Donnerstag, April 18, 2024

Kein Geld, schlechtes Essen: Ukraine-Vertriebene auf Lebensmittelkarten angewiesen

Kein Geld, schlechtes Essen:

Drei Monate ist es her, dass der Krieg in der Ukraine seinen Anfang nahm und die ersten Vertriebenen in Österreich ankamen. Aber noch immer mangelt es an Grundversorgung in den Quartieren. Eine Flüchtlingshelferin nimmt das Problem selbst in die Hand und verteilt täglich Lebensmittelkarten.

Wien, 23. Mai 2022 | Freitag, neun Uhr in der Früh am Hauptbahnhof: Wie fast jeden Morgen steht Tanja Maier vor dem zentralen Ticketverkauf mit Lebensmittel-Gutscheinkarten in der Hand. Durch das Namensschild an ihrem knallpinken Pullover ist sie leicht zu erkennen.

Lebensmittelgutscheine-Aktion

Plötzlich kommt ein Mann auf sie zu und drückt ihr wortlos einen Stapel “Hofer”- und “McDonalds”-Gutscheinkarten in die Hand. Tanja bedankt sich und ist sichtlich gerührt. Seitdem sie das Projekt mit den Lebensmittelkarten ins Leben gerufen hat, passiert das öfter, sagt sie gegenüber ZackZack. Auch wenn sie in der Früh aufsteht und ihren Postkasten ausleert, sind da schon welche dabei. Kurze Zeit später kommt eine ukrainische Frau zu Tanja und holt sich eine Gutscheinkarte ab. Die Dame ist dafür extra nach Wien angereist, erzählt sie. Tanja ist täglich im Kontakt mit Ukrainerinnen und Ukrainern. Mit spaßhaftem Unterton merkt sie an, dass sie wohl die einzige in Österreich ist, die wohl alle ukrainischen Flüchtlinge in Österreich in ihrem Handy gespeichert hat.

Begonnen hat die Aktion mit den Lebensmittelkarten, als Tanja bemerkte, dass am Bahnhof nicht nur Neuankömmlinge, sondern auch Flüchtlinge, die bereits Wochen zuvor in Quartiere weitervermittelt wurden, am Bahnhof auftauchen – in der Hoffnung, Lebensmittel von den Volontären vor Ort zu bekommen. Denn das Essen in den Quartieren reiche oftmals nicht und das Geld ginge ihnen aus. Kurz darauf haben Ukrainer ihr auch Bilder von ungenießbaren Mahlzeiten, die ihnen serviert werden, geschickt, die sie in den sozialen Netzwerken weiterverbreitet.

Wohnheim sanierungsbedürftig, Essen mangelhaft

Diese Ukrainer, die ihr Bilder wie das obige senden, sind zum großen Teil im ursprünglichen Pensionistenwohnheim Haidehof in Wien-Simmering, das zu zurzeit ausschließlich von ukrainischen Flüchtlingen bewohnt wird, untergebracht. Das Wohnheim gilt schon seit 2021 als sanierungsbedürftig. Der Beginn der Sanierung wurde laut Medienberichten wegen Corona-bedingten Verzögerungen auf April 2022 verschoben und fand bis dato nicht statt.

Auch ZackZack hat sich vor Ort umgesehen, weit kamen wir allerdings leider nicht. Denn Journalisten dürfen sich nicht frei auf dem Areal bewegen, sondern nur unter Aufsicht eines Vertreters vom Arbeiter-Samariter-Bund, der das Haus und die Flüchtlinge darin derzeit betreut. Auch Fotoaufnahmen sind untersagt.

ZackZack hat die Pressesprecherin des Arbeiter-Samariter-Bundes, Stefanie Kurzweil, mit den Schilderungen Tanja Maiers und den Bildern der ungustiösen Mahlzeiten konfrontiert. Diese präsentierte daraufhin Bilder vom aktuellen Buffet und erklärte, dass die Mahlzeiten mittlerweile angepasst wurden “auf ukrainische Essgewohnheiten”. Auch Tanja Maier erzählt auf ihrem Twitter Account von Verbesserungen in der in der Simmeringer-Unterkunft.

ZackZack hat sowohl Tanja Maier als auch Stefanie Kurzweil vor dem Heim Haidehof getroffen, sehen Sie sich hier das Video unserer Recherche an:

(mst/nw)

Titelbild: ZackZack

Markus Steurer
Markus Steurer
Hat eine Leidenschaft für Reportagen. Mit der Kamera ist er meistens dort, wo die spannendsten Geschichten geschrieben werden – draußen bei den Menschen.
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20 Kommentare

  1. Zur Weiterleitung der Unterstützungsgelder für die Flüchtlinge fehlen unseren gewissenhaften Beamten wahrscheinlich zwei Unterschriften. Und der zuständige Sektionschef ist auf Kur.

    Also Geduld und etwas mehr Verständnis für die Nöte der Beamtenschaft und das miese Essen, ihr Flüchlinge. Bis zur Besserung kann nur mehr wenige Wochen dauern.

  2. “..angepasst wurden “auf ukrainische Essgewohnheiten”.
    Dann entspricht dieser Fraß für Stefanie Kurzweil den österreichischen Essgewohnheiten? Arbeiter Pharisäer Bund? Wenn das Geld für gescheites Essen fehlt, dann stellt euch auf die Hinterbeine, werdet laut und macht Welle, aber sowas Menschen vorzusetzen ist an Gemeinheit kaum zu unterbieten. Da wird einem ja schon beim Ansehen übel.

  3. In Oberösterreich funktioniert das alles wieder einmal besonders schlecht. Die Unterbringung erfolgt fast ausschließlich über Private und Hilfsgelder sind bis heute nicht bei den Leuten angekommen. Wieder einmal eine besondere Glanzleistung der öffentlichen Verwaltung in OÖ wie auch schon bei der Pandemie. Was für ein scheiß Saustall.

  4. Der Sozialstaat (mit den ach so großzügigen Leistungen, die es einem ja angeblich ermöglichen, sein Leben in der Hängematte ganz komfortabel fristen zu können) ist ja schon für jene Einheimischen, die es betrifft, kein Zuckerschlecken. Für die is es dann allerdings so, dass sich die echt an der Talsohle befinden.

  5. Gute Arbeit. Auch von der Dame in Rosa.

    Das eigentliche Problem sehe ich jetzt nicht in der Quantität des Geldes.
    1) Sondern das Geldfluss steckt bei irgendwelchen Mittelsmänner oder Vereinen fest. – Gehört in irgendeiner behördlicher Form überprüft.
    2) Die typisch Ö. Bürokratie. Wieso brauchen die Ukrainer Fahrscheine? Man sollte Sie jetzt einfach so fahren lassen und bei Kontrollen Ukrainischer Führerschein/Pass oder Bestätigung einfach vorgezeigt. Aus Ende.

  6. Ist ja echt schlimm was diese armen gebeutelten SUV Fahrer da alles auf sich nehmen müssen unsere Mindestpensionisten erleben das fast jeden Winter seit es den Teuro gibt aber darüber reden wir ja lieber nicht.

    • Kollege, du bist wirklich ein ganz besonders widerwärtiges Arschloch. Unfassbar, was für Gestalten aus ihren Sumpflöchern gekrochen kommen, wenn sie Menschen in Not abwerten können.

    • Du kleines schlafendes Schäfchen nur weil du weiterhin in deiner Blase bleiben möchtest werde ich meine Meinung nicht ändern. Bitte unterlasse diese Kraftausdrücke ich weiß das fällt gerade den Guten so schwer wenn sich jemand erlaubt ihrem Meinungsdiktat zu widersprechen.

  7. So sind wir halt. Nach außen geben wir uns gerne hilfreich, aufgeschlossen, modern, liberal aber sobald der Vorhang fällt ist man in diesem Land ausländerfeindlich, antisozial, stinkkonservativ etc. Mit den Flüchtlingen hat man Mitleid aber lästig sein sollen sie woanders… Dieses Land ist echt zum speibn!

    • Die meisten Österreicher sind nicht so. Selbst jene nicht, die am Stammtisch vom Leder ziehen. Ein paar Ekelpakete wie diesen Suppenhirni gibt es überall. Aber wie der ASB den Menschen so einen Fraß vorsetzen kann geht mir echt nicht ein. Das ist nicht zu entschuldigen.

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