Freitag, April 26, 2024

»Desaster« für Macron – Absolute Mehrheit verfehlt

Absolute Mehrheit verfehlt

Eine empfindliche Niederlage musste Frankreichs Präsident Emmanuel Macron einstecken. Er verlor bei den Parlamentswahlen die absolute Mehrheit. Links- und Rechtsparteien konnten stark zulegen.

 

Paris, 20. Juni 2022 | Katerstimmung bei der Präsidentenpartei von Emmanuel Macron: Am Morgen nach der zweiten Runde der französischen Parlamentswahlen muss der Präsident der absoluten Mehrheit im Parlament nachtrauern. Sowohl sein linker Kontrahent Jean-Luc Mélenchon als auch die noch bei der Präsidentschaftswahl unterlegene Rechtspolitikerin Marine Le Pen brachten Macron quer durchs Land viele schmerzhafte Niederlagen bei.

Historische Schlappe

Die französische Parlamentswahl findet rund zwei Monate nach der Präsidentschaftswahl statt. Durch die zeitliche Nähe zur Präsidentschaftswahl und dem Mehrheitswahlrecht hat die Partei des Präsidenten eigentlich einen Vorteil. Meist gewinnen die Parteien der Präsidenten auch eine absolute Mehrheit bei den rund zwei Monate später stattfinden „Législatives“. Nicht so Macron und dessen Partei „Ensemble“. Sie konnte nach derzeitigem Stand nur 246 der 577 Sitze gewinnen und erreichte damit das schwächste Ergebnis einer Präsidentenpartei bei den Parlamentswahlen in der Geschichte der fünften Republik.

Feiern durften dagegen Macrons Kontrahenten. Nach den Siegen sowohl der linken Allianz NUPES, die auf 142 Sitze kommt, als auch der Rechtspartei Rassemblement National mit 89 Sitzen gilt Frankreich als zunehmend polarisiert. Von den zehn größten Städten Frankreichs konnte das Macron-Lager nur vier erobern. In den meisten größeren Städten triumphierte das Linksbündnis um das Polit-Urgestein Jean-Luc Mélenchon. Einzig in Nizza setzte sich die konservative Partei durch, die insgesamt 64 Sitze im Parlament erobern konnte.

»Blutbad«, »Desaster«, »Hölle«

Die Kommentare französischer Medien und Politiker fielen wenig überraschend vernichtend für Macron und dessen Partei aus. So feierte Mélenchon das „Desaster“ des Präsidenten und will in der zukünftigen Regierung eine einflussreiche Position bekleiden. Vom Premierminister bis zum Finanzminister wird beim Linksbündnis NUPES nichts ausgeschlossen. Von einem „Blutbad“ schrieb gar die französische Zeitung Libération und Leute aus Macrons eigenen Reihen bezeichneten das Wahlergebnis am Sonntagabend als „Hölle“. Der im EU-Ausland so beliebte Politiker gilt in Frankreich vielerorts als abgehobener Kandidat des Establishments.

Obwohl in vielen Landesteilen weiterhin ausgezählt wird, ist klar: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron braucht in seiner zweiten Amtszeit eine Krücke im Parlament. Ob er nach rechts oder nach links greift, wird sich in den kommenden Wochen entscheiden. Seine Reformprojekte liegen bis auf Weiteres auf Eis.

(dp)

Titelbild: APA Picturedesk

DanielPilz
DanielPilz
Taucht gern tiefer in komplexe Themengebiete ein. Lebt trotz Philosophiestudiums nicht im Elfenbeinturm und verpasst fast kein Fußballspiel.
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18 Kommentare

  1. Macron verliert – gut so. Der Handlanger der Banken und der Pharma mit Hang zu totalitären Regierungsmassnahmen muss weg ! Hoffe die französische Linke übernimmt bald das Ruder in Paris. Der Mann, der Macron letztes Jahr auf offener Strasse eine Ohrfeige verpasst hat, hat 7 Monate Gefängnis dafür bekommen – für mich ist er ein Held !

  2. Vielleicht braucht es gerade diesen kleinen Ruck nach rechts, um das ausufernde Migrationsproblem in Frankreich samt seinen zunehmend belastenden Auswirkungen in den Griff zu bekommen.

    Ansonsten hoffe ich stark auf Macron, dass er seine Deeskalationspolitik bezüglich der Ukraine-Krise umsetzen kann. Auch wenn er zuletzt aus noch diplomatisch notwendiger Räson dem Selenskyj medienwirksam den Popo geküsst hat.

  3. 76% der unter 35 Jährigen haben gesagt Sie gehen nicht zur Wahl. (In FR)
    Die Generation Y und die Zler sowieso, sind informationstechnisch mehr als bestens versorgt.
    Wenn die Biologie Ihren Lauf nimmt, schauts ja sehr düster aus für die Regierenden.

    • Ja in der Not da frisst der Teufel Fliegen und Leute wie Le Penn gewinnen Oberwasser. Zum Glück verschwinden sie genau so schnell wieder in der Versenkung wenn die Leute draufkommen, große Klappe und nichts dahinter.

        • Ein wachrütteln? Ah eh nur?
          Und dann sind die Blaubraunen an der Macht. Egal….war ja nur ein Schuss vor den Bug. So denken einfache Menschen…….

        • Ich hoffe, Sie sind wohl.
          Ihr Beitrag läßt mich jedoch daran leise zweifeln.
          Sie wollen den Teufel mit dem Beelzebub austreiben?

      • Aus Frust und Ärger die extremste Partei wählen ist keine gute fundierte Entscheidung. Es braucht Alternativen. Die Nichtsnutzigen und unfähigen Politiker gehören entsorgt. Vor allem auf EU Ebene. Kein Mensch hat die Eu Politiker gewählt.

          • Wir musstEen nach der letzten EU-Wahl zur Kenntnis nehmen, dass nicht die Gewählten die Präsidentschaft der Kommission übernahmen. Nein, in Privatabsprache zwischen Merkel und Macron wurde die Versagerin Vd Leyen zur Chefin gekürt.

        • Das Wahlsystem macht den Brüsseler Wasserkopf unangreifbar. Dazu kommen dann noch die Überwachungspläne, damit das auch so bleibt. Um die zunehmende Autokratie, aber auch allfällige Korruptionstendenzen, abzustellen, brauchen wir mehr direkte Demokratie. Direktmandate für die wichtigsten EU-Positionen und für das EU-Parlament, damit sich die Leute wieder daran erinnern, für wen sie arbeiten sollen.

      • Wer sagt, dass die wieder verschwinden ? Die EU Freunderl sind alle gegen das eigene Volk….schau bei uns !!!

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