Donnerstag, April 18, 2024

ORF-Korrespondent Wehrschütz beschönigt seine Aula-Vergangenheit

Der erst unlängst mit einem Romy-Sonderpreis ausgezeichnete Osteuropa-Korrespondent Christian Wehrschütz wurde in “Wien Heute” auf seine problematische Vergangenheit bei einem rechtsextremen Magazin angesprochen. “Ich bereue nichts”, war die Antwort.

Wien, 31. Mai 2022 | Seit vielen Wochen versorgt der langjährige ORF-Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz täglich das Land mit Neuigkeiten aus dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Von Ö1-Morgenjournal bis abendliche Zeit im Bild berichtet der Journalist live von verschiedensten Orten im Kriegsgebiet. Erst im April erhielt Wehrschütz auf der Romy-Gala einen Sonderpreis für seine Ukraine-Berichterstattung.

Am Sonntagabend saß der gerade auf Heimatbesuch weilende Reporter dann allerdings im hiesigen Studio von der ORF-Sendung “Wien Heute”. Moderator Patrick Budgen interviewte ihn insbesondere zur Gefahr seines Jobs als Kriegsberichterstatter und den immensen Workload. Im Moment arbeite Wehrschütz nach eigenen Angaben um die 18 Stunden am Tag.

Von Reue keine Spur

Budgen sprach den 60-Jährigen bei diesem Anlass aber auch direkt auf jenes Thema an, das ihm schon seit Jahren immer wieder vorgehalten wird: So war Wehrschütz in der Vergangenheit FPÖ-Mitglied (er trat erst 2002 aus) und hat unter anderem für die rechtsextreme Zeitschrift “Die Aula” geschrieben , deren erster Chefredakteur NDSDAP-Politiker gewesen ist und die immer wieder mit holocaustleugnenden und antisemitischen Texten aufgefallen ist.

Die Reaktion von Wehrschütz in der ORF-Sendung löste bei vielen Historikern nun allerdings Stirnrunzeln und Kritik aus. In eher langatmigen Antworten führt Wehrschütz aus, die “Aula” sei zu seiner Zeit “damals” – also vor etwa 30 Jahren – nicht rechtsextrem gewesen. Daher gäbe es auch nichts zu bereuen. Er wundere sich vielmehr, wieso man darüber noch immer spreche. “Zu dem, was ich geschrieben habe, stehe ich”, fügte Wehrschütz trotzig an.

Der bekannte Rechtsextremismus-Experte Bernhard Weidinger vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) findet auf Twitter klare Worte:

Budgen fragte im weiteren Verlauf noch einmal nach, ob es Wehrschütze störe, dass man ihn “dem rechten Lage zurechne”? Antwort: “Naja, schauen Sie, was ist ein rechtes Lager?” Und einen Atemzug später: “Was sagen derartige Schubladisierungen schon aus?” Vielleicht am Ende doch gar nicht so wenig.

(am)

Titelbild: Screenshot ORF/WienHeute

Anja Melzer
Anja Melzer
Hält sich für die österreichischste Piefke der Welt, redet gerne, sehr viel und vor allem sehr schnell, hegt eine Vorliebe für Mord(s)themen. Stellvertretende Chefredakteurin. Sie twittert unter @mauerfallkind.
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22 Kommentare

  1. Er ist schon eher einer, der sich auf Russlands Seite sieht. Auch spricht er nie die Tatsache an, dass Putin ein Paria ist, mit dem eigentlich niemand mehr ernsthaft sprechen und verhandeln möchte. Für ihn scheint so ein Angriffskrieg ganz normal zu sein, und dass Putin ja auch ein bissl Recht hat. Aber eh wurscht, solange wir ab demnächst das Gas/Öl von den Scheichs kaufen. Die sind nämlich kein Stück besser. Und wenn wir unsere moralischen Maßstäbe an die Beteiligten im Jemenkrieg anwenden, dann ist unsere schöne Schwarzweiss-Gutböse-Welt eh dahin. Und nein, das ist kein whataboutism.

  2. Na den ethnischen Konflikt zwischen den Russen im Osten der Ukraine und den “Ukrainern” im Osten der Ukraine hat er systematisch heruntergespielt. Dafür hat er auch den Romy bekommen.

  3. Als EX Fpöler ist er ja mit Auseinandersetzungen aufgewachsen. Ein Spitzen Berichterstatter ist er jedenfalls !!
    Und furchtlos noch dazu !!

  4. In einem ZiB2 Interview hat Werschütz unlängst einen in dieser Sendung ebenfalls zu Gast gewesenen Brigadier als “Kollege” bezeichnet.

    Es war aus dem Dialog augenscheinlich, dass die beiden einander kennen.

    In seinen Analysen als Journalist fällt regelmäßig auf, dass Werschütz über ein weit überdurchschnittliches militärisches Fachwissen verfügt.

    Mit seiner Journalistenakkreditierung kann er sich in zahlreichen Bereichen, die auch für die militärische Aufklärung von grösstem Interesse sein dürften, sehr leicht Zugang verschaffen.

    Hat sich eigentlich schon einmal jemand gefragt, ob da vieliecht ein Zusammenhang besteht?

    Hmmm???

    • Ganz einfach erklärt:
      Wehrschütz ist Reserveoffizier beim österr. Bundesheer (welches hoffentlich noch neutral ist) und damit wohl für Kriegsberichtserstattung besonders qualifziert.

  5. Nachdem er so einiges über den westlichen Kreuzzug in der Ukraine erzählt hat, was den moralisch erhabenen Kreuzzüglern nicht gefällt, muss diese alte, jedem in der Branche bekannte Geschichte wieder einmal herhalten.

    • Auch wenn das abermals gelöscht wird: ich halte den Ausdruck “westlichen Kreuzzug in der Ukraine” in diesem Zusammenhang für albern und tendentiös in Richtung Putin-Unterstützung.

      • Seit gestern gibt’s das große Löschen. Meines Erachtens in die falsche Richtung, aber was weiß man schon genaues.

        • Leider weiß man gar nichts. Das ist zumindest suboptimal. Moderation kann auch transparent sein, zB durch Ansagen: Beitrag gelöscht wegen… So wird nach und nach klar, was geht und was nicht. Vor allem muss Moderation nicht nur transparent, sondern auch konsequent sein, sonst entsteht sehr schnell der Eindruck von Willkür. Natürlich ist Moderation in so einem Laden alles andere als einfach, wenn man es richtig macht, aber aktuell ist da noch jede Menge Luft nach oben.

  6. Es braucht mir Niemand zu sagen, dass die die Wehrschütz hier in den ORF gehieft haben, das nicht gewußt hätten und das vielleicht gar nicht in seinen Bewerbungsunterlagen gestanden wäre.
    Jetzt hat dieser mehrfach sein Lebens schon riskiert, damit wir wissen, was vor Ort in Kriegsgeschehen so abgeht und plötzlich ist das ein Thema?
    Welcher Mächtige hat nun plötzlich ein Problem mit ihm bekommen und warum gerade jetzt?

    So wissen wir schon geraume Zeit, dass wir in einer Wahldemokratie leben und dass die Pressefreiheit unten durch ist und die Mainstream Medien gekauft sind.
    Das alles geht uns aber weiter total am Arsch vorbei und starten wir gerade Wahlen und hier auch noch Bundespräsidentenwahlen, wo der Verdacht groß ist, dass die letzten Wahlen hier mindestens schon mit gekaufen Umfragen manipuliert waren.

    Was ist das nur für ein Opportinismus und wer hat das vermutlich schon wieder “gekauft” was da gerade abgeht?

      • Danke

        Ich halte nicht zu Ganden – Denn ich hatte hier in diesem Forum bereits als Wehrschütz im ORF aufgestiegen war, meine Verwunderung wegen dessen Vergangenheit zum Ausdruck gebracht.
        Damals aber schien das Niemanden zu interessieren.
        Nunmehr sehe ich es auch deshalb aber auch wegen dieses neuen Zeitpunkt nun eben anders und vor allem schwer opportunistisch und vielleicht sogar ein Bischen heuchlerisch?

        • Sie haben den Sinn von HzG nicht verstanden.
          Die Tatsache, daß Wehrschütz (!) sehr weit rechts stand und wohl noch steht, haben Interessierte schon lange gewusst.
          Es gab in letzter Zeit wiederholt Kritik an seiner Berichterstattung und an dem damit verbundenen “framing”.
          Fun fact: Es heißt “hieven” und nicht “hiefen”.
          Submissest angemerkt.

  7. Das hat man schon lange gewusst. Aber der ORF is halt soooo stolz auf seinen Kriegsberichterstatter.

  8. Der Wehrschütz wird doch wohl nicht wegen seiner sachlich objektiven Haltung gegenüber dem Ukraine-Krieg EU-politisch in die Kritik geraten? Ohne ihn vorher ordentlich in den Schlamm zu ziehen, wird man ihn aber kaum so einfach abberufen können.

    • Oder er ist wegen seinem eigenen Geschreibsel in die Kritik geraten, könnte das sein? Aber es ist erfreulich, dass du Publikationen in rechtsextremen Blättern als Schlamm empfindest. Ich bezeichne sowas ja eher als Scheiße.

      • Bei einigen Mitbürgern muss ich manchmal an den klassischen Witz im Villacher Fasching der späten 70er Jahre denken:
        – “Wos is da Untaschied zwischn an Kartna und an Puntschkrapfal?”
        – “Goa kana. Bade san aussn rosarot und innan braun.}

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