Freitag, April 26, 2024

EU-Kommission empfiehlt Ukraine-Beitritt

Nach dem multilateralen Staatsbesuch europäischer Regierungschefs in Kiew wird der Tenor um die Verleihung des EU-Beitrittsstatus an die Ukraine immer lauter. Auch die EU-Kommission hat nun eine Empfehlung für den Kandidatenstatus für die Ukraine und Moldau abgegeben. In Österreich will man das nur unter bestimmten Voraussetzungen.

Wien, 17. Juni 2022 | Die Staats- und Regierungschefs aus Deutschland, Frankreich, Italien und Rumänien haben sich bei ihrer Kiew-Reise am Donnerstag klar und deutlich für die Anerkennung der Ukraine als EU-Beitrittskandidat ausgesprochen. Nun hat am Freitag auch die Europäische Kommission in Brüssel unter der Leitung von Ursula von der Leyen diesen Status für die Ukraine sowie für Moldau empfohlen.

Hohe Erwartungen

Der ukrainische Präsident Selenskyj sprach in einer Videoansprache nach dem Treffen am Donnerstag von einem „historischen Tag“ für sein Land. Die Ukraine sei seit ihrer Unabhängigkeit nie näher an die Europäische Union gerückt. Den Gesamteindruck wertet er als positiv und findet sogar lobende Worte für Scholz, von welchen es bisher nicht viele gab. Der Besuch von Scholz war mit hohen Erwartungen verknüpft gewesen.

Der ukrainische Botschafter in Deutschland Andrij Melnyk hoffte Donnerstagabend in der TV-Sendung “Maybritt Illner” (ARD), dass die Reise eine klare Sicht auf das Ausmaß der Zerstörung geschaffen hat und Scholz die Notwendigkeit rascher und effizienter Hilfe erkennen würde. Bisher war Deutschland mit der Zusage von Waffenlieferungen zurückhaltend. Nach langem Zögern hat die Bundesregierung zuletzt eine Lieferung schwerer Waffen zugesagt.

„Meine Kollegen und ich sind heute mit einer klaren Botschaft nach Kiew gekommen: Die Ukraine gehört zur europäischen Familie“, sagte Scholz am Donnerstag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in Kiew. Damit unterstrich er das Argument, die Ukraine nach dem Angriff von Russland mehr an die EU binden zu müssen, indem man ihr den Kandidatenstatus verleiht.

Gespaltene Meinung

Allerdings sehen das nicht alle EU-Mitglieder so. Hinter den Kulissen soll es nach Angaben von EU-Diplomaten gegenüber Medien einige Länder geben, die die Verleihung des Kandidatenstatus mit Skepsis sehen. Bis zuletzt sollen neben der Niederlande, Portugal, Schweden und Dänemark auch Frankreich und Deutschland dazugehört haben.

Ein Land mit ungelösten territorialen Konflikten könne nicht der EU beitreten, hieß es. Daher sei es zu früh und nur ein rein symbolischer Akt. Außerdem habe die Ukraine ein großes Korruptionsproblem und müsse noch an ihrer Rechtsstaatlichkeit feilen. Aus diesen Gründen knüpft die Europäische Kommission die Empfehlung nun auch an Auflagen.

Auch Österreichs Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) hat Bedenken, die er der deutschen Zeitung “Welt” gegenüber geäußert hat: „Wir müssen sicherstellen, dass dieselben Maßstäbe angewandt werden wie auch bei anderen Beitrittswerbern aus dem Westbalkan. Vor diesem Hintergrund wäre es für mich etwa nicht vorstellbar, der Ukraine einen Kandidatenstatus zu gewähren und zugleich Länder wie Bosnien-Herzegowina weiterhin außen vor zu halten.“

Bosnien hat bereits 2016 einen Antrag auf Beitritt gestellt und gilt bis dato lediglich als “potenzieller Beitrittskandidat”. Es dürfe bei dem Prozedere keine Doppelstandards oder “Beitrittswerber erster und zweiter Klasse” geben, fügte Nehammer hinzu.

So oder so: Der Weg zur Mitgliedschaft wird für die Ukraine voraussichtlich Jahre dauern und tiefgreifende Reformen erfordern.

(nb)

Titelbild: APA Picturedesk

Nura Wagner
Nura Wagner
Greift der Redaktion unter die Arme so gut sie kann, sei es mit ihren E-Mail-Beantwortungsskills oder mit ihren Russisch-Kenntnissen.
LESEN SIE AUCH

Liebe Forumsteilnehmer,

Bitte bleiben Sie anderen Teilnehmern gegenüber höflich und posten Sie nur Relevantes zum Thema.

Ihre Kommentare können sonst entfernt werden.

94 Kommentare

  1. „Ihr führt Krieg? Ihr fürchtet euch vor einem Nachbarn? So nehmt doch die Grenzsteine weg – so habt ihr keinen Nachbarn mehr. Aber ihr wollt den Krieg und deshalb erst setztet ihr die Grenzsteine.“
    Friedrich Nietzsche

  2. Also, ich bin voll dafür das die Ukraine in Europa ist. Weil Selenskyi ein leidenschaftlicher Demokrat ist und weil wir dadurch eine Grenze abgeschafft haben.

    • die Welt sollte Eine Welt sein, nicht zerstückelt in national befindliche Enklaven. Eine Welt, eine Währung, ein Regelwerk der Gesetzgebung, ein Gedanke zu unserem Planeten.

      • Ich habe es mir in jungen Jahren gewünscht, vor allem als ich Birdy vor dem Panzer stehend gesehen hab bei einer Parade vom Militär in OÖ.
        Kaputt.

          • Ich habe nur in die Augen von einen Freund geschaut. Da war wohl der Gedanke noch etwas entfernt das man einige Grenzen zum Mond schießen kann.
            Ich habe es meinen Vater gesagt, das ich Grenzen blöd finde…Er hat mich angeschaut und ich habe geschaut..,mehr war nicht.

          • Der Blick in die Augen eines Lieben Menschen kann mitunter die Wahrnehmung verzerren, es ist gut so, nur kann es auch die Zukunft in ein anderes Licht bringen….

          • … bei sich selbst bestenfalls, implantierte “Glaubenssätze” sollte man schon los geworden sein. Die Jugend ist eine Zeit der Verliebtheit, doch die rosa Brille fällt irgendwann, oft ist die Überraschung groß.

          • ja, die gibt es, meist werden die als “Quotenweiber” bezeichnet, diese sind aber nicht die Vertreter des gesamten Weiblichkeit, weibliche Wesen vertreten das Leben, keinesfalls den Krieg.
            Frauen haben unglaublich viele Kompetenzen, allerdings nur dort wo Männer sie lassen, es ist beschämend…

      • So ein Schwachsinn!! Ich bin Ö und will dass Ö weiterhin ein schönes Land bleibt, ohne Islam ohne importierte Verbrecher, eine Insel der Seligkeit. Keine jugos oder sonstige Krawallmacher, keine Kopftücherlträger.

        • „Es gibt keine Grenzen. Weder für Gedanken, noch für Gefühle. Es ist die Angst, die immer Grenzen setzt.“
          ―Ingmar Bergman

  3. Putin sagte heute auf dem Wirtschaftsforum, das gehe für ihn Ordnung. Alle putintreuen Poster müssen nun postive Aspekte für den Beitritt der Ukraine finden und bitte im Forum lancieren 😀 Dem Herrn und Meister darf nicht widersprochen werden! Schon gar nicht so offensichtlich.

  4. So sieht es aus …

    … wenn Regenten gegen ihre eigenen Völker Krieg führen.

    Solange die meisten von uns aber glauben ihre staatsbürgerlichen Pflichten beschränken sich auf brav arbeiten gehen und alle 5 Jahre ein Kreuzerl zu machen, haben wir auch nichts anders verdient.

  5. Macron – Draghi – Scholz
    Wie die heiligen drei Könige reisen sie zusammen ins Gelobte Land.
    Bringen dem Ersatz-Jesus Selensky die Morgengaben.

  6. Von der Layen spricht nun gar vom Europäischen Traum.
    Warum kenne ich diesen Traum nicht und wie lange werden wir noch weiterträumen?

      • Ja, die rus Propaganda zielt stark auf Angst. Das ist die KGB-Methode. Angst verbreiten reicht vollkommen aus. Ich überleg aus lauter Angst auch schon nach RU auszuwandern.

    • Könnte ein ziemlicher Albtraum werden. Natürlich nicht für die ungewählte Van der Leyen.

      Wenn Europa die Auswirkungen dieses EU Beitritts zu spüren bekommt, ist Frau Van der Leyen längst mit ihrer Luxus-Alterversorgung irgendwo in einem exklusiven privaten Exil.

      Wir EU Staatsbürger sind halt Masochisten und freuen uns über zusätzliche neue Blockierer wie Ungarn oder Polen.

      • Dem muss ein Riegel vorgeschoben werden. Dafür gibt es grundsätzlich Instrumente. Und die müsse gebaut werden, beschlossen werden. Wer den Rechtsstaat untergräbt, ist auszuschließen. Ohne Abstimmung. Darüber entscheidet der EuGH. Da kann es zu automatisierten Verfahren kommen.

  7. Unfassbar, dass aus Nehammers Maul mal etwas Vernüftiges gekommen ist.
    Aber wenigstens hat sich dieses demokratiefeindliche totalitäre Gebilde namens EU selbst entlarvt. Kandidatenstatus erhält offenbar jedes Shithole, das am lautesten schreit. Schneelenskyj lacht sich sicher kaputt über die Naivität der europäischen Trottel. Bald kommen die nächsten Forderungen und die Europaverräter werden sicher auch wieder Gewehr bei Fuß stehen.

    • Maul: Verbrechersprache. Äußerst derb. Ich bitte den obigen Post wegen widerwärtiger Wortwahl zu sperren. Es ist reiner Aggressionsausdruck. Erinnert frappant an die Vorgaben der rus militärischen Kommunikationsvorgaben für Blogger im Ausland.

      Nein, solche Ausdrücke und herangehensweisen sind nicht demokratiefähig. Ich möchte auch die Forumsbearbeiter:innen den Staatsschutz einzuschalten. Denn hier sind einige rus Blogger unterwegs.

  8. Zelenskiy ist größenwahnsinnig:
    Ukrainian President Volodymyr Zelensky this week after he called for the world to take “pre-emptive measures” should China threaten to attack Taiwan. (SCMP)
    Jetzt kommentiert auch schon die Weltpolitik im Sinne der USA.

    Scheints als bräuchten wir einen neuen Führer in der EU!

  9. Das Ganze erinnert mich an den Titel von Geier Sturzflug “Besuchen Sie Europa solange es noch steht”

  10. Warum wurden wir nun schon seit über 20 Jahren einer solchen volkswirtschaftlichen Rosskur unterzogen, wenn das nun bei neuen Teilnehmern nicht mehr wichtig ist und keine Rolle mehr spielen soll?
    Wenn ich nur an die Situation damals in Griechenland denke, da wurde doch noch mit ganz anderen Massstäben diese Sache betrachtet, oder gar die Beitrittsverhinderung von der Türkei?
    Ich komme da einfach nicht mehr mit…

    • Die Beitrittsverhinderung der Türkei ist nachvollziehbar: 3% vom Land sind in Europa, von der Bevölkerung allerdings viel mehr.

      • Grundsätzlich gebe ich ihnen recht.
        Wenn ich aber die Präsidenten im Vergleich sehe, dann hat für mich der Erdugan hier eindeutig die Nase vorn und deshalb muss hier einiges nicht ganz stimmen können…

  11. Ideologie steht für die Brüsseler Tintenburg über dem Gemeinwohl. Noch höher steht nur noch der Dienst am transatlatischen Hegemon..Stimmt es, dass wir die Regierung haben die wir verdienen – oder hätten wir doch etwas Besseres verdient?

  12. Draghi, Macron, Scholz, zusammengerechnet ca. 150 Jahre Stein an der Donau. Mir schwant böses, was da ausverhandelt werden könnte…
    Da muss es erst heller werden!

    • Ich weiß an diesem Punkt nicht, was Sie meinen. Das ist in diesem Umfeld, in dem dieser Post gelandet ist, auch allzuschwer verständlich.

      Ich sehe da jetzt keine faktenorientierte Herangehensweise von Ihnen. Was auch dem Umfeld geschuldet sein dürfte.

      • Lieber plot_in, wenn ein (welches auch immer) Umfeld Einfluss auf meinen Artikel nehmen würde, käme das einer Bankrotterklärung meiner Meinungsäußerungsfreiheit gleich. So viel Egoismus müssen Sie mir schon zugestehen. Ich habe eine spezielle Feststellung zu diesen drei Akteuren getroffen, die so zu verstehen ist, wie ich selbige verschriftlicht habe.
        Gerne, sollte es Sie interessieren, kann ich selbiges begründen…
        Es muss immer heller werden!

        • Nunja. In diesem Umfeld der Verunglimpfung europäischer Politiker:innen und Institutionen, die sich wechselseitig den Ball zuwerfen, als ob sie direkt aus der FSB-Abteilung für Kommunikationskriege im Ausland posten, schlägt Ihr Post in die selbe Kerbe. Ich bin irritiert.

          Lieber Beobachter, meine Irrititation werden Sie verstehen, vor allem weil 150 Jahre Stein Verbrechen gegen Leib und Leben insinuieren. Und da habe ich keine Fakten dazu gelesen. 150 Jahre Stein für Putin, ja, könnte ich verstehen.

          • Lieber plot_in, soweit sollten Sie mich schon kennen, dass in meine Wortmeldungen nichts hineininterpretiert werden muss. Ab und an stilistische Überhöhungen als erlaubtes Kritikmittel einzusetzen, seien mir erlaubt…
            Es muss immer heller werden!

          • Mit Verlaub, das halte ich bei diesen Themen, die die europäische Sicherheit betreffen, nicht für angebracht. Im Übrigen hab ich mich immer für hell in der Birne gehalten 😉 Strahlt das nicht aus? 😀

          • Lieber plot_in, schauen Sie auf die Uhrzeit meines Posts und Ihre letzten Bedenken werden sich in Luft auflösen. Im Übrigen kann ein gesundes Selbstvertrauen nie schaden…
            Es muss immer heller werden!

  13. Russland ist zwar ein grosses Land, jedoch hat Russland sowohl Probleme mit der Produktion der Waffen als auch mit dem Nachschub an Soldaten, da es das Land mit der zweitgeringsten Bevölkerungsdichte der Welt ist. Um so absurder ist in dem Lichte der Bevölkerungsdichte V. Putins Expansionsdrang.

  14. Hochkorrupt, seit Jahren aus dem Grund nicht Beitrittsfähug, jetzt hochkorrupt und im Krieg und Beitrittsfähig…
    Was saufen die Schnösel, oder wollen sie für die USA die EU ruinieren…

    • Hochkorrupt, weil RU es hoch korrupt gemacht und gehalten hat. Aber mit der Korruption wird man jetzt überall aufräumen, weil man muss. Sonst übernimmt RU Europa. Das wollen Sie nicht.

  15. Alles klar! Tauschen wir UK gegen die Ukraine. Dass der neue Lieblingsbeitrittskandidat extrem korrupt und undemokratisch geführt wird, ist wurscht. Und den Wiederaufbau dürfen wir zahlen nachdem die EU zuvor die Waffen zur Zerstörung geliefert hat.

    Gehts noch irgendwie?

    • “korrupt und undemokratisch” ??

      zeig mal
      dazu hast doch sicher einen link zur hand

      • Ukraine Hybridregime Platz 86 im
        Demokratieindex. Ob das noch oder schon im Demokratiebereich liegt, wage ich zu bezweifeln. Aber scheinbare nimmt man es heutzutage mit den EU-Beitrittskriterien nicht mehr so genau. Hat man ja auch den Verlust der Liberalen-Demokratie in Österreich achselzuckend hingenommen. Wenn Korruption salonfähig wird, tut man sich mit der Wahl von Freunden nicht mehr so schwer…..
        https://de.wikipedia.org/wiki/Demokratieindex

      • Vor dem Februar 2022 hat das jeder jahrelang in den sogenannten “Mainstreammedien” lesen können, nur jetzt ist das alles ganz anders, und der Komiker mit den millionen auf dem Privatkonto im Ausland ist ein Heiliger und darf ständig forderungen stellen.

    • Wenn sich Brüssel an der mangelnden Demokratie der Ukraine und deren überbordender Korruption nicht stört, dann vermutlich deswegen, weil das in Brüssel gar nicht so ungewöhnlich ist …

    • Nein. Kadidatenstatus. Das ist der Beginn. Das ermöglicht der Ukraine mit Hilfe der EU Korruption zu bekämpfen. Und ja, die EU braucht die Informationen diesbezüglich aus der UA, um der rus Korruption in Europa Herr zu werden.

      Es wird also mal eine intensivere Zusammenarbeit. Ein Beitritt denke ich nicht. Denke eher, dass alle, die Rechtsstaatlichkeit wollen, aus der EU austreten werden und eine neue gründen. Mit klareren Regeln für alle. Mit Ausschlussverfahren etc. Dann möge Ungarn als einziges EU-Land übrig bleiben.

Kommentarfunktion ist geschlossen.

Jetzt: Benkos Luxusvilla in Italien

Denn: ZackZack bist auch DU!