Dienstag, April 16, 2024

Für Inklusion im Journalismus: »andererseits« sucht Unterstützung

Das ist eine Unterüberschrift

Auch Menschen mit Behinderung sollen unter fairen Bedingungen im Journalismus arbeiten können. Dafür hat das junge Medium “andererseits” jetzt ein Crowdfunding gestartet. 

Wien, 23. April 2022 | Obwohl 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung in Österreich mit Behinderung leben, gibt es kaum Menschen mit Behinderung, die im Journalismus arbeiten. Menschen mit Behinderung haben dadurch selbst kaum Anteil am öffentlichen Diskurs, wichtige Perspektiven fehlen in den Beiträgen.

Das muss sich ändern, findet die Redaktion “andererseits”, die sich genau deswegen vor zwei Jahren gegründet hat. Bei diesem Onlinemagazin erstellen Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam journalistische Beiträge: Online-Artikel, Podcasts, Newsletter, Videobeiträge und Illustrationen. Dabei geht es keineswegs “nur” um Inklusionsthemen und die Erfahrungen von Menschen mit Behinderungen, die Themenauswahl ist breit.

Vom Ehrenamt zum Unternehmen

“Alle dürfen mitreden”, sagt Redakteur Fabian Füreder. “Menschen mit Behinderungen können
auch Journalist:innen sein.” Mittlerweile besteht die Redaktion aus insgesamt rund 25 Menschen. Bisher war ihre Arbeit ehrenamtlich, jetzt soll daraus ein Medienunternehmen werden, das für alle Beiträge faire Honorare zahlt.

Am 20. April startete die Crowdfunding-Kampagne Das Projekt möchte 1.000 Menschen finden, die eine Mitgliedschaft abschließen. Die Hälfte des Geldes ist innerhalb der ersten drei Tage durch rund 300 Mitgliedschaften bereits zusammengekommen.

Und auch nach Erreichen des Ziels von 40.000 Euro ist es weiterhin möglich, das Projekt finanziell zu unterstützen. Auch in Zukunft will sich “andererseits” hauptsächlich durch Mitgliedschaften finanzieren, zusätzlich durch Förderungen und Stiftungen.

Gleichberechtigte Zusammenarbeit

Redaktion “andererseits” ist keine Lehrredaktion, in der Menschen ohne Behinderung Journalismus an Menschen mit Behinderung vermitteln. Es geht um gleichberechtigte Zusammenarbeit.

Wie gleichberechtigte Zusammenarbeit aussehen kann und wie sie funktioniert sei ein ständiges Ausprobieren, erzählt Mitgründerin Katharina Brunner. “Manche brauchen Unterstützung beim Schreiben, jemand erzählt dann seine Gedanken und jemand anderer macht einen Text daraus, oder aber es braucht Unterstützung bei der Organisation von Interviews.”

Manchmal bedeute das einfach nur, dass man die interviewten Experten und Expertinnen bitten muss, weniger kompliziert zu sprechen. “Im Endeffekt ist Inklusion immer für alle ein Vorteil, egal ob mit oder ohne Behinderung”, so Brunner.

Viel zu lernen für Menschen ohne Behinderung

Eine besondere Herausforderung für die Redaktion sei die Entwicklung von “ ganz neue Strukturen, die wir uns selbst bauen müssen, weil es fast keine Redaktionen gibt, von denen wir uns was abschauen können”, sagt Mitgründerin Clara Porák.

“In den meisten Redaktionen muss alles irrsinnig schnell passieren und inklusive Arbeitsschritte brauchen einfach Zeit, Ruhe und Kreativität. Jeder braucht etwas anderes. Hier ist viel Sensibilität gefragt und auch Bestärkung. “Menschen mit Behinderung sind meist aus dem Diskurs ausgeschlossen, weil sie nicht gefragt werden, Medien zu kompliziert schreiben, etc.”, so Brunner. “Es braucht Zeit Meinungen zu entwickeln.”

Mehr Teilhabe in Redaktionen

Was wäre wichtig, um Journalismus nicht nur bei “andererseits” sondern im Allgemeinen inklusiver zu machen? “Dass jedes Medium auch Menschen mit Behinderung zumindest für ein paar Stunden anstellt”, so Brunner. “Das heißt aber nicht, die Person einfach in die Redaktion zu setzen sondern Bedingungen zu schaffen, unter denen die Person gut arbeiten kann.”

(sm)

Titelbild: Redaktion andererseits

Stefanie Marek
Stefanie Marek
Redakteurin für Chronik und Leben. Kulturaffin und geschichtenverliebt. Spricht für ZackZack mit spannenden Menschen und berichtet am liebsten aus Gerichtssälen.
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12 Kommentare

  1. Die österreichischen Medien sind den anderen beim Thema “Inklusion” um Welten voraus.
    Bei uns dürfen Personen berichten berichten die vom echten Journalismus Null Ahnung haben.

    Noch inklusiver geht’s ja gar nicht …

  2. Wenn ich schon “unter fairen Bedingungen” lese,
    “Fair zum Tier”: BILLA (Rewe-Konzern)-Werbung, enthornte Nutzleistungseistungskühe werden
    da als “fair behandelt” bezeichnet… “BIO”…

    UNTER “fairen” BEDINGUNGEN.

    Zack Zack prangert die “Bedingungen” (mörderische Kapitalismus-Maschinerie) nicht an.

    “FAIR” bedeutet völlige Relativität IM SYSTEM.
    “Fair-Trade” (“Gerechter Handel”): Chemiegespritze Kapitalistische Produktion, aber 4€ pro Stunde,
    statt 2€. Das ist doch (vergleichsweise(!)) “fair”, nicht?!

    Wenn ich schon “unter fairen Bedingungen” lese…

  3. Es wird höchste Zeit dass wahre Experten die Zu und Missstände unseres “Sozialstaats” beschreiben. Welche sind besser dazu geeignet um die skandalöse Einsparungspolitik und Hand in Hand gehende Inkompetenz wie Ignoranz der Entscheidungsträger aufzuzeigen. Lasst einmal die wirklich Leidtragenden sprechen, nicht nur ihre sogenannten politischen Vertreter, Kronen Zeitung und aufgemascherlte Wohltätigkeitsblasen, denen es oft alleinig nur darum geht bei ihrem Einsatz für behinderte Mitmenschen das eigene Prestige aufzupolieren.

    • Möcht hier noch anfügen dass ich weiß das die Sozialpolitik hier nicht die vordergründige Idention ist bei dieser Inklusion, doch sollte diese Thematik für alle Journalisten ein wichtiger Auftrag sein.

    • Lieber hr.lehmann, Sie haben absolut Recht. Es wird wahrscheinlich auch die Mehrheit der Pöbelianer nicht wissen, dass der Gesundheitsminister auch gleichzeitig Sozialminister ist. Hier vermisse ich seit diesem unseligen Koalitionsbeginn, jegliche Initiativen…
      Es muss heller werden Österreich!

      • Ja stimmt und dass der Tierschutz auch in seine Agenden fällt, schon gar keiner. Viel zu sehr sind soziale Themen und Tierschutz im Coronataumel untergegangen. Anschober hat in einem Profil Interview gestanden dass dies seine größte Niederlage war. Hat ihn ja das Amt gerade wegen der Sozialpolitik angesprochen. Was dies anlangt hätte er weit höhere Kompetenz unter Beweis stellen können. mM. Aber unter Kurz wäre auch ohne der Pandemie Flaute für das Sozialwesen angesagt und vorprogrammiert gewesen.

        • Lieber hr.lehmann, der viel größere Skandal ist ja das Verhalten vom Winzerkanzler. Selbiger hat sich, wenn die schwarze Familie an den Gesundheitsministern zu sägen begann, nie vor seine Partei”freunde” gestellt, bzw. diese verteidigt.
          Mittlerweile muss man sein Verhalten und Agieren schon fast als familienadäquat bezeichnen…
          Es muss heller werden Österreich!

          • Der hatte glaub ich von Anfang an den Tunnelblick aufgsetzt ghabt und nur darauf aus gewesen dass die Grünen irgendein ein Klimaprojekt durchbringe in ihrer vermutlich einzige und letzten Regierungszeit im Bund. Transparenz wäre ihm auch wichtig gwesen doch nach kurzem Einblick in den Korruptionsdschungel hat er dies nach kürzester Zeit von Bord gschmissen.

          • Lieber hr.lehmann, ein politischer Neustart wäre dringend erforderlich und eine Besinnung auf ursprünglich hehre und notwendige Maßnahmen, im Sinne und zum Wohle von uns allen.
            Es muss heller werden Österreich!

          • Was mich stört ist, dass die Kritik an Kogler zu sehr auf ein mögliches Alkoholproblem aufgehangen wird – ähnlich wie bei VdB mit seinem Zigarettenkonsum und hohem Alter. Bei etlichen türkisen PolitikerInnen brauchts so was nachweislich nicht, da diese zu sehr mit ihren viel größeren und nachgewiesen Sauereien und Schwachsinnsexessen dafür sorgen, dass sie auch genug inhaltliche Kritik einstecken müssen. Man sollte hier bei Kogler auch was vorweisen können wo man ihm eindeutiges Fehlverhalten vorhalten kann. Was bisher meist vorgebracht wird beruht zumeist auf Unterstellungen. Aber nicht falsch verstehen. Ich bin von ihm ebenso enttäuscht wie sie. Doch sehe ich eine Vielzahl von den türkisen Regierungsmitglieder in einem weit zwielichtigeren Licht. Also banal ausgedrückt hasse ich sogar so manche für ihre Niedertracht. Bei Kogler wirds nicht so weit kommen. Aber wenn er sich vertschüsst wein ich ihm bestimmt keine Träne nach

          • Lieber hr.lehmann, das ist für mich auch nicht das Entscheidende. Sehen Sie es als überzogenes Stilmittel, jedoch nicht ohne Grund. Natürlich steht das politische Agieren (oder eben Nichtagieren) im Vordergrund, menschliche Schwächen werden halt zusätzlich angeführt, um seiner Enttäuschung Ausdruck zu verleihen. Die schwarze Mafia, bzw. deren Vorgangsweise noch irgendwie rechtfertigen zu wollen, halte ich für vergebene Liebesmüh. Absolut indiskutabel, korrupt und kriminell, mittlerweile auch schon im internationalen Focus. Umso schwerer zu verstehen, dass eine einstmals stolze Bewegung, ihre Seele an solch einen Partner verkauft hat. Sie sehen ja auch beim aktuellen Skandal in Vorarlberg, dass Kogler meint, die dort tätigen müssten entscheiden…
            Es muss heller werden Österreich!

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