Donnerstag, April 25, 2024

Nach schwerem Erdbeben: Taliban rufen um internationale Hilfe an

Nach schwerem Erdbeben:

In der bergigen Grenzregion zwischen Afghanistan und Pakistan hat sich ein verheerendes Erdbeben ereignet. Helfer heben Massengräber aus, tausende Gebäude sind eingestürzt. Die überforderte Taliban-Regierung spricht von „Horrorzuständen“ und bittet die Welt um Hilfe.

Kabul/Islamabad, 23. Juni 2022 | Nach dem verheerenden Erdbeben in der afghanisch-pakistanischen Grenzregion hat Regen die Rettungsarbeiten erschwert. Die Behörden beklagten Stand Donnerstagvormittag mindestens 1.000 Tote und 1.500 Verletzte. Laut UNO seien mehr als 2.000 Gebäude eingestürzt

Die US-Erdbebenwarte (USGS) vermeldete für das Beben die Stärke 5,9 sowie ein etwas schwächeres Nachbeben. Demnach befand sich das Zentrum des Bebens rund 50 Kilometer südwestlich der Stadt Chost nahe der Grenze zu Pakistan in rund zehn Kilometern Tiefe. Pakistanische Behörden hatten das Beben mit einer Stärke von 6,1 registriert.

Massengräber werden ausgehoben

Mit Händen gruben sich Helfer indes weiter vor und versorgten Überlebende mit Essen und Kleidung. Zudem wurden Massengräber ausgehoben. Mehrere Hilfsorganisationen sicherten dem Land unterdessen Unterstützung zu. Das gewaltige Beben hatte zahlreiche Bewohner am frühen Mittwochmorgen aufgeschreckt.

Einen solchen Horror habe er noch nie erlebt, sagte Chalid Sadran, Polizeisprecher der amtierenden Taliban-Regierung, am Donnerstag. “Obwohl wir unser Leben mit Bombenexplosionen verbracht haben.” Und weiter: “Es war nicht zu ertragen. Wir haben für sie Essen vom Armeekorps vorbereitet. Sie waren hungrig, müde und verängstigt. Dann begann es zu regnen.”

Der Regen erschwert die Rettungsarbeiten massiv. “Viele Leichen sind noch nicht geborgen worden. Einige befinden sich in den Häusern und einige unter den Trümmern”, sagte ein Bewohner der betroffenen Gebiete im Osten des Landes dem TV-Sender Tolonews. “Wir brauchen Kräne, sie sollen unsere Häuser aufbauen, und sie sollen uns Zelte bringen. Wir haben die Nacht draußen in den Bergen verbracht”, klagte der Mann.

Hungersnot

“Das Erdbeben in Afghanistan erschüttert ein Land, in dem rund 20 Millionen Menschen nicht mehr wissen, wie sie sich ernähren sollen”, sagte der Welthungerhilfe-Landesdirektor in Kabul, Thomas ten Boer. “Die lokalen Behörden haben bereits signalisiert, dass Hilfe von außen willkommen sei. Das zeigt, dass aus eigener Kraft die Katastrophe, deren Ausmaß noch nicht genau bekannt ist, kaum zu bewältigen ist”, so ten Boer.

Die Taliban-Führung sprach den Opfern ihr Mitgefühl und Beileid aus. Afghanische Medien berichteten, ein Dorf sei komplett zerstört worden. Die Bauweise in der armen und wirtschaftlich schwachen Region ist aus Kostengründen nicht erdbebensicher, viele Familien leben dicht zusammen.

Erschwert wurden die Rettungsarbeiten durch den mühsamen Zugang zur abgelegenen Bergregion. Die militant-islamistischen Taliban, die seit August 2021 wieder in Afghanistan herrschen, beriefen eine Notsitzung des Kabinetts ein. Mehrere Hubschrauber wurden in die Unglücksregion geschickt, um den Menschen vor Ort zu helfen. Ein Regierungssprecher rief Hilfsorganisationen zur Unterstützung auf. Einige Hilfsorganisationen trafen bereits am Mittwoch vor Ort ein.

(apa/red)

Titelbild: APA Picturedesk

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13 Kommentare

  1. Ganz schwer hier eine Meinung zu fassen. Auf der einen Seite dieses verabscheungswürdige Talibanregime denen man vieles ( nichts gutes ) wünschen würde und die jetzt unfähig reagieren und um Hilfe schreien.

    Auf der anderen Seite die vielen armen Menschen.☹️

    • Ja, das ist ein grosses Problem. Den Taliban wurde intern. Hilfe zugesagt, allerdings unter der Voraussetzung das insbesonders Frauenrechte geachtet werden. Leider ist das Gegenteil passiert. Man stellt sich schon die Frage, ob man die hungernde Bevölkerung unterstützen soll, wenn man keine Garantie hat, dass die Hilfe auch ankommt.

  2. Man möchte zwar etwas zu dieser humanitären Naturkatastrophe konkret schreiben, tut es aber nicht.
    In einem Land, wo die Sharia im humanitär archaischen Steinzeit-Setting über Allem steht, und gegen Alles und Jedem willkürlich (je nach kausal und lokal religiös spezifischen Bezugspunkten) theologisch begründet sofort eine Fatwa ausgesprochen werden kann, erübrigt sich ein sachlich themenbezogener Kommentar. Dass diese Art Terminator-Politik zu exekutieren insgesamt wohl nicht nur ein wenig unzureichend erscheint, um in angestrebter theretorialer Selbstverwaltung menschenwürdig achtsam krisenresilient zu existieren und kooperieren, sollte nun wohl Jedem/r auf dieser Welt einleuchten… Erleiden muss es aber wie immer die Zivilgesellschaft.

    Dazu erläuternd ein – wie ich meine – Hintergrund erhellender Wiki-Auszug…

    • |Von 2003 an führten die Taliban von Pakistan aus eine terroristisch-militärische Kampagne gegen die Islamische Republik Afghanistan und die internationalen Truppen der International Security Assistance Force (ISAF) in Afghanistan. Hierbei verübten die Taliban offenbar mehr als doppelt so häufig gezielte Anschläge gegen die afghanische Zivilbevölkerung wie gegen die afghanischen oder internationalen Truppen. Ein Bericht der Vereinten Nationen zeigt, dass die Taliban in den Jahren 2009 und 2010 für über 75 % der zivilen Todesopfer in Afghanistan verantwortlich waren. Menschenrechtsorganisationen haben den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag dazu veranlasst, eine vorläufige Untersuchung gegen die Taliban wegen systematischer Kriegsverbrechen durchzuführen. |

      Diese aktuelle Katastrophe nun mit |Einen solchen Horror habe er noch nie erlebt, sagte Chalid Sadran, Polizeisprecher der amtierenden Taliban-Regierung, am Donnerstag. “Obwohl wir unser Leben mit Bombenexplosionen verbracht haben.”| um Hilfe bittend zu beschreiben, grenzt für mich persönlich an resistent geblendetem Wahnsinn und übersteigt meine Möglichkeiten, dies nun hier im Forum adäquat problembezogen sachlich zu kommentieren, bei weitem…

      • Mir geht es genauso. Ich versuche meine Gedanken und Gefühle zu ordnen, aber ich schaffe es nicht. Es geht sich nicht aus.
        Die Zivilbevölkerung, insbesondere die Frauen tun mir sehr leid.

        • Mir tun (fast) ALLE 20 Millionen hungernden, darbenden, geknechteten, gefolterten, verfolgten Afghan:innen leid, weil die Lenker und Denker dieses Landes lieber ihre Zeit mit dem Koran-Studium, Gebeten, Predigten und repressiven Verurteilungen / Exekutionen verbringen, als eine human lebenswerte Volksgemeinschaft zu restaurieren… (egal in welchem rel. Setting, ob säkular oder nicht)

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