine schreiben internationale Zeitungen am Samstag:

Kiew, 16. April 2022 |
“Süddeutsche Zeitung – SZ” (München):

“Dieser Krieg hat viele furchtbare Auswirkungen. Zu ihnen gehören Mordbrennerei, Zerstörung und Kriegsverbrechen. Aber er beendet auch eine leider trügerische Phase der Politik in Europa, von der viele hofften, sie könnte anders werden als die Ära der Blockkonfrontation. So wie es in Russland und in der Ukraine deutlich ist, sich aber auch in den USA und China, in Ansätzen sogar in Frankreich oder Ungarn abzeichnet, werden bewaffneter Nationalismus, ein rigides Verständnis von Souveränität und das Beharren auf Einflusssphären die Welt in Zukunft prägen. Sicherheit wird dies nicht bescheren. Es steht eine Ära der Unsicherheit bevor.”

“The Times” (London):

“Die Wut im Kreml wird sich auch in einer erneuerten Entschlossenheit niederschlagen, Mariupol völlig zu zerstören – eine Stadt in Trümmern, in der mindestens 10 000 Zivilisten gestorben sind und in der die Überlebenden ohne Nahrung, Wasser, Wärme oder Strom bald verhungern könnten. Es wird keine humanitären Fluchtkorridore mehr geben. Die russischen Streitkräfte, die durch Kriegsverbrechen in Dörfern rund um Kiew bereits abgestumpft sind, dürften kaum noch Skrupel haben, eine neue Runde von Massakern zu verüben, um die Zivilbevölkerung in Schrecken zu versetzen.

Das Hauptziel ist nun Odessa, eine Stadt von großer symbolischer und historischer Bedeutung, in der Russen und Ukrainer im Zweiten Weltkrieg Seite an Seite kämpften, aber dennoch nicht in der Lage waren, die große jüdische Bevölkerung vor den Nazis zu retten. Unter dem Vorwand, Odessa müsse von “Faschisten” gesäubert werden, wird Russland bald massive Zerstörungen auf den letzten verbliebenen Zugang der Ukraine zum Meer niederregnen lassen.”

“El Mundo” (Madrid):

“Der Krieg in der Ukraine ist an einem gefährlichen Scheideweg angelangt, und leider deutet alles darauf hin, dass das Putin-Regime seine Angriffe bereits verstärkt. Es ist wichtig, (den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr) Selenskyj weiter zu unterstützen. Auf dem Spiel steht die Verteidigung der Zukunft der liberalen Demokratie und des Humanismus gegen die kriminellen Ziele von Autokraten, die immer unersättlich sind. Die von den USA zugesagten 800 Millionen Dollar an hochmodernem Kriegsmaterial sind ebenso wie die Verschärfung von Sanktionen Ausdruck dieser Unterstützung.

Die bisherige Hilfe für die Ukraine war entscheidend dafür, dass Putins ursprüngliche Pläne gescheitert sind. Die Bedrohung des Donbass und die Südukraine ist jetzt umso größer. Die Welt muss auf einen Feuersturm in den kommenden Tagen vorbereitet sein, wie es ihn seit Beginn des Kriegs nicht mehr gab. Angesichts der absehbaren großen russischen Offensive schließt die CIA sogar den Einsatz von Atomwaffen durch Russland nicht mehr aus. In der dunkelsten Nacht steht die Achtung der Menschenwürde gegen den kriminellen Wahnsinn eines maßlosen Anführers.”

“Frankfurter Allgemeine Zeitung – FAZ”:

“Wenn es um Krieg und Frieden geht, wünscht man sich keinen Hitzkopf als Regierungschef. Doch droht Scholz die Diskurshoheit in der Koalition zu verlieren. Es ist sogar fraglich, ob er sie noch in der eigenen Partei hat. Die SPD quält sich sehr mit dem ukrainischen Wunsch nach schweren Waffen aus Deutschland. (…) Der Krieg in der Ukraine wird zunehmend zu einem Stresstest für den Zusammenhalt und die Handlungsfähigkeit der Ampelkoalition. In ihr trifft die “Zeitenwende” mit immer noch kaum zu glaubenden Positionswechseln auf altes, friedensbewegtes Denken, das sich nach dem ersten Schock langsam wieder sammelt. Doch Putins Krieg lässt Berlin keine Zeit für endloses Ausdiskutieren der eigenen Befindlichkeiten. Das Zaudern muss ein Ende haben. Auch diese Wende kann nur der Kanzler herbeiführen.”

(bf/apa)

Titelbild: APA Picturedesk

Benedikt Faast
Benedikt Faast
Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.
LESEN SIE AUCH

Liebe Forumsteilnehmer,

Bitte bleiben Sie anderen Teilnehmern gegenüber höflich und posten Sie nur Relevantes zum Thema.

Ihre Kommentare können sonst entfernt werden.

27 Kommentare

  1. Was genau versteht man unter dem Terminus “bewaffneter Nationalismus”?

    Ist das etwas Gutes oder etwas Schlechtes? Oder kommt es alleine darauf an auf welcher Seite man steht?

    Der baskische bewaffnete Nationalismus entstand als Antwort auf Francos faschistischer Diktatur, wurde jedoch als “Terrorismus” erklärt. Also schlecht, oder?

    Der irische bewaffnete Nationalismus entstand als Antwort auf britische Expansionspolitik, wurde auch als “Terrorismus” erklärt. Vermutlich auch schlecht.

    Der israelische bewaffnete Nationalismus entstand während des Zweiten Weltkrieges, wurde als “Verteidigungskampf” erklärt obwohl er auf fremdem Boden stattfand. Also anscheinend gut.

    Sehen wir den Tatsachen ins Auge: Freiheitskämpfer = Terroristen, nur eine Frage der Perspektive.

    Zitat Muhammad Ali aus dem Jahr 1985 “I declare support for the Palestinian struggle to liberate their homeland and oust the Zionist invaders.”

    • Anmerkung:

      “Terrorismus” ist vollkommen legal sofern das eigene Land von einer höheren Macht gegen den Willen der lokalen Bevölkerung besetzt wird.

      Zur Erklärung, wenn es in Österreich bewaffnete Gruppen gibt, die gegen die österreichische Regierung sind, ist es nicht legal. Wenn allerdings ein anderes Land in Österreich übernimmt, haben wir das Recht auf “bewaffneten Widerstand”, egal ob es jemandem passt oder nicht. Steht auch im Staatsvertrag “die Neutralität mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln verteidigen”.

      Wenn die Basken nicht von Madrid regiert werden wollen, habe sie ebenso das Recht auf bewaffneten Nationalismus gemäß UNO Selbstbestimmungrecht der Völker. Gleiches gilt für Irland und Palästina. Leider scheinen das unsere PolitikerInnen nicht zu verstehen. Das ist keine Meinung, das ist Völkerrechtskunde.

      Hier eine Stellungnahme von einer israelischen Menschenrechtswissenschaftlerin:

      In fact, international law is unambiguous in its endorsement of “armed struggle” for peoples who seek self-determination under “colonial and foreign domination.”

      United Nations resolution 37/43, dated 3 December 1982, “reaffirms the legitimacy of the struggle of peoples for independence, territorial integrity, national unity and liberation from colonial and foreign domination and foreign occupation by all available means, including armed struggle.”

      Moreover, the resolution’s preamble makes clear that it refers not to a hypothetical in the abstract, but rather specifically to the rights of Palestinians, stating, “Considering that the denial of the inalienable rights of the Palestinian people to self-determination, sovereignty, independence and return to Palestine and the repeated acts of aggression by Israel against the peoples of the region constitute a serious threat to international peace and security.”

      Lynda Burstein Brayer is an Israeli-trained human rights lawyer, and she affirms the legal and moral right Palestinians have to armed struggle against Israel’s occupation, noting, “This document [UN resolution 37/43] legitimises all national liberation struggles, including, at this time in history, most particularly, the Palestinian people’s struggle for its own freedom. It is this right which legitimises all Palestinian attempts to lift the yoke of Israeli oppression from Palestine, including all the actions taken by the Palestinians during Operation Cast Lead [Israel’s 2008/09 siege of Gaza].”

      Leute bitte bildet euch in Sachen Geschichte und Recht, denn wir werden vorne und hinten angelogen und irregeführt. Bewusst oder unbewusst weiß ich nicht.

  2. Die Staats- und Regierungschefs bekennen sich unverändert zur Vision eines gemeinsamen humanitären und wirtschaftlichen Raums vom Atlantik bis zum Pazifik auf der Grundlage der uneingeschränkten Achtung des Völkerrechts und der Prinzipien der OSZE.

    aus Minsk 2 Abkommen

    Frage warum hat die westliche Presse, Times, Frankfurter Allgemeine, Bild, Süddeutsche, NZZ, Washington Post, etc. die Sache so eskalieren lassen? Und will sie weiter eskalieren!

    Weil die USA(!) es so will!
    ich finde die Schweinereien zu Putin deplatziert, weil politisch und für den Frieden vor allem äußerst kontraproduktiv (s eg. Jacques Baud, Ex-Oberst, Schweiz)!
    Die österreichische Industire ist auch schon draufgekommen wie irr (!) die Forderung nach einem Gas-Abnahmestopp ist.

  3. Der Feuersturm wird kommen, die multilaterale Welt spricht von demnächst – um dem Ukrainekrieg ein Ende zu bereiten und auch davon, dass Selenskyj dann zu Verhandlungen mit Russland bereit sein wird.

  4. Die Headline fasst die bevorstehenden Ereignisse perfekt zusammen. Es muss alles getan werden, einen “Feuerball” mit GAU zu verhindern.

  5. Ich bin dafür das die NATO das ganze Elend in Ukraine beenden soll! Der Wahnnsinige aus Russlamd, Puttin kommt sonst noch nach Wien,aber mit Panzer!

  6. Jetzt haben wir in Europa die einmalige Möglichkeit uns zu empanzipieren.

    Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der Kontinent von drei Blöcken geprägt: der ersten Welt (gen Washington), der zweiten Welt (gen Moskau) und der dritten Welt (blockfrei).

    Schweden und Finnland gehen vermutlich in die NATO, ok. Die Schweiz ziemlich sicher nicht. Österreich vermutlich auch nicht. Irland sicher nicht (die IRA wird es nicht zulassen im selben Militärbündnis der Besatzungsmacht zu sein). Serbien und Bosnien ebenfalls eher nicht.

    Deswegen die Frage wo ist “die Welt”? Denn Länder wie Iran, China, etc. werden eher mit Russland arbeiten als mit den USA. Und kommen Sie mir nicht mit “Demokratie”, mit den Wahhabis in Saudi Arabien zusammenzuarbeiten scheint auch kein Problem zu sein. Hier geht es um viel mehr als Demokratie und Freiheit. Frag mich was sich die da drüben in Taiwan wohl so denken.

    https://en.wikipedia.org/wiki/Third_World#/media/File:Cold_War_alliances_mid-1975.svg

  7. Deutschland liefert an alle möglichen Verbrecher-Staaten Waffen, aber nicht an die Ukraine. Wie weit qeht das Buckeln vor den Mördern in Russland noch???

    • Actually, as Winston well knew, it was only four years since Oceania had been at war with Eastasia and in alliance with Eurasia. But that was merely a piece of furtive knowledge which he happened to possess because his memory was not satisfactorily under control. Officially the change of partners had never happened.

      Oceania was at war with Eurasia: therefore Oceania had always been at war with Eurasia. The enemy of the moment always represented absolute evil, and it followed that any past or future agreement with him was impossible.

      -George Orwell, 1984

    • Eher ein Buckeln vor den „“-USA. Wenn wir mal alle emotional hochgefahrenen Attitüden beiseite lassen, haben es sich die Deutschen mit den Russen eh schon verspielt, das Liefern schwerer Waffen würde sie dazu gefährlich nahe an einen Kriegseintritt bringen – mit allen Konsequenzen (genauso wie die Amis, die sich ja persönlich inzwischen wohlweislich überall raushalten). Das überlassen sie, wie es aussieht, lieber den Polen, obwohl ich derzeit nicht glaube, dass das über ein Säbelrasseln hinausgeht – wenn der Ukraine-Krieg noch vor dem Sommer vorbei sein sollte. Ansonsten halte ich mich an meinen Vorposter. Wir werden so lange Öl ins Feuer gießen, bis es erlischt. Nebenbei ist auch überhaupt nicht garantiert, dass Deutschland nicht doch über Umwege Waffen liefert, das wäre nicht das erste Mal.

  8. »Welt muss auf Feuersturm vorbereitet sein«
    Ein sehr bildlicher, phantasieanregender Schreibtstil.

    Egal ob links rechts mitte oben unten. Mann sollte immer etwas kritisch bleiben. Bei manchen Medien mehr, bei manchen weniger. Zustände können sich natürlich auch ändern.

    Mein Wunsch an den Osterhasen: Herr Pilz Ihr Stil hat mir immer gut gefallen. Bitte Mentoren Sie Ihre Jungautorenschaft etwas. Betrifft auch den Umgang mit relinks von anderen Medien.

  9. »Welt muss auf Feuersturm vorbereitet sein«

    Ich fürchte, diese Einschätzung der Situation ist beängstigend realistisch. Denn der Punkt rückt immer näher, an dem die westliche Welt nicht mehr unbeteiligt zusehen kann, wie ein souveräner Staat und seine Bewohner aus Willkür vernichtet werden.

    Irgendwann ist diese russische Grausamkeit nicht mehr zu ertragen. Der Druck durch die westliche Bevölkerung, diesen Wahnsinn aufzuhalten, wird weiter steigen. Und dann wird die Nato gezwungen sein zurückzuschlagen.

    Wie die Atommacht Russland dann reagieren wird, kann niemand einschätzen. Eines ist aber sicher: Europa wird dann wirtschaftlich sehr weit zurückgeworfen.

  10. Düstere Prognosen. Ich persönlich rechne mittlerweile damit, dass Putin Atomwaffen in der Ukraine einsetzt. Ob daran ein Gas Boykott etwas ändern würde? Ob so ein Boykott ihn nicht sogar dazu verleiten würde die Sache auf diese Art und Weise rasch zu Ende bringen zu wollen, bevor ihm das Geld ausgeht sozusagen? Ich finde, auch das ist eine Überlegung wert.

    • Das ist keiner besonderen Überlegung wert, das ganze westliche Narrativ drängt geradezu auf diese „Erkenntnis“. Wem dieser Gedanke noch nicht gekommen ist, lebt entweder im Wald oder hört den koreanischen Feindsender. Obwohl, das geht sich auch nicht aus.

  11. Der Zar wird die Ukraine in ein Trümmerfeld verwandeln. Mit Fernwaffen. Mann gegen Mann ist seine Armee zu schwach und nicht genügend motiviert.
    Zuerst Raketenbeschuss und dann haben die russischen Soldaten Zeit Waschmaschinen , Haushaltsgeräte etc. zu stehlen.
    Warum wohl? Gibt es diese Sachen nicht im schönen Russland?

    • Wenn da eine 2 mm “versehentlich” danebengeht (und das ist mAn geplant) und ein Natogebiet streift, können auch wir die Waschmaschinen abgeben, denn die ÖVP mit ihren Sponsor-Oligarchen wird sich auf eine Seite stellen. So, wie seit dem Besuch Nehammers die Lichtenfelsgasse mit Kritik an der Ukraine agiert, wird es die Seite sein, die Energie liefert – nicht die mit dem Weizen.

Kommentarfunktion ist geschlossen.

Jetzt: Polizeiäffäre "Pilnacek"

Denn: ZackZack bist auch DU!