Dienstag, April 23, 2024

Wirbel um veganes Essen in Kasernen – Bundesheersprecher erntet Shitstorm

Bundesheersprecher erntet Shitstorm

Immer mehr Soldaten ernähren sich vegan. Jetzt wurde eine Initiative gestartet, die ein wahlweise veganes Menü in den Kasernen fordert. Doch die Verantwortlichen stellen sich quer.

Wien, 23. Juni 2022 | Zwar ging das österreichische Bundesheer in den letzten Jahren mit der Zeit und führte regelmäßige vegetarische Speisen in ihren Kasernen ein, beim Thema Veganismus scheint aber – wie sich dieser Tage zeigt – Schluss zu sein.

Initiative kämpft für veganes Essen

Während sich Heere wie jenes in Israel bereits als „veganste Armee der Welt“ feiern, stellt sich das österreichische Verteidigungsministerium gegen die Einführung eines rein pflanzlichen Menüs. Dabei leben auch immer mehr Soldaten vegan. Eine Gruppe von ihnen hat sich nun zusammengetan und gemeinsam mit der Veganen Gesellschaft Österreich eine Bürgerinitiative gestartet.

Dabei sei „eine quantitativ und qualitativ hochwertige Kost nicht zuletzt in körperlich herausfordernden Berufen ein Muss. Zusätzlich ist es die Pflicht des Staates, die Weltanschauungen von Personen, die in öffentlichen Einrichtungen verpflegt werden, zu wahren“, heißt es darin unter anderem.

Veganismus laut EU-Recht Weltanschauung

Veganismus als Weltanschauung sei zudem in der europäischen Menschenrechtskonvention verankert. Das bestätigte auch Roman Friedrich vom Ludwig Boltzmann Institut für Menschenrechte gegenüber der Sendung „ORF Report“. Er verwies aber darauf, dass dies von der jeweiligen Person stets ernsthaft vertreten werden muss.

Dieses Grundrecht könne jedoch unter gewissen Vorrausetzungen eingeschränkt werden, etwa wenn Sicherheit und Ordnung gefährdet sind. Aber fällt da ein veganes Menü darunter?

Heeressprecher schmeckt die Diskussion gar nicht

Wenn es nach dem Ministerium und dem Bundesheer selbst geht, ja. Der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Michael Bauer, zeigt sich auf Twitter verständnislos zur Debatte. Und erntet prompt Kritik von vielen Usern.

Man hätte angesichts des Krieges in Europa derzeit andere Sorgen, merkt er an. Das Anbieten eines veganen Menüs für nicht einmal ein Prozent der Soldaten sei außerdem nicht ökonomisch. Man sollte stattdessen lieber über “die Beschaffung von Drohnen” und die “Kampfwertsteigerung unserer Panzer” diskutieren.

“Veganer können auch Nicht-Veganes essen”

Als sich die NEOS-Europaabgeordnete Claudia Gamon in die Online-Diskussion einschaltet und meint, dass es doch das Ziel sei, das Heer für mehr Menschen attraktiv zu machen, erwidert Bauer: “110.000 Österreicher sind Veganer”, um klarzumachen, dass der Bedarf nicht groß genug sei. Ob Bauer schon einmal überlegt habe, dass auch Nicht-Veganer vegane Mahlzeiten konsumieren können, will ein anderer User daraufhin wissen. Antwort: “Ja. Und umgekehrt werden Veganer auch Nicht-Veganes essen können”, macht der Heeressprecher seinen speziellen Standpunkt zum Veganismus als Weltanschauung noch einmal klar.

Auch ganz oben will man sich der Sache gar nicht erst annehmen. Verteidigungsministerin Klaudia Tanner meinte gegenüber ORF Report: “Auf der Homepage der nationalen Ernährungskommission ist nachzulesen, dass vegane Ernährung nicht gleichzusetzen ist mit vollwertiger Mischkost. Und darüber kann und will ich mich nicht hinwegsetzen.”

Apropos: Ob Käsekrainer mit Pommes, wie bei der Essensausgabe im “Report”-Beitrag zu sehen ist, eine vollwertige Mischkost darstellen, würde wahrscheinlich nicht jeder Ernährungsexperte bestätigen.

(mst)

Titelbild: APA Picturedesk

Markus Steurer
Markus Steurer
Hat eine Leidenschaft für Reportagen. Mit der Kamera ist er meistens dort, wo die spannendsten Geschichten geschrieben werden – draußen bei den Menschen.
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43 Kommentare

  1. Liebes ZZ-Team: Das ist nicht (nur) EU-Recht, sondern Auslegung der Menschenrechtskonvention (die schon auch EU-Recht aber eben eben weit mehr ist und nicht von “der EU” geschaffen wurde). Jetzt checkt eh schon kaum einer mehr irgendetwas und dann kommen solche Headlines daher. Unterscheidet doch wenigens zwischen EU und Menschenrechten. Da ist ein Riesenunterschied.

  2. Ich wusste gar nicht, dass es dort a la carte hat. Ich kann mich noch an genau eine Suppe, eine Haupt- und eine Nachspeise erinnern. Würde man dieses Essen heute bestimmten Personengruppen vorsetzen, wäre das ein Fall für den EGMR. Da hatte man die Wahl entweder zu essen oder eben nicht. Aber ich gönne den Verteidigern unseres verschluderten Landes den Luxus der Menüwahl, denn wenns das Land nicht ist, dann wenigstens das hervorragende Essen, das es zu verteidigen gilt.

  3. Das Wohlbefinden unser Soldaten*innen sollte allerdings wichtiger sein als dumme Panzer und Drohnen.
    Das macht wohl der gewohnte Befehlston im Kopf aus… ?

  4. Beim Sheetstorm soll sich die Nicht Präsenzpflichtige Community mal zurück halten. Waschweiber können Ihre Meinung ruhig kund tun. Hat aber kein Gewicht.
    Im Ernst Fall geht es hart her da müssen Befehle befolgt werden. Auch ist man als Bundesheerler nicht gezwungen in der Kaserne zu essen. Da kann jeder selbst was mitnehmen.
    Bei den Grundwehrdiener ist es ein anderes Kapital. Da gehört schon ein Veganes Essen her. Die können nicht so locker flockig auswärts Essen wie die dekatenten Berufssoldaten. Abgesehen dass der Grundwehrdienst sowieso überaltet ist.

  5. Höchste Zeit, dass sie munter werden, die Verantwortlichen unseres Bundesheeres.

    In jeder größeren Kantine wird eine fleischlose Alternative angeboten. Das sollten die Kasernenküchen auch schaffen.

      • Natürlich, aber vegetarisch, das sich alle paar Tage mit vegan abwechselt, sollte doch für alle Fleischverweigerer als Alternative genügen.

        Und wäre ein Anfang, der doch leichter zu akzeptieren wäre, als diese vehemente und strikte Ablehnung veganer Kost durch die Heeresverantwortlichen.

  6. Warum essen dann Veganer Würstel die wie Würstel aussehen und fast gar nicht so schmecken?
    Was machen vegane Soldaten im Kriegsfall? Verhungern?

    Sorry. ..aber ich halte diese Forderung für total übertrieben. Man sollte nicht alles übertreiben.

    • So, jetzt aber, du Ignorant🙈
      Vegan zu leben ist eine Weltanschauung, eine Lebenseinstellung! Wenn du Moslem bist zwingt man dich auch nicht Christ zu werden.
      Warum soll ich Fleisch bzw. tierische Produkte essen, wenn ich es ablehne. Vegan zu essen heißt nicht, dass ich mich mit veganen Fertigprodukten aus dem Supermarkt ernähren muss. Vegan zu kochen ist einfach und sollte jeder Heereskoch schaffen. Wenn im Krieg die Versorgung ausfällt und ihm gerade kein Hase vor die Flinte läuft, muss er auch improvisieren. Warum soll ich Würstel mit Pommes essen? Mich stört nicht wenn andere Fleisch essen, lasst es euch schmecken, habe ich in meinem früherem Leben auch gemacht und würde es nie wieder tun.
      Andere Armeen schaffen es auch, die indische Armee z.B., Hindus, Buddhisten etc…
      Und jetzt Freundschaft 🍻

      • Natürlich sollte es nicht jeden Tag Bohnen geben, man will ja nicht immer mit Gasmaske herumlaufen.😉

      • Du hast mich falsch verstanden. Ich hab überhaupt nix gegen Veganer. Ich bin für eine ausgewogene Ernährung.
        Weißt Du was heute Grossküchen leisten müssen?
        Regelmäßig Fisch ( Omega 3)
        Kein Schweinefleisch für Muslime.
        Vorsicht mit Milchprodukten ( Laktoseintoleranz)
        Vegetarische Alternative jeden Tag.
        Vorsicht bei Süßspeisen ( Zucker)
        Und. Und…und
        Und jetzt dann vegan. Andere Nudeln zb. da kein Ei sein darf .
        Da steckt jede Menge Arbeit und Logistik dahinter.
        Ein Freund von mir leitet eine Wiener Grossküche.. der rauft sich regelmäßig die Haare um alle Wünsche und Kriterien seiner Kunden ( die wenig Ahnung haben) zu erfüllen.
        Und jetzt denke ich an das Bundesheer.
        Menschen die eine gewisse Kampfausbildung bekommen, die vielleicht ( ich hoffe nicht) im Schützengraben liegen, wollen nur vegane Kost??
        Geh bitte……..
        🍻

        • Mein Sohn ist Ultra Marathon Läufer und strikter Veganer.
          Es gibt sogar ein Team Vegan. Viele Profis sind inzwischen Veganer.
          Kein Argument! Im Orthopädischen Krankenhaus in Speising bekomme ich auch vegane Kost.
          Gsd könnten wir zusammen Bier trinken, ist absolut vegan.
          🍻

          • Du hast schon recht. Beispiele gibt es genug. Ich wollte das ” Problem ” nur mal von der Seite der Menschen darstellen, die diese Anforderungen erfüllen sollen.

      • Indien zb ernährt sich zu 90 % vegetarisch. Klar ist das da kein Problem. Aber im Westen……..wird keiner ( oder der Grossteil) nicht auf Fleisch verzichten wollen.

    • Vegan ist in Großbetrieben nicht einfach zu bewerkstelligen, aber ein vegetarisches Essen muss drinnen sein. Es wollen nur noch die wenigsten Vollspaltbodenschweinsschnitzel essen und faschierte Untertassen, weil sie dann die Ausrüstung vollspei?§en bzw. -ei$&en. Ich hab als Kind Fleisch abgelehnt (gab eh selten), vom Geruch wurde mir schlecht, so hab ich nur die Beilage gegessen, später doch hin- und wieder mal ein Hendl. Jetzt bin ich wieder mehr Richtung Gemüse, aber nicht ausschließlich. Von der Ernährung hängt das Wohlbefinden ab, unsere Bundesheerler, Schulkantinen und Spitäler müssen bitte im 3. Jahrtausend besonders gut betreut werden!

    • Sollen diese Stücke ausschauen wie Würfel da die Fleischabteilung ein Patent auf dieser wohl naheliegende Form für eine gefüllte Haut hat? Dass es nach nichts schmeckt ist auch nur eine sehr subjektive Sicht der Dinge. Bin auch sicher dass Soldaten im Kriegsfall nicht verhungern da es wahrscheinlich dann noch mehr Gemüse gäbe als Käsekrainer – überleg mal warum die Amis die Deutschen “Krauts” nannte? Und nur weil Vegetarier im Krieg dann mal Ausnahmen machen müssten sollen sie gleich damit anfangen, weil es den den rotgesichtigen Herren Kommandanten nicht passt “warmgeduschte” Krieger in ihren Reihen zu haben die sich nichts auf ihre Rippen schlagen wollen? Immer diese dämlichen Vorbehalte gegen Vegetarier und Veganer. “Leute, habt ihr keine größeren Sorgen”?

  7. Die Gladiatoren durften nur vegane Speisen zu sich nehmen, weil Fleisch schwach und träge macht. Die Gladiatoren mussten selbst kochen, um ihre Kampfkraft zu erhalten.

    Fleisch ist ein Genussmittel, kein Lebensmittel.

    Die gesunde Mischkost würde zu 80% aus Gemüse bestehen, zu 10% aus Fleisch, zu 10% aus Milchprodukten und Obst. Gäbe es gesunde Mischkost beim Heer, wäre es für Veganer wohl einfach, das Fleisch einfach wegzulassen.

    • Als Dungl die Schispringer-Nationalmannschaft übernahm und deren Ernährung umstellte, war sie so erfolgreich wie nie. Sogar im Spital kann man ein vegetarisches (oder veganes) Menü wählen, das sollte heutzutage keine Diskussionen mehr hervorrufen müssen. Vlt will man wieder vom lästigen Thema Neutralitätsdebatte ablenken…

      • Liebe Summa…vegetarische Speisen zu bekommen ist mittlerweile nicht schwer .
        Aber veganes Essen ist ein zusätzlicher Logistik Aufwand den viele einfach nicht zusätzlich stemmen können.

      • Da muss ich Sie enttäuschen. Im AKH Wien habe ich es nicht geschafft, eine Gemüsesuppe zu kriegen. Gemüse war überhaupt kaum zu finden. Vegan schaffen die gar nicht da. Vollkommene Überforderung. Da kriegt man eine Semmel mit veganem Käse und veganer Wurst. ^^ Ich hab lieber gehungert.

        Ich esse Fleisch. Aber maximal 2x die Woche. Und kaum Wurst.. also pro Woche nicht mehr als 40 dag ca. Wenn Wurst, dann weniger Fleisch.

        • Dann ist das AKH ein Skandal der Sonderklasse! Vegane Wurst🤣 Womit sich Menschen heute beeindrucken lassen, ist nicht ohne😀 Sie ernähren sich vernünftig👍Auf 40 dag Fleisch komme ich gar nicht, Wurst mag ich nicht, liebe dafür Meeresfrüchte, na ja, geht leider nur im Urlaub…

    • …. diese Aussage ist nicht vollständig, zum Einen konnten nur getötete Gladiatoren untersucht werden, zum Anderen weist das stabile Isotopenverhältnisse (Kohlenstoff, Stickstoff und Schwefel) im Kollagen der Knochen sowie das Verhältnis von Strontium zu Calcium auf eine sehr umfangreiche Pflanzliche Ernährung hin. Das zeigt dass Gladiatoren hauptsächlich pflanzlich ernährten. Allerdings zeigt das nur auf die Mengen, ansonsten gab kaum Ernährungsunterschiede zur örtlichen «Normalbevölkerung».
      Ungefähr jeder Veganer erwirbt sich im Laufe von Jahren einen lebensbedrohlichen Vitamin B12 Mangel, dieser kann nur mit tierischen Proteinen wieder korrigiert werden…., Vegetarier haben da kaum Probleme. Wir sind Omnivoren, das ganz egal was wir glauben….

      • Ja, und dann gibts Gladiatoren, die nicht in der Gladiatorenschule geboren wurden, und Spuren der davor fleischlichen Ernährung sind dann noch da.

        Zum Glück gibt die Archäologie neben DNA noch Textdokumente frei, die den veganen Lebenssil der Gladiatoren (inklusive Rezepte) offenlegen. In ROM wusste man, dass Fleischkonsum platt macht. Wir spüren es auch. Nach dem Essen werden wir müde statt wach. 😉

        • Guten Morgen!
          Fast alle Gladiatoren waren Sklaven, frei wurden nur wenige, Sauerstoffisotopenanalysen des Zahnschmelzes bezeichnen die Herkunft dieser Menschen. Es waren Menschen aus fast ganz Europa und Afrika, diese trugen deshalb auch die Ernährungsspuren ihrer jeweiligen Kulturen in sich. Mittlerweile bedient sich die Archäologie vieler Naturwissenschaften und kann so richtig akkurate Erkenntnisse erlangen . Eine Zusammenfassung mit angehängter Studie.
          https://www.archaeologie-online.de/nachrichten/die-ernaehrungsgewohnheiten-roemischer-gladiatoren-2664/
          Proteine oder Zucker (Kohlehydrate) zum Frühstück beeinflussen direkt die Entscheidungen am Vormittag….

  8. Caronismus versus Veganismus. Man muss auch der Weltanschauung des Fleisches einen Namen geben. caro = lateinisch Fleisch.

  9. Was will man von einer feudalistischen, reaktionären Partei, die noch im 19.Jhd lebt, erwarten. Die Herrschaft bestimmt und der Pöbel hat zu guschen.
    Menschenrechte sind der ÖVP nicht bekannt.

  10. “Was auf den Tisch kommt, wird gegessen. Sonst Fernsehverbot, Handyverbot, Hausarrest”. -Gustl Wö

    • Die Zeiten sollten hoffentlich vorbei sein. Vernünftige Ernährung muss einfach sein. Aber nochmal, bitte nicht übertreiben.

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