Freitag, März 29, 2024

»Funny, funky und feministisch«– Wiener Rapperin Gazal über neuen Song

Pop up: Die Pop Kultur-Kolumne

Mit „Toxisch“ bringt die Wiener Rapperin Gazal einen weiteren hochpolitischen Track heraus und kritisiert die toxische Maskulinität unserer Gesellschaft.

Wien, 21. April 2022 | Die Wiener Rapperin Gazal hat am 15. April ein neues Lied veröffentlicht. Der Beat ist stimmungsvoll und animiert zum Tanzen. Der Text ist politisch und soll zum Denken anregen. Normalerweise würde der Beat des Songs die Atmosphäre und infolgedessen auch den Text bestimmen.

Aber bei ihrem neu erschienenem Song “Toxisch“, den sie zusammen mit der deutschen Rapperin Sookee herausgebracht hat, wagt sie einen Stilbruch: Sie vereint feierliche Musik mit aussagekräftige Botschaften. Es soll locker rüberkommen, aber ein ernstes Thema ansprechen. Damit will sie einen Ohrwurm erzeugen, der hängen bleibt. Denn das sei eine niederschwellige Art, politische Botschaften an die Leute zu bringen.

Ernstes Thema mit Spaß rüberbringen

Die ursprüngliche aus Oberösterreich kommende Rapperin greift in ihrem neuen Song das Thema toxische Männlichkeit auf. Inspiration für die Entstehung des Songs habe es laut ihr genug gegeben. Immerhin begegne man ihr im Alltag als Frau in einer Gesellschaft, die von toxischer Männlichkeit dominiert wird, oft genug: sei es in der Arbeit, auf einer Familienfeier, auf der Uni, im Sport oder auf Plakaten.

Diese Gesellschaftskritik will sie aber mit Spaß angehen, was sich auch in ihrem Musikvideo widerspiegelt. Abgesehen von Sookee tritt im Video als Stargast auch die Wiener Influencerin und TikTok-Comedian Irina auf. Auf Social-Media ist sie unter dem Pseudonym „Toxische Pommes“ bekannt geworden.

Warum ausgerechnet Toxische Pommes? Sie schlüpft auf ihren Social-Media-Konten in die Rollen verschiedener Persona, die eine klischeebehaftete Gesellschaftsgruppe repräsentieren und übt damit Kritik auf eine humorvolle und satirische Art. Zu ihren Charakteren gehören auch ebenjene „toxische Dudes“, von denen Gazal und Sookee in ihrem Song sprechen.

Veränderung mit „Partygefühl im Bauch“

Auch andere Lieder der Künstlerin versuchen politische Botschaften zu transportieren. Sie ist der Meinung, wenn einem die Bühne geboten wird, sollte sie auch dementsprechend genutzt werden: „Ich finde in dem Wort Unterhaltung steckt auch Haltung”, so Gazal.

Diese Haltung gelte es zu zeigen, zumal das Politiker nicht oft genug machen würden. Mit Spaß und Freude, aber auch mit sinnstiftenden Texten versucht sie ihre Fans zu animieren, sich am politischen Geschehen zu beteiligen und alteingesessene Normen zu brechen.

Echte (Wahl-)Wienerin

Als sie von Oberösterreich nach Wien zog, habe sie gemerkt, dass Wiener keine eigene Hymne haben sowie das in ihrem ursprünglichem Bundesland der Fall ist. So kam sie auf die Idee für ihren ersten Track „Wien Oida“ mit Kid Pex, der ihre Musikkarriere lostrat. Aber den Bezug zu Oberösterreich hat sie nicht komplett abgelegt, was man vereinzelt an ihrer dialektalen Aussprache raushören kann.

Sie betont, nicht von ihren weitreichenden Wurzeln abgegrenzt zu sein, denn diese geben ihr stabilen Halt. In ihrem aktuellen Heimatbezirk Rudolfsheim-Fünfhaus fühlt sie sich als Rapperin gut aufgehoben. Aber das sei nicht der einzige Bezirk, zu dem sie sich zugehörig fühlt.

Menschen, die sie inspirieren, sind Kolleginnen aus der Szene, sowie Sookee, mit der sie nicht nur ihren letzten Song, sondern auch das Buch „Awesome HipHop Humans“ geschrieben hat. Darin geht es um queere, feministische Rapperinnen und Bookerinnen, die sich abseits vom Mainstream aufhalten.

(nb)

Titelbild: © Pask Visuals

Nura Wagner
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23 Kommentare

  1. Wir sind alle Brüder und Schwestern und das Problem ist in uns selbst: Stolz, Neid, Gier, Hass, Lust, usw. Während ihr mit einem Finger auf die anderen zeigt, zeigt ihr mit drei Fingern auf euch selbst.

    https://www.youtube.com/watch?v=U-1Ilrll4x0

    Es stimmt, dass Frauen in gewissen Bereichen benachteiligt werden und das muss sich ändern.
    Allerdings kämpfen auch Männer mit Problemen. Die Mehrheit der Obdachlosen sind männlich, die Mehrheit der Suizide sind männlich. Bei Scheidungsurteilen verliert fast immer der Mann. Bei Vorwürfen von häuslicher Gewalt wird fast immer der Frau geglaubt.

    Gleichberechtigung immer und überall ohne Ausnahme!

    Siegmund Freund würde vermutlich sagen, das liegt am Thema Papa und Penis, aber damit soll sich jede und jeder selbst auseinandersetzen.

    #killallmen

    Margaret Thatcher war auch so eine herzliche Frau, toxische Männlichkeit ist wirklich an allem Schuld.

    Peace!

    • Frauen werden in gewissen Bereichen benachteiligt? Nennen sie mir einen Bereich wo die Frauen nicht benachteiligt werden. Und dass bei Scheidungsurteilen häufiger die Männer verlieren, kein Wunder immerhin sind die Eheverfehlungen “Drogenmissbrauch und häusliche Gewalt” unter den Top 10 der häufigsten Scheidungsgründe. Und hier sind die Männer eindeutig überproportional häufiger die Täter. Dieser Opfer/Täterumkehr kann ich nichts abgewinnen. Trotzdem Friede.

      • Kurz versus Quotenfrau
        Der bastialische Kurzkanzler gehörte zu den schwer abstiegs und armutsgefährdeten Penisneid Konsorten.
        Wir wollen für ihn, sein Kind und seine Lebensgefährtin hoffen, daß er nach seinem politischen Absturz nicht auch noch Opfer von Drogenmißbrauch oder häuslicher Gewalt wird!
        Unser Kurz Visionär litt allerdings sehr an seiner Phobie gegenüber starken Frauen! Quotenfrauen durften daher aus seiner Sicht nur leicht lenkbar, also kontrollierbar und berechenbar sein.
        Frauen mit starker Persönlichkeit sind genau das nicht! Gleichberechtigung unter derart schwachen, lächerlichen Figuren ohne wahre Autorität und Männlichkeit ist zum Scheitern verurteilt! In Wahrheit sind Konsorten wie Kurz die Quotenmänner einer überholten Gesellschaftsform!

        • Ich finde starke Frauen super, Respekt für Leila Khaled!

          Oder meinen Sie mit starken Frauen, jene die denken sich nackt auf die Straße zu stellen sei sexuelle Befreiung und der Penis ist Schuld an jeder Schwierigkeit, die einer Frau im Leben zustoßen kann?

          Na eh… Drogenkonsum ist ein Problem der toxischen Männlichkeit. Wie kommt es dann, dass wenn man auf Tinder geht vor allem unter jüngeren Frauen bei gefühlt jeder zweiten steht “420 / Bisexual”? Daran ist sicher auch das Patriarchat schuld.

          Wenn wir schon über toxische Männlichkeit sprechen, dann sollten wir eventuell auch über das älteste Gewerbe der Welt sprechen. Damit meine ich nicht nur Prostituierte, sondern auch Golddigger, die einen Sugar Daddy suchen, weil es mit einem schönen Körper und Gesicht einfach ist ohne Arbeit zu Geld zu kommen.

          Sex für Geld ist ein Thema mit dem sich der Feminismus auch befassen sollte, aber naja… schon Sigmund Freud wusste es geht um Papa/Penis, Papa/Penis, Papa/Penis, …

          • Die Frau, die heute als Objekt Vermarktung findet, meinte ich mit Sicherheit nicht.
            Vorallem diejenigen die ihren Körper wie selbstverständlich auch noch mit Silikon pimpen. Egal ob auf Sozial Media, im Marketing oder auf dem Strich, Sex sells. Das Hirn der immer noch kaufkräftigeren Zielgruppe „Mann“ läßt sich damit am besten ausschalten.

            Die Prostitution hingegen basiert in erster Linie auf Grund der Tatsache, daß Mädchen in vielen Ländern chancenlos und ungebildet sind und hier der Menschenhandel die Frau zur Ware degradiert. In Österreich von der Russenmafia und vom Staat kontrolliert und legitimiert.

            Sich freigewählt einen Sugar Daddy zu suchen, ist Privatsache. Mittlerweile sagt sogar die Regierung in Katar, was „diverse“ Pärchen privat in ihren Zimmern treiben, ist Privatsache!

          • Querbeet. Starke Frauen. Liste unendlich fortsetzbar.
            Maria Theresia, Amanda Gorman, Zaha Hadid, Chi Coltrane, Anneliese Rohrer, Alice Schwarzer, Nina Hagen, Jane Goodall, …

      • Nennen sie mir einen Bereich wo die Frauen nicht benachteiligt werden.

        Sehr gerne, wobei man anmerken muss, dass es sehr stark vom jeweiligen Land abhäng. Da sich dieser Song vermutlich auf den Westen bezieht, beziehe ich mich ebenfalls darauf.

        Laut wissenschaftlichen Studien aus England gibt es hierbei folgende Punkte anzumerken:

        # Männer sterben statistisch häufiger an Arbeitsunfällen und erleiden Berufsunfälle, weil Berufe wie schwere handwerkliche Tätigkeiten nach wie vor von Frauen nicht so gefragt werden.

        # Männer müssen verpflichtenden Militärdienst leisten nur weil sie einen Penis zwischen den Beinen haben. Eine Waffe können Frauen auch bedienen wie man in Kurdistan sehen kann.

        # Männer sind statistisch häufiger Opfer von Suizid, weil man bei Frauen mit Depressionen sagt “Oh du Arme, wir müssen gegen die toxische Männlichkeit und das Patriarchat kämpfen, das ist der Grund für dein Leid” während man bei Männern sagt “Man up, sei kein Weichei, du bist selber Schuld dass deine Frau fremdgeht und dich schlägt”.

        Opfer/Täterumkehr… es geht in dieser Diskussion darum, dass die Annahme, dass Frauen generell benachteiligt sind und Männer überall nur Privilegien haben per Definition sexistisch ist.

        Frauen sind nicht nur Opfer, sondern vielfach auch Täterinnen. Sprechen Sie einmal mit PsychologInnen, wie viel Aggression von Frauen ausgeht, wie viele Frauen ihre Männer anschreien und schlagen. Sie haben schon Recht, in diesem Bereich müssen auch Männer an sich arbeiten.

        Opfer und Täter ist in jedem Einzelfall separat zu evaluieren, doch geht man zunehmend davon aus dass Mann = Täter, Frau = Opfer und bei solchen Weltanschauungen kann ich nicht schweigen.

        Gleichberechtigung heißt Gleichberechtigung, ohne wenn und aber.

        Hier ein Artikel von einer Frau, die über weibliche Privilegien schreibt: https://caldronpool.com/female-privilege-researchers-say-men-are-more-disadvantaged-than-women-in-developed-countries-2/

        Eines der Hauptprobleme unserer Zeit heißt Narzissmus und der betrifft beide Geschlechter und alle Altersgruppen.

    • Ob männlich oder weiblich, es gibt gute und böse.

      Respekt für diese Haltung. Solange wir das Böse im anderen Geschlecht suchen bekämpfen wir Feuer mit Feuer.

      Wenn man der Ideologie folgt, dass Männer per Definition toxisch sind und Frauen generell Engel, dann stößt man innerhalb von kürzester Zeit auf ein Oxymoron.

      Zitat von Leila Khaled: “I Had to Be the Voice of Women”
      https://www.vice.com/en/article/9k99k7/leila-khaled-first-female-hijacker-profile

      Aus feministischer Sicht, gilt Leila Khaled als Stimme der Frauen? Gewalt ist nicht männlich oder weiblich, sondern in uns allen. Genau so wie auch Frieden in uns allen ist.

      Erst wenn wir kein Feindbild mehr sehen, wenn wir selbst in den Spiegel schauen, dann wird es eine gerechtere Welt geben.

      • Vielleicht bin ich ungerecht, nur mir kommt es langsam-rolling rolling rolling so vor als ob die Menschheit in einer Beschäftigung-Therapie lebt um immer wieder in eine Wiederholung zu triften
        Ich bin klar für ein “Stopp der Wiederholung”, weil es so richtig gruselig ist in vieler Beziehung..

        • leider haben Sie wohl recht, Wiederholungen ziehen sich durch die Geschichte, besonders die, welche Einmalig bleiben sollten, kommen immer wieder zum Zug.
          Auch Menschen wiederholen Fehler die andere schon gemacht haben, das konsequent… 🙄

          • Klar sind manche Wiederholungen das Beste was es gibt.

            Leider, nicht nur die Fehler von anderen werden wiederholt, sondern auch konsequent die “kleinen” eigenen Fehler. Schlimm ist es, wenn sie nicht auffallen….

          • 👍😀
            Wie ich oft zu sagen pflege:
            Der Dumme lernt nie.
            Der Kluge lernt aus seinen Fehlern.
            Das Genie lernt aus Fehlern Anderer.

          • …aus eigener Erfahrung läuft einem Genie ein Schauer über dem Rücken, wenn ihm oder ihr, im Jetzt und Hier “oh goad, eine Wiederholung” passiert.
            Ist natürlich nur die Vorstellung eines Genie`s, hat nichts mit mir zu tun, ich tu nur schauen!

      • gut so!
        Ich bin seit`n Führerschein immer mobil gewesen, überall und nirgends! Ich wünsche mir ab heute auch mal einen Smart.

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