Mittwoch, April 24, 2024

Gesundheitspersonal auf der Straße: »Regierung will sich unser Schweigen erkaufen«

Gesundheitspersonal auf der Straße

Am gestrigen Tag der Pflege gingen Tausende auf die Straße, um für bessere Arbeitsverhältnisse im Gesundheitsbereich zu demonstrieren. Die Wut auf die Regierung ist groß, daran könne auch die angekündigte Reform vorerst nichts ändern, sagen Betroffene gegenüber ZackZack.

Wien, 13. Mai 2022 | Donnerstag, 16.30 Uhr, im Sigmund-Freud-Park. Tausende Menschen aus den unterschiedlichsten Gesundheitsberufen lauschen der Abschlusskundgebung. Viele von ihnen suchen Abkühlung im Schatten, erholen sich vom Marsch, der sie am Nachmittag vom Bahnhof Wien Mitte über den Ring bis vor die Votivkirche gebracht hat.

Egal ob Intensivpflegerin in der Klinik oder Pfleger im Behindertenheim – sie alle kämpfen für bessere Arbeitszeiten und höhere Löhne. Als die Reden von führenden Gewerkschafts- und Arbeiterkammerfunktionären unter tosendem Applaus langsam abklingen und der Lärm weniger wird, nutzt ZackZack die Chance, um sich mit einigen von ihnen zu unterhalten.

“Wir wollen den Patienten mehr geben”

“Ich will gar nicht darüber diskutieren, was eine adäquate Bezahlung für unseren Job ist”, so eine Pflegerin aus der Klinik Favoriten. “Ich finde es einfach schade, dass sich unsere Arbeitsverhältnisse so verschlechtert haben. Die Patienten bleiben auf der Strecke, wir haben einfach keine Zeit mehr für sie und das ist einfach traurig. Für das bin ich nicht Krankenschwester geworden.”

Auch während der Corona-Pandemie, die für viele wohl eine der härtesten Zeiten in ihrem Berufsleben ausgelöst hat, stellen viele von ihnen das Wohl der zu Pflegenden über ihr eigenes. Das hört man auch im Gespräch mit einer Pflegerin aus Mistelbach heraus. “In unserem Heim bekommen die Menschen nur noch Notversorgung, weil einfach kein Personal da ist. Dabei wollen wir ihnen ja mehr geben.” Denn jeder sollte bedenken, meint eine ihrer Kolleginnen neben ihr, “dass auch wir mal gepflegt werden müssen und auch wir uns über eine gute Betreuung freuen würden.”

“Das hat mit Reform nichts zu tun”

Deshalb müsse man vor allem junge Menschen für den Beruf begeistern und ihnen den Zugang zur Ausbildung erleichtern. Oder wie es ein Wiener Pfleger in einer Einrichtung für behinderte Menschen ausdrückt: der Pflegeberuf dürfe nicht “akademisiert” werden. Der am Donnerstag vorgestellten Pflegereform kann der Mann, der in seinem Job aufgrund Personalmangels schon mal auf sechs 12-Stunden-Dienste in nur einer Woche kommt, nicht viel abgewinnen. “Das hat mit Reform nicht viel zu tun, das ist mehr ein Schweigen erkaufen von der Pflege. In der Art: ‘Ihr bekommts jetzt mehr Geld also seid’s still'”

Eine Angestellte im psychosozialen Dienst begrüßt zwar die Ausbildungsanreize, die mit der Reform nun kommen sollen. Diese würden aber nichts am Notstand jetzt ändern. Bis man die Auswirkungen spürt, würden wieder Jahre vergehen.

Viele andere, mit denen ZackZack an jenem Tag sprechen konnte, schlagen in dieselbe Kerbe: Mehr Geld zu bekommen wäre zwar schön, aber das bringe alles nichts, wenn die Menschen keine Freizeit mehr haben und in Arbeit untergehen. Dieser Umstand schrecke auch die Jungen ab und sorge dafür, dass kaum Personal nachkommt.

Weitere Reaktionen, Geschichten und Eindrücke der Demonstration sehen Sie im Video:

(mst)

Titelbild: ZackZack

Markus Steurer
Markus Steurer
Hat eine Leidenschaft für Reportagen. Mit der Kamera ist er meistens dort, wo die spannendsten Geschichten geschrieben werden – draußen bei den Menschen.
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31 Kommentare

  1. Bis die Reform umgesetzt werden kann – was sie in diesem Ausmaß eh nicht wird – holt man sich die Pendler aus Bratislava oder Ungarn, stellt ihnen Dienstwohnungen im Spital zur Verfügung, was logischerweise vom Gehalt abgezogen wird, nostrifiziert deren “Diplome”, die mit der Ausbildung zur Pflegefachkraft hier absolut nicht mithalten können und für’n Hugo sind. Sie werden dann sogar in der ICU oder Palliativ eingesetzt. Ziel der Regierung: Billigarbeitskräfte, koste es was es wolle. Die Flex wollte seinerzeit sogar Kräfte von den Philippinen einfliegen, was ist daraus geworden?

  2. Pflegereform…
    Die Pflege ist großteils in Hand von Leiharbeitsfirmen….die betreiben Lohndrucken…
    Der grösste Player ist ein schwarzer in oberster Politischer Position…
    Das der keine gerechte Entlohmung will ist klar…
    Wie kann ein schwarzer Politiker eine Firma haben und sich selbst Gesetze machen die die ganze Branche in die Knie zwingt…

    Das da noch nicht gerichtlich vorgegangen wird ist einer der vielen Staatsskandale…

  3. So schaut`s aus. Im Augenblick wirft mir meine Tochter vor, das ich das größte Arschloch von einer Mutter war, weil ich sie nicht mal geprüft habe wegen ihrem ersten Bio-Test in der VS. Ich war in der mobilen Altenbetreuung und sie im Hort.

  4. Ich will dass auch meine Kinder gepflegt werden, wenn sie alt sind, egal ob sie gestopft sind oder nicht.
    Ich will, dass jeder gut versorgt wird, auf hohem Niveau!
    Ich will, dass Nährstoffthematiken offen diskutiert werden. Unsere Böden sind verarmt. Wie solls da weitergehen?
    Ich will, dass Vorsorge gefördert wird. Es kann nicht sein, dass man immer noch 70% der Erkrankungen in den Industrienationen durch falsche Politik verursacht!!!

    Neuwahlen!!!

  5. Ich will Neuwahlen! Auf den Trick mit dem “Gewinn abschöpfen” , “Pflegereform” und “Kalte Progression abschaffen” fall ich nicht rein…. DIE REFORM IST KEINE REFORM!

    Neuwahlen!!!

    • Da fehlt was im Artikel…dass die Lösung die Gentechnik ist….entweder man züchtet sie neu wenn sie ausgestorben sind, oooder man züchtet neue Entscheidungsträgergene mit einer Extraportion Naturliebe und Innovationskraft.

      Unser Naturbursche “man of earth” ist ein Gentechnikfreak, wie ich. Steh voll drauf, da gibt’s uuunbegrenzte Möglichkeiten. Da kannst Krebs nicht nur vorbeugen zu einem großen Teil, einfach durch Bildung und Knowhow…. Nein, da kannst ihn dann heilen und viel Forschungsgelder einheimsen und anschließend noch Therapiekosten! Viel vernünftiger, muss jeder einsehen.

      70% aller menschlichen Erkrankungen sind lebensstilbedingt…… In den Industriestaaten wohlgemerkt. In den restlichen Ländern verhungern jährlich ca. 40 000 000 Menschen…dafür hat die Gentechnik genau so gute Lösungen wie die Agrarindustrie mit riesigen Monokulturen, Pestiziden, Herbiziden und Dünger, die den Boden schädigen und aus Erdöl hergestellt werden. Es war damals alles nur wichtig, um dem Hunger ein Ende zu setzen

      Das sind keine neue Infos, das weiß man seit Ewigkeiten….Und ist seit Ewigkeiten unbestritten und vehement totgeschwiegen.

      • Auf deine erfundene Gen-Lösung, die du gerne auf andere projizierst ist dein Artikel nichts wert.
        Dein Post erinnert mich nur an ein nationalistischen Bla Bla und überheblicher herrenmenschlicher Manier dessen sowas von einer Hirnwixerei.

        • Werd da nicht drauf eingehen. So, jetzt kannst weitere seltsam unlogische Vorwürfe an mich richten. Feel free.

          • vielleicht ein zu frommer Wunsch….
            Wenn jeder einzelne Mensch auf dem Planeten nur ein paar Sachen anders macht, dann bekommen diese wieder eine Chance.
            “Wollen Sie ein Sackerl? Nein danke, es stirbt die Schildkröte dran….!”
            –mfe

          • Das ist die berühmte “Konsum Lüge”.

            Ein Lieblingsargument der Greenwashing – Szene. “Es kann alles gut werden, wenn der Mensch nur bitte sein Verhalten, von heute auf morgen ändert, lieb wird, nicht mehr streitet, täglich ein Bäuerchen macht, nur mehr Papierstrohhalme verwendet (und keine wiederverwendbaren…?), und beim Spazieren gehen, drauf achtet auf kein Gänseblümchen zu treten.”

            Versteht mich nicht falsch. Wie wir konsumieren, ist Sehr wohl wichtig! Aber es stimmt definitiv nicht, wenn euch jemand verklickern will, dass “man ja nur dies und jenes….. Wenns jeder machen würd, und Alle mitmchen…” dann ist das einfach nur eine Seite der Medaille. Und wir wissen, dass der Tag nie kommen wird, wo alle auf einmal gescheit werden.

            Und…. Das gefährliche dran: Es verschleiert schlicht die Tatsache, dass es einfach entsprechende Gesetze braucht für Umweltschutz!!!!

            Also…. Nein. Wir haben die Lösung nicht erst dann, wenn auch der letzte Mensch noch auf einmal unbestechlich geworden ist….die Lösung muss vorher her, und wir sind es, die die Politik in die Pflicht nehmen müssen.

  6. Noch gehen viel zu wenige auf die Straße. Das Geld verschwindet in misteriösen, schwarzen Kanälen, aber für Gesundheit, Pflege, Kinderbetreuung und Bildung gibt es nichts.
    Antisoziale Mischpoche!

  7. Alles verlogene , gierige Arschlöcher. Für Steuer nachlässe von Superreichen in Millionenhöhe u d Rüstung ist immer Geld da, für das oberste Prozent der Konzerne steuergeschenke durch Köst Senkung ist auch Geld da.
    Aber nie für Pflege.
    Heuchler!

  8. Diese “Schmähparade” der Regierung für die Pflegekräfte trifft genau 35% der betroffenen.
    Finde es gut das sie auf die Straße gehen .

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