»Bild«-Vize über Nehammer:
Die Reise von Bundeskanzler Karl Nehammer zu Wladimir Putin sorgte für gehörige Verstimmungen in der Ukraine. Der Vize-Chefredakteur der deutschen Bild-Zeitung, Paul Ronzheimer, schilderte der Krone die Stimmungslage in der Ukraine gegenüber Nehammer.
Wien, 03. Mai 2022 | Der Sebastian Kurz-Biograph und „Bild“-Zeitungsvize Paul Ronzheimer lässt kein gutes Haar am Besuch des österreichischen Bundeskanzlers Karl Nehammer bei Wladimir Putin in Moskau.
“Planlose und schlecht organisierte Reise”
Gegenüber der Kronen Zeitung schilderte er, was man in der Ukraine von den Reisen Nehammers hält. Für Nehammer ist das Ergebnis nicht gerade schmeichelhaft. Zwar sah man die Reise nach Kiew und Butscha als „symbolträchtiges Zeichen“, doch mit seinem „seltsamen Trip nach Moskau“, habe der Bundeskanzler aus Sicht Kiews es sich wieder kaputtgemacht.
Teile der ukrainischen Regierung würden Nehammer vorwerfen, dass er die Reise in die Ukraine nur unternommen habe, damit er anschließend nach Moskau fahren könne. Ein Regierungsberater dazu: „Es hat sich gezeigt, dass eine planlose und schlecht organisierte Reise nach Moskau, so wie der österreichische Kanzler sie unternommen hat, genau zum gegenteiligen Ergebnis dessen führen kann, was man erreichen will“. Den grünen Koalitionspartner infomierte der Kanzler im Vorfeld der Reise nicht. Werner Kogler erfuhr aus den Medien, dass Nehammer den Alleingang plante. Generell lief die Reiseankündigung chaotisch. Nehammer infomierte österreichische Medien am Tag vor der Abreise von seinem Putin-Besuch mit Berichts-Sperrfrist am nächsten Tag. Ronzheimer war es, der über Umwege von der angekündigten Reise erfuhr und dem Kanzler seine mediale Überraschung vermasselte.
“Ego-Bühne”
Ebenso wird Nehammer vorgeworfen, er habe den Krieg in Kiew und Moskau als „Ego-Bühne“ benützt. Gefolgt wurde die Reise von TV-Auftritten bei den US-amerikanischen Sendern CNN und CBS. Ein österreichischer Diplomat soll gegenüber Ronzheimer trocken kommentiert haben: „Immerhin durfte er mal im US-Fernsehen auftreten“.
Bereits am vergangenen Wochenende deutete Nehammer im Interview mit der Presse an, dass seine Reise nach Moskau in Kiew nicht besonders gut ankam. Nehammer berichtete im Interview, dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ihm vorgeworfen habe, “dass wir tote Kinder für russisches Gas in Kauf nehmen.“
(bf)
Titelbild: APA Picturedesk