Mittwoch, April 24, 2024

Rabensteiner: Die Fahnen auf Halbmast

Rabensteiner:

„Gegen all euer Leiden verschreibe ich euch Lachen“, sagte der französische Arzt und Humanist François Rabelais. Die wöchentliche Dosis Medizin verabreicht Fritz Rabensteiner.

Wien, 11. Juni 2022 | Ich leide zum Glück nicht unter Schüchternheit. Das wäre in meinem Beruf ziemlich kontraproduktiv. Vor Auftritten packt mich kaum noch Lampenfieber. Obwohl ein bisschen Spannung und Nervosität schon dazu gehören, denn irgendwas kann immer schiefgehen. Aber wenn die ersten zehn Minuten unfallfrei überstanden sind, dann flutscht es bei der Lesung. Für jene, die unter großem Lampenfieber leiden, gibt es eine Menge Ratschläge von Leuten, die nie auftreten müssen. Einer davon lautet: „Stell dir vor, das Publikum sitzt nackt vor dir.“ Ich denke gerne über derlei Dinge nach, und in Kombination mit Alkohol träume ich dann davon. Ich war zu einem ÖVP-Bundesparteitag als Gastredner eingeladen und vor mir saßen die Granden, aufgereiht wie auf einer Perlenschnur von ganz, ganz rechts bis kurz vor die Mitte. Links war alles frei. Links gibt es nicht bei der ÖVP. Das lernen sie schon in der JVP. Links muss unter allen Umständen vermieden werden. Kein ÖVPler darf in Großbritannien Autofahren. In der Volkspartei gibt es keine Linksträger. Fußball spielen sie mit zwei Rechtsaußen und nicht einmal in der Fahrschule hören sie auf „jetzt links abbiegen“, sondern nur auf „jetzt auf der genau gegenüber liegenden Seite von rechts abbiegen“. Jedenfalls saßen da die Granden in der ersten Reihe und alle waren splitterfasernackt, wie Gott und eine grausame Natur sie geschaffen hatten. Und anstatt meiner wohl vorbereiteten Rede sagte ich dann Sätze wie diese:

Servus, Herr Bundeskanzler. Du weißt, dass es dafür Operationen gibt.

Hey Sebastian, lass den Kleinen tanzen.

Eine Frage, Gust. Derf i eahm a Smiley aufmalen?

Und glei daneben der Magnus Brunner. Quietscht er, waun i eahm druck?

Kollege Karner, derf i ehrlich zu dir sein?

Griaß die, Günther Platter. Des erklärt dei großes Auto.

Habediehre, Herr Polaschek. Offenbor san net nur die Hoar g’schnitten worn.

Herr Stelzer, warum bestraft sie Gott?

Laura, bitte ziag di an und setz di noch hinten.

Der Taus Pepi. Rund und g’sund. Komisch, dabei san deine Fiaß so groß.

Gemma aussi, Herr Khol. Vielleicht schaut er in natürlichem Licht besser aus.

Hallo Schalli, oides Haus. Toi toi toi, des wir net afoch. An seinen Taten wird man ihn messen.

Sie san der neiche Bauernminister, stimmts? Wos genau is des?

Mei Freind, der Spindi. Es is guat, dass du so viele andere Talente hast.

Kollege Haslauer, glauben sie mir, die inneren Werte san am wichtigsten.

Meine Verehrung, Herr Schüssel. Er funktioniert doch noch, oder?

Hallo Soberl, oida Schneebrunzer. Wird der mit aner Luftpump‘n g‘liefert?

Der Herr Pühringer is a do. Des is net so schlimm, beim Seniorenbund brauchst eahm eh nimma.

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Titelbild: APA Picturedesk

Benedikt Faast
Benedikt Faast
Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.
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6 Kommentare

  1. Am Ende des Gespräches klingt alles wie Schall und Rauch. Das Rechts und Links wird mit Oben und Unten in einen Einheitsbrei als absolute Mitte vermischt um sich jeder Verantwortung zu entziehen.

  2. Die ÖVP Granden, eine eigene Spezies und ebenfalls vom Aussterben bedroht. Der Rechtsdrall hat sich in der Evolution offensichtlich nicht bewährt weil er anscheinend mannigfaltige Schrumpfungen verursacht. 😀

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