Donnerstag, April 25, 2024

Chats: Pilnacek-Intimus und Ainedter-Juristin fürchten ZackZack-»Verschwörung«

Im ÖVP-U-Ausschuss musste Ex-WKStA-Mitarbeiterin Poppenwimmer zu ihren Chats mit dem Pilnacek-Vertrauten Hans Fuchs Stellung nehmen. Ihre Nachrichten zeigen, dass die beiden eine “Verschwörung” zwischen der WKStA und ZackZack witterten.

Wien, 22. April 2022 | Am Donnerstag war mit Linda Poppenwimmer eine Ex-Mitarbeiterin der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) vor dem ÖVP-Korruptionsausschuss geladen. Mittlerweile arbeitet sie ausgerechnet für die Kanzlei Ainedter & Ainedter, die zahlreiche ÖVP-Beschuldigte vertritt.

Bei ihrer Befragung ging es auch um Chats mit Oberstaatsanwaltschaft Wien (OStA)-Leiter Johann Fuchs. Der Kommunikation zufolge witterten die beiden eine angebliche ZackZack-„Verschwörung“. Laut Poppenwimmer habe man sich aber nur über „Vermutungen“ ausgetauscht. „Maulwurf“-Anschuldigungen wies sie im U-Ausschuss zurück.

Chats mit Fuchs: ZackZack-“Verschwörung”

Um welche Chats geht es? Am 23. Juni 2020 schickt Poppenwimmer, damals bei der WKStA, einen ZackZack-Artikel an Fuchs. Darin wird über eine fragwürdige Weisung von Fuchs berichtet, der als OStA-Chef die WKStA bei den Schredder-Ermittlungen ausbremst. Fuchs‘ antwortet an Poppenwimmer: “Danke für den Hinweis; die ganze Story funktioniert aber nur mit entsprechendem Motiv…”. Poppenwimmer wiederum: “Genau das dachte ich mir auch… Da werden NEOS und Pilz gezielt für den U-Ausschuss in Stellung gebracht.”

Am selben Tag schickt Poppenwimmer einen weiteren ZackZack-Artikel an Fuchs. Wie schon beim vorigen geht es um die geheime Schredder-Weisung. Damit nicht genug, setzt Poppenwimmer ihren Gesprächspartner mit internen WKStA-Informationen in Kenntnis: “P.S. mit GV ab 1. Juli sollen Jilek und Adamovic weiter entlastet werden, indem sie ihre GL-Funktion (leider nur vorübergehend) zurücklegen, damit sie sich ganz auf Ibiza konzentrieren können…” Fuchs’ Antwort: “Liebe Linda. Vielen Dank für die Info. Die nächsten Biere besorge ich. LG (Tiersmiley).” GV meint vermutlich Geschäftsverteilung, GL Gruppenleiter.

Poppenwimmer scheint offenbar regelmäßig ZackZack zu lesen. Denn am 17. Juli 2020 sendet Sie erneut eine Whatsapp-Nachricht inklusive eines ZackZack-Artikels an Fuchs. Thema des Artikels ist die Weiterleitung geheimer ÖVP-Dokumente an Medien. Poppenwimmer: “Gestern von Gregor vorgelegt und schon auf ZackZack.” Gregor ist der Vorname des WKStA-Ermittlers Gregor Adamovic. Fuchs erwidert: “Ein Wahnsinn.”

Ob es konkrete Anhaltspunkte für diese angebliche “Verschwörung” gibt, wollte weder Poppenwimmer noch Fuchs auf Nachfrage beantworten. Ein Rätsel bleibt deshalb, wie die beiden darauf kommen. Auch die Frage, warum man sich darüber gefreut hat, dass die beiden WKStA-Ermittler Gregor Adamovic und Christina Jilek offensichtlich beim Eurofighter-Verfahren „entlastet“ wurden, bleibt ein Geheimnis. Im U-Ausschuss mit der intensiven Kommunikation konfrontiert, meinte Poppenwimmer am Donnerstag lediglich, sie habe sich an Fuchs gewandt, um eventuell mehr „Informationen“ zu bekommen.

Fragwürdige Justiz-Drehtür

Dass Fuchs Poppenwimmers Informationen aus der WKStA direkt an den mittlerweile suspendierten Sektionschef Christian Pilnacek weitergeleitet hätte, höre sie „zum ersten Mal“. Fuchs‘ enger Kontakt zu Pilnacek sei ihr aber bewusst gewesen. Der OStA Wien-Chef wurde mittlerweile von der Staatsanwaltschaft Innsbruck wegen Verletzung des Amtsgeheimnisses und Falschaussage vor dem Ibiza-U-Ausschuss angeklagt. Gegen Pilnacek wird weiterhin ermittelt. Für beide gilt die Unschuldsvermutung. Poppenwimmer betonte am Donnerstag, es habe sich bei Pilnaceks Entmachtung um einen „Putsch“ gehandelt – „leider erfolgreich“.

Wie kam es zum Wechsel zur Rechtsanwaltskanzlei Ainedter & Ainedter? Der habe sich, so die Juristin im U-Ausschuss, erst angebahnt, nachdem sie erfahren hätte, dass ihre sechsmonatige Tätigkeit zur Fortbildung bei der Generalprokuratur nicht verlängert werden würde. Warum keine Rückkehr zur WKStA? „Alte Akten“ von Kollegen in der WKStA zu bearbeiten, sei für sie keine Perspektive gewesen. Poppenwimmer ist nun Rechtsanwaltsanwärterin.

Die Kanzlei mit den vielen ÖVP-Mandanten hat jetzt jedenfalls über Poppenwimmer selbst Einblick in Akten der Staatsanwaltschaft Innsbruck, inklusive sie betreffende Chats. Als Betroffene hatte Poppenwimmer um Akteneinsicht ersucht und sich von ihrer eigenen Kanzlei vertreten lassen.

(wb/pma)

Titelbild: APA Picturedesk

Pia Miller-Aichholz
Pia Miller-Aichholz
Hat sich daran gewöhnt, unangenehme Fragen zu stellen, und bemüht sich, es zumindest höflich zu tun. Diskutiert gerne – off- und online. Optimistische Realistin, Feministin und Fan der Redaktions-Naschlade. @PiaMillerAich
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38 Kommentare

  1. Ein klassischer Umgehungsversuch, um Amtsmissbrauch und Geheimnisverrat nicht offensichtlich werden zu lassen. Aber jeder der imstande ist, eins und eins zusammenzuzählen, wird auf diese faule Finte nicht hereinfallen. Die Familie wehrt sich mit allen Mitteln, Methoden und Handlangern, um ihre Skandale unter den Teppich zu kehren…
    Es muss heller werden Österreich!

    • Wollt sie fragen obs eh meine Antwort glesen haben beim Thema Selbstbedienungsladen. Nicht dass ichs umsonst gschrieben hab. Hab mich nämlich sehr bemüht 🙂

          • Lieber ManFromEarth, danke für Ihren interessanten Artikel. Mein erster Gedanke war auch Doppler, da noch schulisch irgendwie im Hinterkopf vorhanden. Die astronomische Rotverschiebung, könnte man vielleicht flapsig auch als einen Zollstab für die Forscher sehen…
            Es muss immer heller werden!

          • 👍 gut erinnert! Der Doppler-Fizeau-Effekt ist allerdings wirklich viel mehr als ein astronomischer Tachometer. Radarsysteme, Näherungssensoren, Sonar und viele andere Dinge mehr nutzen diese Erkenntnis. Praktisch alles was irgendwelche Wellen verursacht kann genützt werden um Erkenntnisse zu erlangen.
            Alles was wir heute an technischen Anwendungen haben, die haben einen einzigen Ursprung: Die Menschen begannen in den Himmel zu schauen, sie begannen zu verstehen, begannen ihre Erkenntnisse in die Welt zu projizieren. So entstanden alle Ideen über das was die Welt, auch das Universum, im innersten zusammen hält. Sie sahen und es wurde hell. 😎

          • Lieber ManFromEarth, ja so ist es. Aller Anfang ist die Idee, durch sinnieren geboren und schließlich in Erkenntnis gereift…
            Umso bemerkenswerter, wenn man sich das Wissen der alten Sumer vergegenwärtigt. Die wahren astronomisch schon ziemlich versiert…
            Es muss immer heller werden!

          • Die Beobachtungs- und Erkenntnisketten sind lang, die Liste der Irrtümer auch. Bei uns gings schon im Neolithikum los (Göbekli Tepe), in Mesoamerika kaum später, genau wie in Asien auch.
            Damals waren die Himmel noch hell und die Nächte dunkel.
            Wünsche eine erfolgreiche gute Nacht!

          • Lieber ManFromEarth, speziell Göbekli Tepe ist interessant. Da ist ja noch lange nicht alles freigelegt…
            Sie haben Recht, die (nicht gewollte) Lichtverschmutzung durch den Menschen, war damals noch kein Thema.
            Ich wünsche Ihnen auch noch eine produktive und erholsame gute Nacht. Auf dass es morgen wieder heller werden möge!

  2. Poppenwimmer….ist das nicht die von der WKStA illegal Daten weiter gab….die spricht von verschwörung wenn ein Medien die Wahrheit berichten…
    Warum wird gegen sie nicht ermittelt…

  3. Die Richtung stimmt….ZZ macht diesbezüglich alles richtig…
    Die Korruption stinkt bis in den Himmel, man kann bei manchen richtig den Angstschweiß riechen…und die vollen Hosen…

  4. Ich finde es schön, dass diese Herrschaften und Damen hier mitlesen. Schöne Grüße vom Pöbel der euch an dieser Stelle nicht beneidet. Schließlich muss es ein sehr mieses Gefühl sein, so tief im Sumpf zu stecken. Und dann diese lästige WKStA auch noch am Hals….und dann die dauernden U Ausschüsse, .wirklich nicht zu beneiden.

  5. „An der Korruption scheint einen Politiker weniger die Sache als solche als vielmehr deren Aufdeckung durch die Medien zu stören.“
    ―Markus M. Ronner

    ZZ weiß das wohl und macht es. 👍👍

  6. In der Privatwirtschaft gelten ganz andere Maßstäbe als in der Justiz. Wenn man das Vertrauen des Arbeitgebers verliert, dann verliert man auch seinen Job. In der Justiz bezieht man so lange seinen Gehalt bis man rechtskräftig verurteilt ist – da stimmt doch was nicht. Eigentlich sollte es umgekehrt sein, wenn man in der Justiz an den Compliance Regeln oder der Welser Erklärung oder einem Eidbruch auch nur anstreift sollte man zumindest den Job verlieren, sonst hören die Machenschaften und Netzwerke nie auf zu schalten und zu walten!
    Die Interventionen erfolgen laut WKSTA ja nicht auf den Dienstweg sondern im Geheimen und da ist es schwer jemanden zu verurteilen der weiß wie die Justiz funktioniert. Wenn man keine Beweise findet, können karrieresüchtige, geldgeile, machthungrige und hinterlistige Justizmitarbeiter schalten und walten wie sie wollen. Eine Verurteilung ist höchst unwahrscheinlich, wie man bei Pilnacek immer wieder gesehen hat.hier eine Kostprobe: http://www.bmpillegal.at

    • Wir leben wohl in einer Zeit, in der wieder einmal politisch massiv daran gearbeitet wird, den (gesunden) Volksglauben an menschenrechtswürdig (vor dem Gesetz gleichgestellte) “geordnete”, rechtskonforme Strukturen und Codices systematisch verachtend zu zerstören. Diesen einhergehend gesellschaftlich institutionalisierten Moralverlust solcher Art dann in einen resignierten Wählerfrust zu transformieren, damit dann bei immer geringer werdender Wahlbeteiligung die Immergleichen dynastisch strukturierten Eliten von Wähler-Opportunisten weiterhin “in Amt und Würden” gehalten das Land und seine Werte kompromisslos plündern können … -> der Weg in eine bereits konstatierte Wahldemokratie (es macht betroffen, solche dystopisch gefärbten Inhalte posten zu müssen)

  7. Also, jetzt ganz ehrlich, und realistisch:
    Wenn man/frau schon mal mit den Bossen / Strippenziehern konspiriend ins schummrig hintergründige Vertrauen gezogen wird, darf einen die Perspektive der “Aufarbeitung alter Akten” auf der helleren Seite des Lebens nun wirklich nicht mehr interessieren; da fühlt man sich doch schon zu viel, viel höherem / lukrativerem berufen?? Wofür hätte man/frau sonst sein Seelchen schon verkauft?
    [Freilich, alles hier von mir Geschriebene ist, wie so Vieles andere auch, rein “ins Blaue hinein” frei erfunden und erdacht. Nur für’s Protokoll …]

  8. ZZ werden sicher viele regierungsnahe und auch viele Regierungsmitglieder lesen. Warum?
    Weil sie Angst haben, ZZ ist nicht steuerbar und berichtet schonunglos über die ganzen Machaloikes. Krone und Kurier oder Presse ist ihnen wurscht, weil da sicher nichts kommt.
    Hier wissen sie mittlerweile – ZackZack deckt auf und lässt sich auch mit Klagen nicht einschüchtern, daher ist es besser sich hier die Infos zu holen

    • Wenn die hier eh mitlesen,oder irgendeinen Azubi,lesen lassen,dann sag ich einfach mal,schönen Gruß und schleichts euch,nicht hier aus dem Forum,sondern aus der Regierung,husch,husch,weg mit euch,meint ja sonst auch,hier könnt ihr was lernen,na dann lernt mal,wie man auf die Stimme des Volkes hört und macht alle einen Abgang,hopp,hopp,hopp.

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