Sonntag, April 21, 2024

Rosneft-Privatjets jahrelang von Wiener Unternehmen betrieben

ZackZack und Radio Free Europe/Radio Liberty lüften den Vorhang hinter der Privatjetbranche, die mächtige Russen versorgt. Im Fokus: Unternehmen mit Sitz in Wien. Darunter eines, das auch den Boss des staatlichen russischen Ölkonzerns Rosneft bediente – bis die EU-Sanktionen kamen.

Benjamin Weiser und Mike Eckel

Wien, 07. Juni 2022 | Das ist die Geschichte der geheimnisvollen Privatjet-Welt mächtiger Russen. Sie fängt in Wien an und endet vorläufig auch dort. Im Zentrum steht Igor Sechin, einer der ältesten Vertrauten des russischen Präsidenten Wladimir Putin und CEO des staatlichen Ölgiganten Rosneft. Die Geschichte zeigt, wie wichtig Österreich für mächtige Russen ist. Eine Nebenrolle wird auch ein Ex-SPÖ-Finanzminister spielen.

Jahrelang reiste Igor Sechin zu schicken Zielen welweit, oft in luxuriösen Privatjets. Bislang gab es kaum Transparenz darüber, wer die Jets betrieb, wie sie bezahlt wurden, wann und wohin sie flogen, und ob die russischen Steuerzahler am Ende dafür aufkommen mussten. Ein „Reuters“-Bericht aus dem Jahr 2019 deckte dutzende Flüge mit mutmaßlichen Rosneft-Jets auf. Einige davon wurden dem Bericht zufolge während russischer Feiertage oder an Wochenenden durchgeführt. Ziel unter anderem: Luxusdestinationen wie die Malediven. Das ist drei Jahre her.

Jetzt ist die Situation eine andere. Im Angesicht des russischen Ukraine-Krieges und der westlichen Sanktionen wurden die Flügel jahrelang erfolgreicher Privatjet-Unternehmen gestutzt. Diese boten Sechin & Co Elite-Flugdienste an. Viele Jets wurden jüngst eingemottet. So auch jene des Wiener Unternehmens Art Aviation, das einige Privatjets von Rosneft betrieben hat.

Eine gemeinsame Recherche von ZackZack und der US-amerikanischen Rundfunkorganisation Radio Free Europe/Radio Liberty lüftet den Vorhang hinter der geheimnisvollen Privatjet-Welt, die insbesondere in Österreich beheimatet ist. Hier geparktes Vermögen ist für die Moskauer Kontrolle oft nicht greifbar. Neben dem Flug-Aus hatte der Niedergang von Art Aviation eine noch ernstere Folge: das Ableben des britischen CEO, der Anfang März von einer Brücke außerhalb Wiens in den Tod sprang. Die österreichische Polizei schließt Fremdeinwirkung aus.

Zwischen Steueroptimierung und drohenden Sanktionen

Der Untergang des Unternehmens fällt in eine Zeit, in der westliche Regierungen verstärkt gegen russische Luxus-Vermögen und Offshore-Kunden vorgehen. Art Aviation wurde 2012 von Mikhail Alenkin gegründet, einem schillernden russischstämmigen Geschäftsmann, dessen Name durch die Paradise Papers bekannt geworden ist. Die Paradise Papers sind ein massives Leck geheimer Unternehmenspapiere.

Im Mittelpunkt des Lecks von 2017 stand eine multinationale Anwaltskanzlei namens Appleby, die sich auf „Offshore“-Dienstleistungen spezialisiert hat – im Grunde eine Möglichkeit, Vermögenswerte und Geldflüsse vor Aufsichtsbehörden oder der Öffentlichkeit zu verbergen, manchmal auch auf illegalem Wege. Den Paradise Papers zufolge war Alenkin der letztlich begünstigte Eigentümer der zypriotischen Sunburst Aircraft Leasing Limited.

Alenkins Name tauchte 2018 auch in Berichten im Zusammenhang mit dem Kauf Rosnefts von 160 Hubschraubern des italienischen Herstellers AgustaWestland auf. Einem Bericht des britischen Magazins „Private Eye“ zufolge, soll Alenkin die Dienste von Appleby genutzt haben, um den Erhalt einer Vermittlungsprovision zu arrangieren. In einem „Corporate Jet Investor“-Artikel von Februar 2020 liefert er eine Erklärung, warum Offshore-Unternehmen bei der russischen Elite so beliebt seien: „Steuern, Mehrwertsteuer, ein komplizierter Registrierungsprozess und gesetzliche Vorschriften“ machten es demnach unerschwinglich, in Russland registrierte Jets zu besitzen.

Die Zunahme der “grauen Charter” (unlizensierter Privatflüge) innerhalb Russlands habe ein hartes Durchgreifen der russischen Regulierungsbehörden zur Folge gehabt. Laut “Private Eye” beklagt Alenkin auch die wachsende Zahl der Russlandsanktionen. “Die wirtschaftliche Stagnation und die Sanktionen gegen russische Privatpersonen haben sich auf die Zahl der Verkäufe und Übernahmen von Geschäftsflugzeugen ausgewirkt. Dennoch, und unsere europäischen Kollegen werden mir zustimmen, gehört ein sehr großer Teil der in der EU betriebenen Privatjets russischen Staatsbürgern”, so der Manager.

Im Jahr 2014 gründete Alenkin ein Jet-Vermittlungsunternehmen mit Sitz in Dubai, ArcosJet. In einem auf der Website veröffentlichten Interview vom August 2021 beschreibt er seine Branchenvision: Die Business-Fliegerei werde „oft als so unverzichtbar wie Champagner und schwarzer Kaviar angesehen, aber das ist nicht das Wichtigste; vor allem ist es ein sehr effektives Transportmittel“.

Die Struktur von Art Aviation – Rosneft war Hauptkunde. Illustration: ZackZack/Miriam Mone.

Auf eine Anfrage von RFE/RL und ZackZack antwortet er, Art Aviation habe „stets alle geltenden verbindlichen und branchenüblichen Regeln und Vorschriften befolgt und eingehalten, einschließlich der jeweiligen Sanktionen und damit verbundenen Beschränkungen und Bestimmungen, gegen die das Unternehmen niemals verstoßen hat“. Außerdem beteuert er, dass weder Art Aviation, noch deren Führungskräfte oder Anteilseigner Dienstleistungen für sanktionsbetroffene Personen oder Unternehmen erbracht hätten.

Art Aviation habe lediglich Management- und Betriebsdienstleistungen für Jet-Eigentümer bereitgestellt: „Das Unternehmen hat niemals Flugzeuge für Kunden besessen, geleast oder war in irgendeiner Weise mit ihnen verbunden“, so Alenkin. „Weder das von Ihnen erwähnte Unternehmen Rosneft noch Igor Sechin oder eine andere Führungskraft von Rosneft hatten direkt oder indirekt Eigentum, Kontrolle, wirtschaftliches Interesse an oder eine Rolle/Beziehung zum Unternehmen.“ Dazu später mehr.

Wer ist Mr. Sechin? 

Aber was macht dieses Business so attraktiv für die Reichen und Mächtigen? Branchenexperten zufolge ist während Corona die Nachfrage nach Privatjets und entsprechenden Dienstleistungen explodiert. Grund war der drastische Rückgang der Linienflüge. Nach Angaben des Magazins „Forbes“ brach der Privatjetverkehr im Jahr 2021 neue Rekorde. Russische Unternehmen oder Privatpersonen kauften 2021 rekordverdächtige 40 Privatjets – viermal so viele wie im Vorjahr. Für wohlhabende Russen endete dieser Trend jäh mit dem Einmarsch in die Ukraine. Am 5. März verhängte die EU als Reaktion auf den Angriffskrieg Sanktionen gegen viele russische Spitzenbeamte und Oligarchen. Auch Rosneft-Boss Sechin befand sich unter ihnen.

Wer ist der Mann hinter dem Staatsöl? „Er ist einer der vertrauenswürdigsten und engsten Berater von Wladimir Putin sowie sein persönlicher Freund“, heißt es in der EU-Sanktionsmitteilung. „Er steht in täglichem Kontakt mit dem russischen Präsidenten.“ Wie Putin ist auch der 61-jährige Sechin ein Geheimdienst-Veteran. Man vermutet, dass er in den 1970er Jahren als Übersetzer für den KGB oder den militärischen Geheimdienst in Afrika gearbeitet hatte. Ende der 90er Jahre, als Putin im Petersburger Bürgermeisterbüro werkte, war Sechin sein wichtigster Berater. Als Putin nach Moskau zog, um zunächst Regierungschef und dann Präsident zu werden, bekleidete Sechin hochrangige Posten, unter anderem den als Putins stellvertretender Stabschef.

In den frühen 2000er Jahren wurde die Yukos-Ölgesellschaft, damals die größte private Ölgesellschaft des Landes, zerschlagen, von der Regierung in einer Reihe zweifelhafter Gerichtsentscheidungen beschlagnahmt und versteigert. Die Vermögenswerte gingen schließlich an Rosneft, das über Nacht zum größten russischen Ölkonzern aufstieg. Yukos-Gründer Michail Chodorkowski beschuldigte Sechin, die Beschlagnahmung orchestriert zu haben. Nachdem er zum Rosneft-Boss ernannt wurde, baute Sechin die Geschäfte des Unternehmens durch Verträge mit großen internationalen Ölgesellschaften aus.

Im April 2014 gehörte er zu den Kreml-Insidern, die von den USA wegen der russischen Annexion der Krim ins Visier genommen wurden – die erste von mehreren Sanktionsrunden, die entweder Sechin selbst oder Rosneft trafen. Sechin habe „absolute Loyalität gegenüber Wladimir Putin bewiesen, ein Schlüsselelement für sein derzeitiges Ansehen“, so das US-Finanzministerium in 2014.

Doch abseits seiner Vertrautheit mit Putin steht Sechin offenkundig auf Privatjets. Im Jahr 2019 identifizierte „Reuters“ mit Hilfe von Flugdatenbanken dutzende Flüge von Rosneft-Jets über einen Zeitraum von vier Jahren. Mindestens 13 davon sollen nach Mallorca, Ibiza, Sardinien oder auf die Malediven gegangen sein, just als Sechin oder seine Mitarbeiter gerade auf Urlaub waren.

Bei dem Jet, den Sechin benutzt haben soll, handelt es sich um eine Bombardier Global Express 6000. Sie kann 13 Passagiere und eine vierköpfige Besatzung befördern. Preis: in etwa schlappe 62 Millionen Dollar. Betrieben wurde der Jet mit der Registriernummer M-YOIL nach Angaben der europäischen Luftfahrtbehörde Eurocontrol vom Singapurer Unternehmen AV Asia Developments Pte Ltd.

Rosneft-Boss und Putin-Vertrauter Igor Sechin. Foto: APA/Picturedesk.

Laut einem Finanzbericht (2016) von AV Asia Developments – in der Vergangenheit zu 100 Prozent von Rosneft kontrolliert – soll das Unternehmen 1,86 Millionen US-Dollar für das Verchartern des Jets erhalten haben, wie „Reuters“ schreibt. Außerdem sollen mehr als zwei Millionen Dollar für Dienstleistungen im Zusammenhang mit dem Flieger geflossen sein.

Zu den Vorstandsmitgliedern dieses Singapurer Unternehmens gehört auch Andrei Bychenko, dessen LinkedIn-Profil eine Position als Geschäftsführer von Rosneft Trade Limited anführt. Zuvor hatte Bychenko eine leitende Position im Rosneft-Hauptquartier inne. Als der Westen im März 2022 die Russlandsanktionen verschärfte, begannen immer mehr europäische Länder und die USA mit der Beschlagnahmung von Vermögenswerten Kreml-naher Personen. Die französische Regierung krallte sich zum Beispiel eine Luxusyacht, die man Sechin zurechnet.

Die Sanktionen führten auch dazu, dass Offshore-Paradiese Jets neuerdings aus den Registern streichen. So erklärten die Bermudas am 12. März, dass ihr Flugzeugregister die Lufttüchtigkeit für 740 Jets mit russischen Verbindungen ausgesetzt habe. Privatjet-Unternehmen begaben sich deshalb auf die Suche nach sicheren Orten zum Parken der Flieger. Vor allem beliebt: Dubai oder auch Moskau. Das „Wall Street Journal“ berichtete Anfang April etwa von zahlreichen Privatjets mit russischen Verbindungen, die in Dubai geparkt worden seien.

Andere wiederum müssen mit ansehen, wie ihre Jets auf Europas Flughäfen sprichwörtlich festkleben. So strandeten Mitte Mai rund ein dutzend betroffener Privatjets auf Schweizer Flughäfen, wie die dortige Zivilluftfahrtbehörde gegenüber ZackZack und RFE/RL erklärte. In einem Bericht des Schweizer Beratungsunternehmens WINGX, der ZackZack und RFE/RL vorliegt, heißt es, dass „der russische Markt für Businessjets verdunstet“. Die Zahl der nun in Russland registrierten Jets habe seit der Ukraine-Invasion wiederum stark zugenommen.

Das Schicksal der Jets

Österreich hat sich seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges ein Image als Hafen russischer Vermögen, aber auch als Drehscheibe für halbseidene und diskrete Geschäfte erarbeitet. Das gilt bis heute. Was den Privatjetmarkt in Österreich betrifft, sind die Folgen derzeit nicht absehbar. Wien gilt als wichtiger Standort in Europa. Einige der großen österreichischen Privatjet-Unternehmen – etwa IJM, Sparefell oder MJet – haben ihren Sitz in Schwechat, dem Wiener Flughafen-Vorort. Bei Art Aviation ist das anders. Deren Büros befinden sich in einem schicken Altbau im Wiener Bezirk Alsergrund.

Das Unternehmen hat seine Tätigkeit mit Mitte März eingestellt. Die Jets, für deren Betrieb Art Aviation verantwortlich war, wurden aus dem offiziellen Register der Austro Control gestrichen. ZackZack war vor Ort im Alsergrund und führte ein Interview mit Bernhard Prokop. Der ist seit März Geschäftsführer und nun für die Abwicklung des Unternehmens zuständig. Laut Prokop befänden sich die ehemals von Art Aviation betriebenen Flieger in Moskau.

Unmittelbar vor der Einstellung des Betriebs habe man fünf Jets betreut, in der Vergangenheit noch mehr. Die von Prokop genannte Zahl wird durch ZackZack und RFE/RL vorliegende Dokumente gestützt. “Ich weiß schlicht nicht, was mit den Jets passieren wird”, so Prokop, der bei diesem Gespräch auch bestätigte, dass Sechin mit Maschinen von Art Aviation reiste. Und dass das Unternehmen wegen der Sanktionspolitik den Abflug macht.

Er bestreitet aber, dass Rosneft oder Sechin Anteilseigner oder indirekt verantwortlich für Art Aviation seien. Ein Blick ins Firmenbuch und ins Register der Wirtschaftlichen Eigentümer zeigt eine interessante Konstruktion: bis vor kurzem war Alenkin zusammen mit dem Briten Timothy H. einer von zwei direkten Eigentümern des Unternehmens. Als indirekter Eigentümer ist Andreas Staribacher aufgeführt – mit 100 Prozent. Was das genau heißt, wollte uns der ehemalige SPÖ-Finanzminister nicht sagen. Staribacher ist in der Branche kein Unbekannter: Der Steuerberater ist Ex-Mitglied des Flughafen Wien-Aufsichtsrats und hat aktuell etliche Funktionen in österreichischen Jet-Unternehmen.

Unterlagen, die ZackZack und RFE/RL vorliegen, bestätigen: Mindestens zwei der Jets, die Art Aviation vor nicht allzu langer Zeit betreute, waren zuvor vom zypriotischen Unternehmen Shelf Support Shiphold Limited gehalten worden. Das ist eine von zwei bekannten Flugzeugbetreiber-Tochtergesellschaften von Rosneft. Das andere Unternehmen ist Skyline Asset Management Limited mit Sitz auf den Britischen Jungferninseln.

Interne Dokumente zeigen, dass Shelf Support ab 2021 der eingetragene Eigentümer der M-YOIL war – exakt jenem Bombardier-Flugzeug, das zuvor von „Reuters“ mit Sechin in Verbindung gebracht worden war.

Was der Ölgigant selbst zu all dem sagt, hätten wir gerne erfahren. Rosneft wollte aber keine Antworten auf einen detaillierte Fragenkatalog von ZackZack und RFE/RL-Fragen geben. Stattdessen flatterte eine bemerkenswerte Erklärung herein. So beschuldigt man RFE/RL, „ein Instrument der antisowjetischen und antirussischen subversiven Propaganda” zu sein. „Die Anfrage, die an das Unternehmen geschickt wurde, zeigt deutlich die Propagandaziele, die Ihre Organisation systematisch und konsequent verfolgt, und wir sehen keinen Grund, Ihre voreingenommenen Erfindungen, die im Voraus vorbereitet wurden, zu bedienen”, so Rosneft in der Reaktion (aus dem Englischen übersetzt).

Und weiter: „Die Unternehmenspraktiken von Rosneft entsprechen genau denen großer amerikanischer Unternehmen wie ExxonMobil, Chevron usw. Wir legen Ihnen aufrichtig nahe, sich nicht mit weiteren Anfragen an das Unternehmen zu befassen, aus welchen Gründen auch immer.“

Der Tod des CEO

So oder so: Art Aviation wird abgewickelt. Der Markt befindet sich in einer Warteschleife, alles hängt von globalen Entwicklungen ab. Was mit dem verbundenen Unternehmen Jetology passiert, ist unklar. Auch das ist in Österreich registriert, die personellen Strukturen überschneiden sich weitgehend mit denen von Art Aviation. Der jetzige Art Aviation-CEO Prokop ist bei Jetology als Direktor aufgeführt. Bis vor kurzem war dies auch Timothy H. Bei ihm nimmt die Geschichte ein tragisches Ende.

Am 8. März, kurz vor Sonnenaufgang, wurde die österreichische Polizei zu einer Autobahnüberführung etwa zehn Kilometer außerhalb Wiens gerufen. Untersucht werden sollte eine Leiche in der Nähe einer Brücke. Die Leiche wurde später als die von H. identifiziert. Er wurde 46 Jahre alt. Die Staatsanwaltschaft St. Pölten erklärte gegenüber ZackZack und RFE/RL, dass die polizeiliche Untersuchung keine Anzeichen für eine „Beteiligung Dritter“ ergeben habe. „Eine Obduktion wurde daher nicht angeordnet.“ Der jetzige CEO Prokop spricht ebenfalls von Suizid. Sein Vorgänger habe sich wegen der Schließung des Unternehmens im Zuge der EU-Sanktionen verzweifelt gezeigt.

Jetologys britische Tochtergesellschaft, zumindest in der Vergangenheit mit Sitz am mittelenglischen Flughafen East Midlands, führt Elisabeth H. als direkte Eigentümerin auf. Die 36-jährige Österreicherin ist Timothy H.‘s Witwe. Sie konnte für eine Stellungnahme nicht erreicht werden.

Auf die Frage nach dem Tod von H. entgegnet Alenkin: „Timothy H. war ein großer Freund und Geschäftspartner von mir. Aus Respekt vor ihm, seiner Familie und seinen Angehörigen halte ich es nicht für angebracht, mich zu den Gründen oder Umständen seines Todes zu äußern.“ Es sei ein schwerer Verlust „sowohl für mich persönlich als auch für die Branche“.

Benjamin Weiser, Chefredakteur von ZackZack, berichtet aus Wien.

Mike Eckel, leitender Korrespondent von RFE/RL, berichtet aus Prag.

Lesen Sie hier die englische Version des Artikels. For the English version of the text please click on the link.

Lesen Sie hier demnächst die russische Version des Artikels. Читайте здесь русскую версию этой публикации.

Titelgrafik: ZackZack/Miriam Mone. Fotos: APA Picturedesk, Corporate Jet Investor, Reuters.

Ben Weiser
Ben Weiser
Ist Investigativreporter und leitet die Redaktion. Recherche-Leitsatz: „Follow the money“. @BenWeiser4
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26 Kommentare

  1. … na, dieses transparent kompetent recherchierte “Setting” einer engen, begünstigenden Verschränkung / Verflechtung wirtschaftlichen Know-Hows in unserem neutralen Land mit dem Russen-Syndikat wird ein glaubwürdiger Grund mehr für “König Karl’s” Telefonstalking und die über alle Maßen erfolgreiche, weltweit bestaunte Dienstreise nach Moskau gewesen sein… – wie folgernd zu vermuten steht 😉

    |Und weiter: „Die Unternehmenspraktiken von Rosneft entsprechen genau denen großer amerikanischer Unternehmen wie ExxonMobil, Chevron usw. Wir legen Ihnen aufrichtig nahe, sich nicht mit weiteren Anfragen an das Unternehmen zu befassen, aus welchen Gründen auch immer.“|

    … damit DAS auch ein für allemal gesagt worden ist … (-> geht’s noch unverhohlen direkter???)

  2. Chapeau! Wir sind Zeuge, wie sich 2 mutige Journalisten an die Fersen eines Syndikats heften. Nicht nur einzelne Handlungsstränge werden beleuchtet, auch das “Gesamtmodell” wird trotz Komplexität (wie es bei “Mysterien” – näher will ich mich jetzt nicht ausdrücken – an der Tagesordnung ist) den Interessierten verständlich näher gebracht. Die Zeit ist gekommen für einen weiteren UA, der sämtliche Verbindungen der ÖVP, deren Großspender, Raiffeisen, aber auch OMV und etwaig andere österr. Politiker zu RU und P aufdecken muss. Bis dahin fühlt man sich in Ö nicht mehr sicher, wer unterwandert wen, wo sitzen schwarze u blaue Spione, wer sind die Helfershelfer, damit Kurz “Geld scheffeln konnte, warum hängt ganz Ö am Seele-Tropf usw., warum konnte Kurz auf nahezu Gratisflüge mit Privatjets zurückgreifen, was bot er im Gegenzug? Schütz-Villa als Fluchtburg für wen und warum und bis wann? 1000 Fragen… ZackZack deckt auf, wovor andere die Augen verschließen. DANKE!

  3. Viele Geschichten in einem: 1) Eine Luftfahrtbranche, die sich mit Privatjets verdingt mit Sitz in Österreich. Verschlungene Eigentümerverhältnisse dahinter, bei denen nicht klar ist, was verschleiert werden soll: Nur der wahre Eigentümer oder auch Steuern. Da ist wieder Zypern, wie bei Hochegger. 2) Russische Oligarchen nutzen diesen österreichischen “Service” oder besitzen ihn gar. Die Unterwanderung der Wirtschaft kriegt ein Gesicht. 3) Für Russinnen wird klar, wie sie abgezockt werden, damit Oligachen fette Feste feiern können. 4) Ein myteriöser Todesfall. 5) Geschäftsleute, die Geschäfte machen. Geschäftsleute, die blind sind für alles anderes. Das sind die, die Putin als wunderbar steuerbar bezeichnete.

  4. die/der durschnittsösterreicherin ist davon ned betroffen
    es geht nur um § 15 b WGG – das wirklich grösste Wirtschaftverbrechen
    nach dem zweiten Weltkrieg. Das haben halt nur noch nicht viele kapiert.
    1994 gab es ein Volksbegehren – für das Grundrecht auf das Wohnen –
    in welchem der § 15 b WGG aufgrund starker Interventionen basis demokratischer
    Kräfte thematisiert wurde.
    § 15 b ist der Sklavenparapraph der österreichischen Justiz.
    nur dieser ermöglicht es – staatsbürgerInnen ihre würde zu nehmen.
    wenn § 15 b WGG durchgesetzt wird – erhält jede partei sofort 20 prozent.
    weil auch wenn nur 5 prozent der bevölkerung in 15 b wohnungen leben –
    vergessen wir niemals – 20 prozent . vielleicht sogar 25 prozent leben in 15 A wohnungen
    aber dann geht ein rauschen durch den staat

  5. In Österreich lässt sich, wenn die monetären Voraussetzungen und diverse Interventionen stimmen, relativ leicht und gut “Suizid” begehen. Erinnert sei an General Lütgendorf, selbiger schoss sich durch den geschlossenen Mund in den Kopf. Eindeutiger Suizid. Nur dem ersteintreffenden Rettungsarzt fiel auf, dass sich die Vorderzähne im Rachenraum des Toten befanden. Ein gewisser Aliyev, der in Haft sitzend immer wieder beteuerte, Angst vor einem Mordanschlag zu haben. Eines Morgens fand man selbigen erhängt in seiner Zelle. Eindeutig Suizid. Dass später in seinem Blut acht verschiedene Barbiturate gefunden wurden, tat nichts zur Sache. Die Liste ließe sich noch weiter und in noch brisanteren Fällen fortsetzen, es würde aber den Rahmen sprengen. Dass ausrangierte Politiker keine Skrupel haben, bei mafiös geführten Unternehmen anzudocken, oder für Despoten und Diktatoren um viel schmutziges Geld ihr Know How anzubieten, dürfte mittlerweile auch schon bekannt sein. Putin und andere Diktator

    • Danke für diese Einordung. Alle diese Fälle hatte ich schon wieder der Vergessenheit zugeführt.

    • en nutzten und nutzen diese sich bietenden Möglichkeiten zu ihrem Vorteil aus. Putin ist der Capo di tutti capi, er ist die Kryscha (Dach). Alle Oligarchen haben aus ihren legalen, wie illegalen Geschäften Anteil an den Capo abzuliefern. Tun sie selbiges nicht, ereilt sie der “Suizid” auch in London. Trotz eines von 150 Leibwächtern gesicherten Palastes, beging Boris Beresowski Suizid. Selbiges kann abgefallenen Soldaten von Putin schon mal passieren. Glaubt man international anerkannten investigativen Journalisten, befinden sich 90% des russischen Bankensektors in der Hand der OK. Für das Familienunternehmen unserer Borgata (Raiffeisen) war dies kein Hinderungsgrund, einträgliche Geschäfte zu machen und auch weiterhin zu tätigen. Keine Berichterstattung über diese Malversationen in den gleichgeschalteten österreichischen Medien. In ausländischen Zeitungen (Neue Zürcher, Frankfurter Allgemeine, etc…) war oft darüber zu lesen.
      An all diesen einträglichen Geschäftsfeldern (und da ist das Jetbusiness noch das Bescheidenere…) ist Putin beteiligt, bzw. ist ein adäquater Anteil an selbigen zu entrichten.
      Nun wird klar, wer der zur Zeit reichste Mensch der Welt ist. Gegen ihn sind die in der Forbesliste angeführten Kapitalisten Groscherlzähler. Ob im Kapitalismus gegen einen BigPlayer ernsthaft vorgegangen werden wir, darf bezweifelt werden…
      Trotzdem muss es heller werden!

      • Da ist jetzt der starke Tobak drin!

        Putin, der erste Billionär der Geschichte. Diese Marke kann ihm niemand nehmen.

        Es geht um Leben und Tod, wenn man in seiner Nähe ist. Darum wendet sich auch nicht leichtfertig jemand ab von ihm. Bishin zu Schüssel. Putin ist hoch aggressiv.

        Die Luftfahrtbranche ist nur eine Randnotiz, das ist wahr. Aber eine Randnotiz, die doch viel Erhellendes beitragen kann. Wer wann womit gereist ist und sich mit wem wann wo getroffen hat, kann nachvollzogen werden.

        • Lieber plot_in, ich finde die von Weiser und Eckel recherchierte Causa hochlöblich und auch interessant. Ich möchte auch keinem der Journalisten nahetreten, aber justitiell wird das kein Thema sein. Jeder Spitzenanwalt freut sich schon auf das hohe Honorar seiner Oligarchenklienten, sollten selbige deswegen vor Gericht gezerrt werden.
          Oder (ich habe das schon des Öfteren erwähnt) interessiert es in Österreich jemanden, warum das Familienmitglied VdB einen Mörder und Despoten wie Lukaschenko, übrigens einer der treuesten Verbündeten von Putin, empfangen hat? Was gab es da zu besprechen? Warum wurde kurz danach ein Milliardenbetrüger (Marsalek) nach Belarus “in Sicherheit” gebracht?
          Sehen Sie, dass wären Fragen, die wirklich investigativ agierende Journalisten verfolgen und aufklären sollten.
          Es muss immer heller werden!

          • Da breche ich mal eine Lanze für Ben Weiser. Denn die Umfluggeschichte von Marsalek kam von ihm, war zuerst auf zackzack. Jetzt vermute ich, dass aufgrund dieser mysteriösen Umflüge die Privatjetbranche interessant wurde. Und, so hoffe ich, ist das ein Startschuss für weitere Geschichten. Ein Einkreisen also.

            Das Lukaschenko-VdB-Treffen und der darauffolgende Umflug Marsaleks nach Belarus sind zeitnah. Wer suchte an? Wie lange war das Treffen geplant? Welche Themen? Das sind auch Fragen, die einer parlamentarischen Anfrage würdig sind.

            Für ein J’accuse! ist es noch zu früh, weil noch zu wenig am Tisch liegt – oder weil noch kein Sündenbock auserkoren wurde wie der unschuldige Dreyfuß. Aber wir bewegen uns in diesen Dimensionen. Ja.

          • Lieber plot_in, ich sagte ja, ich möchte die hochlöbliche Arbeit von Weiser und Eckel nicht madig machen. Aber der Fisch beginnt bekanntlich am Kopf zu stinken…
            Was mit parlamentarischen Anfragen passiert und wie selbige in den Rundordner (durch Nichtbeantworten…) abgelegt werden, haben wir heute in diesem Forum schon beleuchtet.
            Bei der Präsentation von Sündenböcken wäre ich allerdings vorsichtig. Wenn uns die Politgeschichte eines gelehrt hat, dann dies. Werden Sündenböcke präsentiert, haben die Hintermänner gewonnen.
            Sollte allerdings die Taktik von Weiser, dem von Ihnen genannten Einkreisen entsprechen, harre ich gespannt der Dinge…
            Es muss hier absolut heller werden!

          • Mein heutiges Lied für Vangelis Reise ins Licht, mit dem besten Schlagzeuger aller Zeiten,
            The Who – “Who Are You” (Promo Video);
            Da wird es aber heller!

  6. Der mysteriöse Tod des Timothy H. Das ist schon eine Facette, die in dem Fall dabei ist. Dass eine Obduktion nicht angeordnet wurde, scheint mir fragwürdig. Ja, Schüssel hat die Obduktionen stark beschränkt, es wird seit 2002 weniger obduziert. Einsparungen waren das Argument. Bei “nicht natürlichen Todesfällen” wäre aber nach wie vor eine Obduktion indiziert, um die Todesursache zu klären, wofür die Polizei eben nicht ausgebildet ist.

    Der Zeitpunkt des Todes ist in zeitlicher Nähe zur Firmenkarambolage und der Co-Geschäftsführer sieht einen Zusammenhang mit der Firmenkarambolage, die den noch lebenden Geschäftsführer gar nicht zu belasten scheint. Wenn zwei so unterschiedliche Reaktionen bei den selben Voraussetzungen, wie man laut Position annehmen muss, erfolgen, dann sind nicht alle Fakten am Tisch.

    Die beschriebenen Geschäftsverflechtungen machen mich schwindlig wie Karrussellfahren.

    • Was mich sehr verwundert, dass sich hier im Forum kaum jemand für den Artikel zu interessieren scheint, obwohl es ein sehr brisantes Thema ist. Karrussellfahren ist eine absolut treffende Bezeichnung. Schwierig zu durchschauen und nachzuvollziehen.

      • Ich hab keinen Einblick in die Zugriffsraten, aber ich denke, sie sind höher als die Kommentare. Es ist auch nicht Sonntag, wo nur ein Artikel steht und sich alles arauf konzentriert. Und dann ist da diese verworrene Thematik. Sie ist nachvollziehbar aufgebaut und dargestellt. Und dennoch wird einem schwindlig. Und dann ist es ein Thema, wo uns allen die Bezugsgrößen fehlen. Das macht es schwer, das Ganze einzuordnen.

  7. Künstliche Empörung und beauftragte Hexenjagd.
    Es ist ganz normal, dass teure Privatflugzeuge nicht privat sondern in operativen Betriebsgesellschaften gehalten werden, Und das natürlich im jeweils günstigsten Land in Bezug auf Steuern und rechtlicher Sicherheit. Das hat der Niki Lauda auch nicht anders gemacht und er hat die Flieger auch noch günstig über den Sondersteuersatz auf der Isle of Man (?) importiert. Der Krieg wird vorbeigehen – und die Reichen dieser Welt werden sich mangels Rechtssicherheit für ihr Vermögen andere Standorte suchen. Der Krieg und die Sanktionen werden noch lange Folgen haben. Und bei uns wird es dann zunehmend mehr Politiker geben, die in Wahrheit nie für die Sanktionen waren … /s

    • Ich rolls für mich von hinten auf. Setschin ist ein KGB-Gefährte Putins. Er war Mitglied der putinesken Präsidialverwaltung, von da weg wurde ihm Rosneft gegeben. Rosneft ist der staatskapitalistische Konzern, der Schröder und Kneissel im Aufsichtsrat hat/hatte.

      Belton (Putins Netz (2022)) beschreibt die Situation bei Rosneft für die die 10er und 20iger Jahre so: “Hiter vorgehaltener Hand beklagen sich Führungskräfte darüber, dass Setschin versuchte, sich in jede Entscheidung einzumischen, bishin zur Absegnung von Geschäftsreisen des Managements.” Seite 462. Wenn ich das hinzuziehe, dann ist keine Entscheidung bezüglich Flugzeugflotte an Setschin vorbeigegangen. Das hat eine politische Dimension. Zudem sind hier auch Tochterfirmen und Enkelfirmen von Rozneft genannt.

      Hier gehts um Steuervermeidung (legal oder illegal), Geld, das den Nationalstaaten vorenthalten wird oder entzogen wird. Das ist keine patriotische Tat. Das ist persönliche Bereicherung.

      Dass Niki Lauda das auch so gemacht hat, ist genau das Übel, um das es geht. Ja, wenn sie sich die Privatjets nicht leisten können, dann brauchen sie keine. Ein Unternehmen, das die regelbasierten Steuern nicht verlustfrei abführen kann, muss sein Geschäftsmodell ändern. Auf diese Art zerstört man die Marktwirtschaft, denn jene, die ihre Abgaben leisten, werden vom Markt verdrängt. Oligopole und Monopole entstehen.

  8. Super, jetzt kann man den Artikel endlich lesen. Der Link vom Newsletter funktioniert immer noch nicht.

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