Niemand kennt den Autor
Ein die Regierung lobender Artikel von Magnus Brunner in Ich-Form in der Vorarlberger Wirtschaft gibt Rätsel auf. Denn Brunner sagt, er hat ihn nicht geschrieben. Auch bei der Zeitung hat keiner eine Ahnung, wer der Autor ist.
Wien, 3. Juni 2022 | Die FPÖ ortet in zahlreichen Artikel in der mittlerweile eingestellten Wirtschaftsbund-Zeitung „Vorarlberger Wirtschaft“ Gefälligkeitsartikel für Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) und die Regierung. Im U-Ausschuss legte Fraktionsführer Christian Hafenecker Brunner einen Artikel aus der Oktoberausgabe 2020 vor, der besonders heraussticht.
Artikel aus Ich-Perspektive – Brunner: Ich war’s nicht
Er ist aus Ich-Perspektive geschrieben und bezieht sich auf die Bundesregierung als „wir“, als hätte Brunner ihn selbst verfasst. Brunner sagte, er wisse nicht, wie der Artikel zustande gekommen sei: „Geschrieben hab‘ ich’s nicht.“ Er habe sich immer wieder mit dem Vorarlberger Wirtschaftsbund über Kernthemen ausgetauscht.
Erstaunlich, denn im Vorspann zum Artikel heißt es: „Staatssekretär Magnus Brunner über…“ Im Text steht, die Bundesregierung müsse „den Moment nutzen und die richtigen Impulse für eine kluge und sinnvolle Klima- und Energiepolitik setzen“. Bestimmte staatliche Förderungen werden als „richtiges Zeichen für einen Konjunkturaufschwung und eine nachhaltige Zukunft“ bezeichnet. Die Regierung und ihr Programm werden angepriesen. Und: Das Foto für den Artikel kommt vom Bundeskanzleramt. Es wurde aufgenommen, als Brunner sein Wasserstoff-betriebenes Regierungsauto entgegennahm. Im Artikel fehlt jedoch eine Kennzeichnung, woher das Bild kommt.
Wirtschaftsbund weiß auch nicht, wer’s war
Brunner hat keine Wahrnehmungen dazu, ob für die positive Berichterstattung bezahlt worden sei. Besonders kurios: Selbst der Vorarlberger Wirtschaftsbund weiß nicht, wer den Artikel verfasst hat. Gegenüber ZackZack versicherte man aber, es sei dafür kein Geld geflossen.
Hätte es Geldflüsse gegeben, wäre der Beitrag mit seinen politischen Inhalten als Werbung zu kennzeichnen gewesen, lautet die fachliche Einschätzung des österreichischen Presserats gegenüber ZackZack. „In der Vergangenheit wurde eine vom Land Steiermark finanzierte Artikelserie, die sich nicht ausreichend vom Erscheinungsbild redaktioneller Inhalte unterschied, als Verstoß gegen das medienethische Trennungsgebot gewertet“, so Luis Paulitsch, Referent des Presserats. Die Medienethik räumt bei politischer Gefälligkeitsberichterstattung mehr Spielraum ein als bei jener zugunsten von Unternehmen.
FPÖ findet, Brunner kommt auffällig oft vor
Die FPÖ betonte, dass Brunner zwischen März 2020 und September 2021 auffällig oft in der „Vorarlberger Wirtschaft“ vorgekommen sei. Magnus Brunner, ehemaliger politischer Direktor des Österreichischen Wirtschaftsbunds, sagte dazu vor dem U-Ausschuss, wenn ein Vorarlberger Staatssekretär werde, sei es natürlich, dass er häufiger in Zeitungen und „solchen Blättern“ vorkomme. Außerdem sinngemäß: Das sei halt eine größere Sensation, als wenn es jemand aus Oberösterreich würde.
(pma)
Titelbild: APA Picturedesk/ Bearbeitung: ZackZack