Da fliegen die Fetzen! „Heute“-Printchef Christian Nusser ließ am Sonntag mit einem Tweet zu den Fellner-Medien aufhorchen. Es geht um angeblichen „Schuldenablass“. Fellners „oe24.at“ dementierte prompt und kündigte eine Klage an.
Wien, 20. Juni 2022 | Erhöhte Temperatur am Wiener Boulevard: „Heute“-Printchef Christian Nusser legte sich mit „Österreich“-Boss Wolfgang Fellner an. Besser gesagt mit dessen Medienhaus, das durch die Inseratenaffäre schwer unter Beschuss geraten ist.
Spatzen pfeifen, Fellner klagt
Am Sonntagnachmittag ließ Nusser mit einem Tweet aufhorchen. Demnach soll es am Montag eine „Banken-Krisensitzung zu Fellner Medien“ geben. Das pfiffen in Wien die „Spatzen von den Dächern“. Laut Nusser sei die Rede von einem stillen Ausgleich, einem „Schuldenablass“ zwischen angeblich „80 und 90 Millionen“ Euro.
Was in Wien die Spatzen so von den Dächern pfeifen: Montag Banken-Krisensitzung zu Fellner Medien. Die Rede ist von stillem Ausgleich, „Schuldenablass“ zwischen 80 und 90 Millionen. Nicht alle Banken wollen mitziehen. Von der Politik hofiert, am eigenen Superlativ überhoben?
— Christian Nusser (@NusserChristian) June 19, 2022
Die Reaktion von „oe24.at“ folgte auf dem Fuß. Laut dem Medium handle es sich um „falsche und geschäftsschädigende Gerüchte über Kredit-Vereinbarungen der Mediengruppe Österreich“. Deshalb wolle man Nusser sowohl zivil- als auch strafrechtlich klagen.
Man beschwerte sich auch über die mangelnde „journalistische Sorgfalt“. Eine kurze Rückfrage bei der Mediengruppe Österreich „hätte gereicht, um zu klären, dass die Informationen falsch sind“, hieß es auf dem Twitter-Account von „oe24.at“.
Der Chefredakteur von “Heute”, Christian Nusser, veröffentlicht heute auf Twitter – offenbar in bösartiger Konkurrenzabsicht – falsche und geschäftsschädigende Gerüchte über Kredit-Vereinbarungen der Mediengruppe Österreich. (1/3)
— oe24.at (@oe24at) June 19, 2022
So oder so: Der Tweet ging durch die Decke. Am frühen Montagmittag zählte er bereits knapp 1.200 Likes, über 200 Mal wurde er mit oder ohne zusätzlichen Kommentar geteilt. Laut „Standard“ sei die Unicredit Bank Austria schweigsam. So habe ein Sprecher auf eine frühere Stellungnahme verwiesen: „Wir geben zu Kunden- oder Geschäftsbeziehungen grundsätzlich keinen Kommentar ab, weder zu tatsächlichen noch zu vermeintlichen“.
Zuvor Reaktion von Fellner-Sohn zu Sanierer
Zuvor hatte es bereits Gerüchte rund um einen Sanierer aus Deutschland gegeben. Die Fellner-Mediengruppe “Österreich” hat in fünf ihrer Gesellschaften mit Andreas Pres seit März einen neuen Co-Geschäftsführer, wie etwa das Branchenmagazin “Horizont” berichtete. Der Berater gilt als Transformierer, aber auch als Sanierer.
Schnell machten daher Gerüchte die Runde. Fellners Sohn Niki Fellner reagierte: “Ich habe Andres Pres ins Unternehmen geholt, weil er jahrelange Erfahrung bei Transformationsprozessen hat und seine Kompetenz bereits bei vielen namhaften Unternehmen sowohl im Verlags- wie auch im Bewegtbildbereich unter Beweis gestellt hat”. Ebenso entbehre es jeder Grundlage, dass der Neuzugang in der Geschäftsführung ein Vorgriff auf einen etwaigen Einstieg des Springer Verlags in die Mediengruppe sein könnte. “Das ist schlicht falsch”, so Fellner.
Wolfgang Fellner jedenfalls ist derzeit ohnehin schon gut mit Gerichtsterminen eingedeckt. Zuletzt verlor er einen Prozess gegen „Krone“-Moderatorin Katia Wagner. Der „Österreich“-Boss hatte zuvor gegen Wagner eine Klage eingebracht. Hintergrund: Audio-Aufzeichnungen, die seine Begehrlichkeiten der Moderatorin gegenüber belegen sollen. Die Klage wurde abgewiesen.
Derweil laufen die Ermittlungen in der Inseratenaffäre. Wolfgang Fellner und sein Bruder Helmuth Fellner werden von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) als Beschuldigte geführt. Vorwurf: Bestechung und Untreue. Für beide gilt die Unschuldsvermutung. Wolfgang Fellner sieht sich laut „Kurier“ als „Opfer“ in der Causa und beteuert, es habe niemals Manipulation bei „Österreich“-Umfragen gegeben.
(wb)
Titelbild: APA Picturedesk