Freitag, April 19, 2024

»Alles Vielfalt, alles Walzer!« – Das war der 14. Diversity Ball

Blasmusik und Beatboxing, Conchita Wurst und Power-Violinistin Céline Roscheck, Feiern ohne Barrieren und ohne Grenzen: So bunt war der 14. Diversity Ball. 

Wien, 09. Mai 2022 | Die Musik dröhnt im Wiener Kursalon schon aus den Lautsprechern, ein Mann gebärdet einer Frau, die auf ihn zukommt, ein herzliches “Hallo!” Es ist Florian Gravogl vom Gehörlosenverein WITAF, der später am Abend einen Award für sein Engagement verliehen bekommen wird. Er betreut derzeit gehörlose Geflüchtete aus der Ukraine. Die gebärdete Unterhaltung ist noch voll im Gange, während sich die ersten Gäste des 14. Diversity Balls auf drei Stockwerken tummeln.

Strass, bunte Engelsflügel, Kronen, Tüll und Glitter, Kleider und Anzüge in allen Farben und Mustern, vom pompösen Ballkleid über Drag bis hin zur Jeans, vom Rollstuhl bis zum Blindenanstecker – in dieser Ballnacht ist jeder willkommen, jeder kann so sein, wie er ist, wie er sein will und wie er sich wohlfühlt. Ganz nach dem Motto: “Sei Verbündete_r! Be our Alley!”

“Unsere Gesellschaft ist sehr gespalten. Wir wollen Verbindungen herstellen und so wieder in Erinnerung rufen,  dass wir EINE Gesellschaft sind,” sagt Ball-Mutter Monika Haider. Das Fazit als Ballbesucherin: Der Anspruch der Veranstaltung ist keine hohle Phrase. So bunt, wertfrei und ungezwungen geht es auf Bällen selten zu.

“Wir sind alle gleich viel wert”

“Wir sind nicht alle gleich, wir sind verschieden! Aber wir sind alle gleich viel wert!”, verkündete die langjährige Ball-Moderatorin Miriam Labus vom ORF-Behindertensportmagazin „Ohne Grenzen“ auf der Bühne. Vor dem offiziellen Ballbeginn wurden erstmals die Lovemore-Awards verliehen und zwar von Musikerin Mel Merio, die auch ihren Einstand als künstlerische Leiterin des Diversity Balls feierte. Sowohl die Verleihung als auch alle Reden und Ankündigungen wurden in Gebärdensprache übersetzt. Alle Räume waren barrierefrei zugänglich, es gab Guiding Angels für blinde Gäste, Induktionsschleifen für Menschen mit Hörgeräten.

Die Auszeichnung der Lovemore-Awards plus jeweils 1.000 Euro erhielten unter anderem Noomi Anyanwu, Sprecherin des Anti-Rassismus-Volksbegehrens Black Voices, Birgit Meinhard-Schiebel von der IG Pflegender Angehöriger, Gerry Keszler, Florian Gravogl, Kampfsportler Ronny Kokert, der ebenfalls mit Geflüchteten arbeitet und auch der Organisator des Balls, Darko Markovich, erhielten eine Ehrung. Einen Sonderpreis nahm auch Ballmutter Monika Haider für das Equalizent Institut entgegen, das sich auf allen Ebenen für Inklusion und Diversität einsetzt.

Nächster Diversity-Ball im Wiener Rathaus

Die Showacts nach der Verleihung bei der Eröffnung konnten sich sehen lassen: Conchita Wurst und Virginia Ernst traten auf, auch ein blinder Sänger mit gewaltiger Stimme und eine Reifenkünstlerin. Es gab afrikanische Musik kombiniert mit Schuhplatterln. Blasmusik vs. Beatboxing und ein Dreier-Tanz mit Nonne, Muslima und einem Juden sowie ein Auftritt von Drag Queen Tamara Mascara.

Eine erfreuliche Bombe ließ SPÖ-Gesundheitsstadtrat Peter Hacker auf der Bühne persönlich platzen: Der nächste Diversity Ball wird im Wiener Rathaus stattfinden. Im Organisationsteam freut man sich über ganz neue Dimensionen der Veranstaltung in Zukunft. Mit rund 2.000 Gästen war der Ball ausverkauft, im Rathaus werden dann noch viel mehr Menschen Platz haben.

Mitternachtseinlage zum Mitmachen

Ein besonderes Highlight stellte wie immer die Mitternachtseinlage zum Mitmachen dar: Ein äußerst motivierter, extrem voller Ballsaal tanzte und gebärdete unter Anleitung “Hands up, baby, hands up. Gimme your heart gimme gimme your heart” und “We are family!”

“Wien ist vielseitig und ich möchte in keiner Stadt leben, die einseitig ist. Vielfalt ist unser gemeinsamer Auftrag”, so Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (NEOS), der den Ehrenschutz innehatte. Ein etwas schüchtern wirkender Johannes Rauch (Grüne) sprach mit der Ballmutter die Eröffnungsworte: “Alles Vielfalt, alles Walzer!” Viel Platz für den Walzer oder Paartanz im Allgemeinen war zwar nicht, dafür war das Gedränge zu dicht, getanzt wurde trotzdem ausgelassen. Die Bands spielten bis drei Uhr früh, gefeiert wurde von dem ein oder anderen noch ein bisschen länger.

Für ein paar Eindrücke des Tages klicken Sie sich durch die Slideshow:

(sm)

Titelbild: Diversity Ball

Stefanie Marek
Stefanie Marek
Redakteurin für Chronik und Leben. Kulturaffin und geschichtenverliebt. Spricht für ZackZack mit spannenden Menschen und berichtet am liebsten aus Gerichtssälen.
LESEN SIE AUCH

Liebe Forumsteilnehmer,

Bitte bleiben Sie anderen Teilnehmern gegenüber höflich und posten Sie nur Relevantes zum Thema.

Ihre Kommentare können sonst entfernt werden.

1 Kommentar

Kommentarfunktion ist geschlossen.

Jetzt: Polizeiäffäre "Pilnacek"

Denn: ZackZack bist auch DU!