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Wiener Lueger-Denkmal: Wöchentliche Protestlesungen ab Montag

Wiener Lueger-Denkmal:

Vor dem umstrittenen Lueger-Denkmal in der Wiener Innenstadt werden ab Montag wöchentliche Protest-Lesungen stattfinden. Die Stadt Wien hat angekündigt, im Herbst die Neugestaltung des Denkmals auszuschreiben.

Wien, 13. Mai 2022 | Am kommenden Montag wird um 17 Uhr eine Serie von Protestlesungen bei dem umstrittenen Denkmal für den früheren Wiener Bürgermeister Karl Lueger stattfinden. Jeweils montags um 17 Uhr sollen, organisiert von der Initiative PLATZ DA!, weitere Lesungen stattfinden. Den ersten Termin werden Gerald Bast, Rektor der Universität für angewandte Kunst , Sashi Turkof, die Präsidentin der Jüdischen österreichischen Hochschüler:innen (JöH), Dezoni Dawaraschwili, Vizepräsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG) sowie Autor Doron Rabinovici und Ensemblemitglieder des Burgtheaters bestreiten, hieß es am Freitag in einer Aussendung.

Lueger war bekennender Antisemit, Adolf Hitler bewunderte ihn. Seit Jahren wird in Wien darüber diskutiert, wie man mit der Person Lueger umgehen soll: Sein Denkmal auf dem ebenfalls nach ihm benannten Innenstadt-Platz stürzen und nach ihm benannte Straßen und Plätze umbenennen oder sich etwa mit Zusatztafeln um eine historische Einordnung bemühen.

Ausschreibung für Platz-Neugestaltung im Herbst

Die Angewandte hatte 2009/10 mit einem eigens ausgelobten Umgestaltungswettbewerb die seit Jahren schwelende Debatte um das Denkmal mit angestoßen. Im Herbst 2022 soll laut Stadt Wien die Ausschreibung für die Umgestaltung starten, im Jahr darauf das Siegerprojekt gekürt und umgesetzt werden. Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) hatte die lange Vorlaufzeit unter anderem mit notwendigen aufwendigen Prüfungen bezüglich Statik und Denkmalschutz begründet.

Bast geht das zu langsam. “Das Abwarten und Festhalten an Denkmal und Platz normalisiert, was nicht zu normalisieren ist. Antisemitismus darf in einer pluralen, offenen Gesellschaft keinen Platz haben. Deshalb fordern wir einmal mehr die sofortige Umbenennung des Platzes”, so der Rektor. 2012 wurde bereits der „Dr.-Karl-Lueger-Ring“ umbenannt zum „Universitätsring“ umbenannt.

Die Initiative PLATZ DA! werde von der Angewandten gemeinsam mit der JöH und der Künstlergruppe Schandwache getragen: “Wir schließen an bestehende Proteste an und werden so lange laut lesen und kommentieren, bis das Abwarten beendet und der Platz umbenannt wird“, so Bast.

Immer wieder Protestaktionen

2016 hatten der damalige Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) und der Bezirksvorsteher der Inneren Stadt Markus Figl (ÖVP) eine Zusatztafel enthüllt – ein Versuch der historischen Einordnung des Denkmals. Den Protestaktionen gegen das Lueger-Erinnern tat das keinen Abbruch: Im Sommer 2020 sprühten Unbekannte mehrfach das Wort „Schande“ auf den Sockel. Im darauffolgenden Herbst hielt eine Gruppe von Künstler eine „Schandwache“ vor dem Monument, um zu verhindern, dass die Schriftzüge entfernt werden. Sie sind bis heute zu sehen.

Erst kürzlich, im April 2022 montierten Unbekannte drei Kloschüsseln am Denkmal – wohl ebenfalls eine Protestaktion, bekannt hat sich dazu aber niemand. Sie wurden nach einigen Tagen von der Stadt abmontiert.

(pma/apa)

Titelbild: APA Picturedesk

Pia Miller-Aichholz
Pia Miller-Aichholz
Hat sich daran gewöhnt, unangenehme Fragen zu stellen, und bemüht sich, es zumindest höflich zu tun. Diskutiert gerne – off- und online. Optimistische Realistin, Feministin und Fan der Redaktions-Naschlade. @PiaMillerAich
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