Freitag, April 19, 2024

Rabensteiner: Kholkopf

„Gegen all euer Leiden verschreibe ich euch Lachen“, sagte der französische Arzt und Humanist François Rabelais. Die wöchentliche Dosis Medizin verabreicht Fritz Rabensteiner.

Wien, 04. Juni 2022 | Die größte Sorge vieler älterer Menschen ist jene, dass sie eines Tages ihre Dinge nicht mehr selbst regeln können. Weil sie krank werden. Weil sie pflegebedürftig sind. Ein Suizid ist dann nicht mehr so einfach möglich. Und wenn Sie den Seniorenbund zu Hilfe rufen, wird keiner kommen, da die im Moment damit beschäftigt sind, die Corona-Hilfsgelder zu verprassen.

Auch ich habe mittlerweile das Gefühl pflegebedürftig zu sein, obwohl man mir das nicht ansieht. Ich sehe fantastisch aus. Immer noch. Das sagen viele. Vor allem Frauen. Auch unabhängig voneinander. Aber egal, ich muss rechtzeitig Vorsorge treffen. Vor ein paar Monaten war ich beim Hausarzt, um meine Bestandteile prüfen zu lassen. Die Werte liegen im Toleranzbereich, sagte er und sah dabei aus, als ob er jemandem kondolieren wollte. Dabei drückte er fest meine Hand. Das hat bestimmt nichts zu bedeuten, allerdings kann es in meinem Alter sehr schnell gehen und zack, zack, schon ist der erste Schaden da. Und dann noch einer, und noch einer, und dann ist es zu spät, um eigenständig handeln zu können.

Wenn man da nicht auf der Hut ist, dann verpasst man den Absprung und endet wie Andreas Khol. Der Mann ist 142 Jahre alt und drängt sich immer noch vor jede Kamera, um politischen Blödsinn abzusondern, den er irgendwann zu Kaiser Karls Zeiten aufgeschnappt hat. Sicher, er hat seine Verdienste, das möchte ich gar nicht bestreiten. Immerhin hat er 1919 bei den Verhandlungen zum Versailler Frieden gekellnert. Aber irgendwann muss Schluss sein. Wussten Sie, dass er eigentlich ein Piefke ist? Also vom Geburtsort her. 1880 hat er auf Rügen das Licht der Welt erblickt. Ein Ossi also auch noch. Ab diesem Tag hat es auf der Insel sieben Jahre lang geregnet. Danach kamen die Heuschrecken. Ganz alte Rügener können sich noch daran erinnern und bekreuzigen sich, wenn sein Name fällt. Jedenfalls kam er dann über Südtirol nach Österreich. Herzlichen Dank dafür, es Heisln.

2001 hat Khol ein Buch geschrieben. „Die Wende ist geglückt. Der schwarz-blaue Marsch durch die Wüste Gobi“. Ich frage mich, wie viel das M gekostet hat. Und was die Nachwelt unbedingt wissen sollte: Er war untauglich. Nicht nur für die Politik, das ist bekannt, auch für die k. u. k. Armee. Damals untauglich zu sein, war fast eine Kunst. Früher haben die jeden genommen, der kein zweites Arschloch hatte. Bücken, husten, passt.

Aber der Rendi-Wagner wollte er eine auflegen, dieser Zinnsoldat. Zu unserem Glück bekommt er aber nur eine kleine Pension. Gut, da hat er schon ziemlich zu kämpfen, aber ein ASVG-Zubrot verschafft ihm ein wenig Luft. Und seine Frau geht putzen. Sie fragen sich vielleicht, wie viele Witze ich hier über Khol mache. Gar keinen. Alle sind wahr. Der gute Mann ist völlig aus der Zeit gefallen und nach Anerkennung heischend wie Richard Lugner. Ich will nicht enden wie Andreas Khol und habe mir daher einen 5-Stufen-Plan zurechtgelegt, den ich ehrlich und konsequent abarbeiten werde. Der gibt mir dann rechtzeitig zu verstehen: Hoppla, du bist auf Stufe 5, jetzt ist der Ernstfall eingetreten, es wird Zeit ein Seil zu kaufen und auf den Stuhl zu steigen. Sie können diesen Plan 1:1 übernehmen oder nach ihren Wünschen abändern. Wichtig ist nur, dass sie den Absprung nicht verpassen.

Stufe 1: Meine Urlaubsreisen finden im Umkreis von 30 Kilometern statt.

Stufe 2: Ich setze mich in meinem eigenen Auto auf den Beifahrersitz.

Stufe 3: Ich werde Mitglied im Seniorenbund und kaufe eine CD der Kastelruther Spatzen.

Stufe 4: Meine Frau und ich haben vor zwei Jahren den ehelichen Beischlaf eingestellt. Wir merken es aber erst jetzt.

Stufe 5: Ich sehe einen Heimatfilm mit Hansi Hinterseer, ohne mich zu übergeben.

Alle Bücher des Autors finden Sie hier

In Österreich gibt es zahlreiche, kostenlose Einrichtungen und Telefonnummern, die bei Suizidgedanken und in Krisensituationen ihre Hilfe anbieten:

Telefonseelsorge: 142 (Notruf) rund um die Uhr erreichbar
Kriseninterventionszentrum: 01/406 95 95 Mo-Fr von 10-17 Uhr erreichbar
Rat auf Draht: 147 rund um die Uhr für Kinder und Jugendliche erreichbar
Psychosozialer Dienst (PSD) Wien: 0/ 31330 rund um die Uhr erreichbar
Männernotruf: 0800 246 247 rund um die Uhr erreichbar
Frauenhelpline: 0800 222 555 rund um die Uhr erreichbar

Titelbild: ZackZack

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32 Kommentare

  1. Lieber Herr Rabensteiner, wirklich gut, wie Sie den Schreibtisch von Lüssel spezifiziert haben. Auch wenn es ironisch gemeint war, so lustig finde ich diesen Tatsachenbericht gar nicht. Eines ist allerdings wirklich schwer zu verkraften, Und zwar der Punkt 3 ihrer geplanten Agenda. Die Mitgliedschaft im Seniorenbund lasse ich mir ja noch einreden, aber eine CD von den Spatzelruther Katzen zu kaufen, das ist tief und zeugt schon von beginnender Realitätsflucht…
    Es muss immer heller werden!

  2. Die kholsprosse hat bereits einen würdigen nachfolger im auge: unseren geliebten exexkanzler bastius.
    Jetzt schreibt er seine biografie in der ich-form unter dem pseudonym bischofsberger.
    Wie muss er leiden, unser obernarzisst, dieser bub, so vergessen von seiner partei und den ekstatischen jüngern.
    Ich glaub, den muss jan noch abführen, der kapiert es sonst nie.
    Basti, es ist vorbei.

    • Man wird einmal rezensieren:
      Ein Buch, das niemand liest, ein Autorenduo, das niemand kennt, über einen Blender, der niemanden interessiert, mit Inhalt ohne Inhalt, ganz niedriges Niveau. Das höchste ist der Preis, den Österreich für diesen Darsteller zahlen musste.

  3. Zum aunludln witzig! Kudernd allerbesten Dank, Herr Rabensteiner! 😂

    (sah übrigens vorsichtshalber an meiner Hose nach – kein nasser Fleck, also (noch) nicht inkontinent geriatrisch gefährdet…!) Dass man so einen altersdebilen (schon beinah volksg’fährlichen) Kholkopf so köstlich sarkastisch (und wahr-haft) in dessen Vitae beschreiben kann, ist hohe Kunst und aller Ehren wert bewundernd bedankt…
    -> Tragen Sie stehts einen Zettel mit den be-/geschriebenen 5 Punkten bei sich, Herr Rabensteiner, sonst überlistet sie womöglich noch die Demenz in der rechtzeitigen Erkenntnis einer Wahl in freiem Entschluß eines Ihnen würdigen “Absprungzeitpunktes”!? 😉
    (Anm: Das fragliche “M” wird ihm vermutlich sein Lektor unauffällig untergejubelt haben – höchstwahrscheinlich aber erst ab der 2. Auflage, wie ich mutmaße …)

    • Anm: “die Wahl im freien Entschluß…” ist manchmal launenhaft und wechselt n mit m -> übermütige Buchstabenbande! 😉

  4. Herr Rabensteiner, lassen Sie doch die Diagnosen beim Hausarzt im Kastl, interessieren niemanden. Von uns haben Sie das wichtigere Sympathie-Pickerl automatisch bis zum 142. Lebensjahr! Dann sehen wir weiter😊

  5. Viele wahre Gedanken, humorvoll verpackt. Danke, sehr geschätzter Herr Rabensteiner.

    Was mir persönlich am meisten Sorge macht: Unser konservativ dominierter Staat verwehrt uns ganz gezielt die Möglichkeit, selbstbestimmt ohne Stress und Druck aus dem Leben zu gehen. Selbst in dieser ernsten Situation herrschen noch Bürokratie und Beamten-, Kirchen- und Ärztewillkür vor. Und zwingen dadurch viele zu einem brutalen Gewaltakt an sich selber!

  6. Bin zwar nicht betroffen (noch nicht) aber mir und ihnen muss klar sein, dass sie hier nicht nur den altehrwürdigen Politmethusalem Andreas – den wohl Allerersten – der Lächerlichkeit preisgeben, sondern auch seine Fankollonie, angesiedelt in den einheimischen Geriatriestationen, mit verunglimpfen. Bin überzeugt dass dies auch unseren BdP, der lt. seinen Aussagen auch nicht mehr zu den Jungspünden zählt, missfallen wird. Wenn einer wie der angesprochene wie betroffene Dattergreis bereits einen mentalen Marsch durch die Wüste Gobi hinter sich hat und sein dbz.Trauma mit dem Schreiben eines literarischen Meisterwerks aufgearbeitet hat, sollte ihm doch mehr an Respekt entgegengebracht werden. Auch wenn er nur noch Unsinn redet und seine Pfleger stündlich um Jahreszeit und Aufenthaltsort befragen muss.

    • Habe statt den “Allerersten” doch glatt den “Allerwertesten” (also Oa…) gelesen.
      Macht nix, das tut Ihren Zeilen nix Böses 😉

      • Lieber O_ungido, Obersthofmeister Seyffenstein hier. Im Auftrag seiner Majestät darf ich Ihm mitteilen, dass selbiger, von einer Ernennung O_ungido,s zum KuKOberkorrekteurbureauleiter Abstand genommen hat. Dies nicht zuletzt deshalb, weil Er seine Aufsichtspflichten zu vernachlässigen (siehe Dattergreis statt Tattergreis) scheint.
        Gehabe Er sich wohl und gräme Er sich nicht.
        Gleichzeitig solle es aber auf obersten Befehl heller werden!

  7. Lieber Herr Rabensteiner, keine Angst, Sie sehen wirklich immer noch fantastisch aus! Also das stimmt, ist kein Schmafu.

    Über den Khol, mein Gott, was soll man da noch sagen? Sie haben alles gesagt, aber eines dürfen wir nicht vergessen, der nächste Balkonmuppet, hat gestern tränenreich seinen Abschied bekannt gegeben, da kommt noch was auf uns zu.

    So eine Liste ist niemals schlecht, ich hatte auch beim letzten Arztbesuch das komische Gefühl als er mir sagte, na ja passt eh, der Händedruck war etwas zu lange und er hat mir ein wenig zulange tief in die Augen geschaut. Also vorsicht, kein gutes Zeichen.

    Meine Liste ist allerdings noch nicht so lange.

    1. Ich trinke nur mehr guten Wein, für schlechten ist das Leben zu kurz.

    2. Ich lese ein Buch bis Seite 50, hat es mich dann nicht gepackt, dann kommt es weg, das Leben ist zu kurz um schlechte Bücher zu lesen.

    Mehr hab ich noch nicht, also noch Zeit für den Absprung 🙂

  8. Ich lache lieber über diesen Beitrag…..nur bei Khol friert mein Lachen ein und ein bisschen Zorn überfällt mich.

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