Mittwoch, April 24, 2024

Drogenbericht: Mehr Koks und neue Substanzen in der EU

Der neue Europäische Drogenbericht liegt vor. Die Ergebnisse zeigen vor allem ein deutliches Wachstum beim Kokain-Konsum. EU-weit starben fast 6.000 Menschen an einer Drogenüberdosis. Und: Im Bericht wurden auch 52 neue Substanzen gemeldet.

Lissabon, 15. Juni 2022 | Nach anfänglichen Einschnitten durch die Corona-Pandemie hat sich der Drogenmarkt in der EU schnell wieder eingependelt. Das geht aus dem am Mittwoch in Lissabon präsentierten Europäischen Drogenbericht 2022 hervor.

Die Verfügbarkeit von Drogen blieb im Vorjahr hoch, in einigen Fällen – wie bei Kokain – übertraf sie sogar die Niveaus vor der Pandemie. Auch beim Konsum gab es laut der EU-Drogenbeobachtungsstelle EMCDDA Anzeichen für eine Rückkehr zu Werten vor dem SARS-CoV-2-Ausbruch.

Mehr Koks in europäischen Städten

Schätzungen zufolge haben in der EU etwa 83,4 Millionen Erwachsene zwischen 15 bis 64 Jahren schon einmal eine illegale Droge konsumiert. Von 2020 auf 2021 blieben die Konsumentenzahlen nahezu unverändert, aber aufgeschlüsselt nach den verschiedenen Drogen teils hinter früheren Werten vor der Corona-Krise zurück. Die Abwasseranalytik zeigte jedoch einen Anstieg des Konsums von Kokain, Crack, Amphetamin und Methamphetamin in einigen EU-Städten.

Im Vorjahr haben geschätzt 3,5 Millionen EU-Bürger Kokain eingenommen. Das sind rund ein Prozent der Erwachsenen. Im Jahr 2020 war eine Rekordmenge von 213 Tonnen dieser Substanz beschlagnahmt worden, 2021 waren es mit 212,6 Tonnen fast genau so viel. Nach den Kokain-Konsumenten folgte Ecstasy mit rund 2,6 Millionen Abnehmern in der EU im Vorjahr.

Cannabis am häufigsten

Mit Abstand am häufigsten wurde laut den Schätzungen im Vorjahr in Europa neuerlich Cannabis konsumiert. Es geht um 22,2 Millionen EU-Bürgerinnen und -bürger. Die Werte bezüglich Cannabis für Österreich in dem Bericht lagen leicht unter dem EU-Schnitt. Zu LSD und halluzinogenen Pilzen griffen dagegen bei den 15- bis 34-Jährigen hierzulande zwischen drei und vier Prozent, während es EU-weit unter ein Prozent der Altersgruppe war.

Heroin und andere Opioide waren für 74 Prozent aller tödlichen Überdosierungen verantwortlich. Für die Gesamtzahl der Drogentoten durch eine Überdosis lagen in dem Bericht lediglich Zahlen aus 2020 vor. Aus Österreich wurden 191 Todesfälle angegeben, nach 196 im Jahr 2019. In der ganzen EU starben im Jahr 2020 schätzungsweise mindestens 5.800 Menschen aufgrund einer Überdosis.

52 neue Substanzen gemeldet

Im Jahr 2021 wurden außerdem 52 neue Drogen erstmals über das EU-Frühwarnsystem EWS über Neue Psychoaktive Substanzen (NPS) gemeldet, wodurch sich die Gesamtzahl der überwachten NPS auf 880 erhöhte. Auch Cannabisprodukte würden immer vielfältiger und die Herstellung synthetischer Drogen innerhalb Europas sei im Kommen.

“Etablierte Drogen waren noch nie so leicht zugänglich und es entstehen ständig neue wirksame Substanzen. Heute kann fast alles mit psychoaktiven Eigenschaften eine Droge sein, da die Grenzen zwischen legalen und illegalen Substanzen verschwimmen”, betonte auch EMCDDA-Direktor Alexis Goosdeel.

Darknet-Drogenmärkte

Das Darknet, Soziale Medien, Sofortnachrichten-Apps sowie Kommunikations- und Verschlüsselungstechnologien werden beim Verkauf von Drogen eingesetzt, wobei laut EMCDDA-Analyse Pandemie, Strafverfolgungsmaßnahmen und lange Ausfallzeiten, die Aktivitäten auf den Darknet-Drogenmärkten beeinflusst haben. Ende 2021 fielen die geschätzten Einnahmen auf knapp unter 30.000 Euro pro Tag, gegenüber einer Million Euro pro Tag im Jahr 2020.

(sm/apa)

Titelbild: APA Picturedesk

Stefanie Marek
Stefanie Marek
Redakteurin für Chronik und Leben. Kulturaffin und geschichtenverliebt. Spricht für ZackZack mit spannenden Menschen und berichtet am liebsten aus Gerichtssälen.
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9 Kommentare

  1. Das hat mit Versagen nix mehr zu tun, der Begriff wär eine groteske Untertreibung. Es ist schon ein echtes Kunststück das so “hinzubekommen”.

  2. Einer zunehmend sinnentleerten Lebensweise bieten solche Substanzen einen perfekten, aber leider auch kostspieligen Verdrängungsweg an…
    Hier muss es auch viel heller werden!

  3. “Mehr Koks und neue Substanzen in der EU”

    muss ja jetzt ned unbedingt was schlechtes sein
    😋

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