Skylla & Charybdis
Julya Rabinowich über die ersten drei Jahre ZackZack und über Thomas Walach in ihrer Kolumne Skylla & Charybdis.
Julya Rabinowich
Wien, 18. Juni 2022 | Das ZackZack hat Geburtstag und jede Geburt bringt Neues hervor – unter Schmerzen. Drei Jahre sind unter den gegebenen Umständen (verhaltenskreative Einladungspolitik und SLAPP-Klagen inklusive) eine verdammt lange Zeit. Es sind drei harte Jahre. Drei mutige Jahre. Drei fette Jahre (was die Auswahl am Investigativbuffet anbelangt) und drei dünne (was die Medienförderung anbelangt).
ZackZack war unbequem. ZackZack war mutig. ZackZack war tollkühn und ab und an tolldreist. Jedenfalls tolldreist in den Augen jener, die gefällige Gefolgschaft wünschen und keine unnötigen Nachfragen. Man kann reinen Gewissens sagen, dass ZackZack eine wesentliche gestalterische Rolle gespielt hat – im Widerstand gegen die Orbanisierung des Abendlandes, pardon, des glücklichen Österreichs. Was der glücklose Kaviarkäufer Heinz-Christian Strache säte, erntete bekanntlich Sebastian Kurz, der Unanpatzbare. Und gegen Kurz zu spielen war um ein vielfaches herausfordernder. Dieser setzte immerhin um, von was der Ibizafan nur träumte.
ZackZack legte also alles das in Wunden, was sich finden ließ – von Fingern bis ungepflegten Zecherln. Es war ein wenig auch das Spiel David gegen Goliath. Es war, kurz zusammengefasst, eine herausfordernde, nicht ungefährliche Angelegenheit. Einer, der von Beginn an ein Hebammerich und Frontrunner gewesen ist: Thomas „The Bienenking“ Walach. Über ihn bin ich zum Zacken gekommen, mit ihm habe ich eine lose Ankerarbeitsbeziehung gepflegt, er war mein Kolumnenabnehmer und ab und an ein Inspirateur. Ich gewöhnte mich langsam, aber sicher an die – für mich absolut angsterregenden – Bienen, an die politischen Stiche, an Ronjas Aufwachsen (ja, ich habe in der ersten Ronja-Woche noch prophezeit, dass das rigide Bettverbot recht bald fallen würde, aber auf mich schlamperte Kassandra hört ja nie jemand).
Ich gewöhnte mich so sehr daran, dass ZackZack mir ohne Thomas irgendwie unvorstellbar schien. Thomas, Skylla und Charybdis und ich – das war für die Ewigkeit gemacht. Dachte ich schlamperte Kassandra jedenfalls. Hier habe ich leider nicht recht behalten. Wenigstens hier wollen wir noch einmal gemeinsam auftauchen, in der Geburtstagskolumne, das scheint mir ein passender Abschied. Ich werde dich echt vermissen, Thomas. Und deine großzügig angebotene Hilfe vergesse ich auch nie. Die letzten drei Jahre waren in vielerlei Bedeutung schmerzvoll, nicht nur für Österreich und ZackZack, sondern auch für mich persönlich. Ja, recht unerwartet. Genauso unerwartet war auch deine Hilfe. Da bist du genauso wenig zurückgewichen wie bei den Herausforderungen der Recherchen. In diesem Sinne wünsche ich ZackZack, Dir und mir: auf 120! Es ist Zeit. Wir sind Phönix.
Titelbild: APA Picturedesk