Donnerstag, April 25, 2024

Gesperrt: Grauenhafte Zustände in AMA-Schweinestall

Das ist eine Unterüberschrift

Wieder haben Tierschützer Horror-Haltungsbedingungen in einem Schweinemast-Betrieb aufgedeckt, der ein AMA-Gütesiegel führte. Die AMA sperrte den Betrieb. 

Korneuburg, 24. Juni 2022 | Der Verein gegen Tierfabriken (VGT) zeigte einen Schweinemastbetrieb im niederösterreichischen Korneuburg wegen grober Missstände an. Der VGT bezeichnete die dortigen Zustände als “katastrophal” und sprach von “zahllosen toten Tieren in verschiedenen Verwesungsstadien”.

Am Donnerstag ist der Betrieb gesperrt worden, das bestätigt die Agrarmarkt Austria (AMA), deren Gütesiegel der Betrieb bisher getragen hatte.  Gesperrt bedeutet, es dürfen vom Betrieb momentan keine Tiere verkauft werden, die unter dem AMA-Gütesiegel stehen.

Tote und verweste Schweine im Stall

Zuletzt war der Betrieb im Jahr 2020 kontrolliert worden. Zu diesem Zeitpunkt sei alles in Ordnung gewesen, so die AMA. Sie kontrolliert Betriebe jährlich, wenn es keine Beanstandungen gibt, kann es aber sein, dass bis zu drei Jahre lang nicht kontrolliert wird.

Foto: VGT.at – Der VGT dokumentierte mehrere halbverweste Kadaver zwischen den lebenden Schweinen. 

ORF Niederösterreich zufolge hat der Betreiber der Mast mit einer schriftlichen Stellungnahme reagiert. Eine unangekündigte Kontrolle sei durch die Amtstierärztin erfolgt, “wir konnten verordnete Maßnahmen unmittelbar umsetzen”. Es seien keine toten Tiere vorgefunden worden. Gemeinsam mit dem Betreuungstierarzt und den zuständigen Behörden will der Betreiber die Vorwürfe “restlos aufklären”.

VGT: Kontrollsystem der AMA versagt

Der VGT übt in einer Aussendung starke Kritik an der AMA: “Wenn derart verweste Schweineleichen in den Gängen liegen und nicht auffallen, versagt das Kontrollsystem total. Wer solche Betriebe unter einem Gütesiegel vermarkten lässt, der darf nicht die Kriterien der österreichweit gültigen Haltungskennzeichnung alleine bestimmen können.”

Damit meint der VGT die am Freitag bevorstehende Verhandlung über die Festlegung einer Haltungskennzeichnung von Tierprodukten. Tierschutzminister Johannes Rauch (Grüne) verhandelt dort mit dem Lebensmitteleinzelhandel. Die Schweinebranche stützt sich dabei auf Kriterien, die von der AMA erarbeitet wurden.

VGT-Obmann Martin Balluch sagt auch im Angesicht des aktuellen Skandals dazu: Die Haltungskennzeichnung muss objektiv sein und die Belastung der Tiere unter den jeweiligen Haltungssystemen widerspiegeln. Die AMA ist nicht die geeignete Institution, solche Kriterien ohne Mitsprache von Tierschutzorganisationen zu erarbeiten.

Die AMA selbst sagte dazu in einer Aussendung allerdings, dass Tierschützer in den Prozess zur Erarbeitung der Kriterien mit eingebunden seien.

AMA will mehr kontrollieren

Die AMA distanzierte sich am Freitag außerdem nach einer von ihr durchgeführten Kontrolle bei dem betreffenden Betrieb in einer Aussendung von den dortigen Zuständen. Finanzielle Sanktionen werden folgen, kündigt die AMA an.

Außerdem wolle sie ihr Kontrollsystem nachschärfen. Man will öfter als wie bisher nur einmal jährlich kontrollieren und die Kontrollen auch nicht mehr im Vorhinein ankündigen. Die AMA bezeichnet Fälle wie diese als “Ausnahmesituationen”. Erst im April machte ein Kärntner Schweinebetrieb mit Missständen Schlagzeilen. Die AMA hatte auch ihm das Gütesiegel im Nachhinein entzogen.

Generalproblem Vollspaltenböden

Auch wenn die Zustände in dem Korneuburger Betrieb extrem sind, sind die Vollspaltenböden in den restlichen Betrieben um weniges besser, meint der VGT. Auch hier gebe es hohe Todeszahlen, so Obmann Martin Balluch: Normalerweise verschwinden die verstorbenen Schweine in geschlossenen Behältern und werden von der Tierkörperverwertung abgeholt. Wenn sie aber liegen bleiben, wie in diesem Betrieb, dann wird erst das Ausmaß dieses sinnlosen und qualvollen Sterbens offensichtlich.

Dank der ehemaligen Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) verbietet die Regierung Vollspaltenböden auch in Zukunft nicht. Die “Änderung”: Ab 2023 werden nur mehr Neubauten von Betrieben zugelassen, die einen bis zu 20 Prozent größeren Platz pro Schwein anbieten und einen „Liegebereich“ vorsehen. Auch hier werden allerdings Vollspaltenböden erlaubt bleiben.

(sm/apa)

Titelbild: VGT.at

Stefanie Marek
Stefanie Marek
Redakteurin für Chronik und Leben. Kulturaffin und geschichtenverliebt. Spricht für ZackZack mit spannenden Menschen und berichtet am liebsten aus Gerichtssälen.
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23 Kommentare

  1. Aber der Herr Landwirtschaftsminister fordert ständig von den Konsumenten einen Heimatbonus beim Einkaufen ein.

    Wofür? Für höhere Qualität – nein, siehe Qualitätstandards für das AMA-Gütesiegel? Für niedrigere Preise – nein, siehe die Realität im Regal (trotz kürzerer Transportwege)? Für bessere Haltung in Österreich – nein, siehe unter anderem oben? Für eine garantierte Herkunft, falls man schlichtweg Patriot ist – nein, das liefert das AMA-Gütesiegel in der jetzigen Form nicht, auch wenn es noch so oft behauptet wird?

    Wofür dann? Für die Parteikasse und Klientelpolitik vielleicht?

  2. Es tut in der Seele weh, solch schreckliche Bilder der armen geschundenen Tiere sehen zu müssen. Andererseits liegen da ja nur verfaulte, bereits mumifizierte und von Artgenossen angeknabberte Sachen auf dem Boden…
    Da muss es dringendst heller werden!

    • Lieber Beobachter, das stimmt schon, doch gibt es für mich hier kein “andererseits”. Man darf Lebewesen nicht so entwürdigt, einsam und ohne Anteilnahme einem langsamen, qualvollen Sterben ausliefern. Ich denke mir, viele Menschen brüsten sich, weil sie 1 m² Regenwald “gerettet” haben mit einer Banküberweisung oder einen Baum pflanzen und mit dem Rad durch die Gegend fahren als Klimaschützer. Die meisten davon vergessen dabei komplett auf Tiere. Bin seit meinem Besuch in Tanger verstärkt sensibilisiert, denn dort hat man einen eigenen Tierfriedhof angelegt, wo die treuen Wegbegleiter einen würdigen Platz einen würdigen Platz finden.

      • Liebe Summa summarum, läge es in meiner Macht, würden die Verantwortlichen für solche unsäglichen Missstände, jahrelang hinter Gitter kommen. Nach ihrer Entlassung müssten solch empathielose Geschäftemacher, mindestens noch 10 Jahre “Sozialdienst” in diversen Tierschutzeinrichtungen ableisten. Im Anschluss wäre zu prüfen, ob man solchen (Un)Menschen wieder gestatten sollte, in irgendeiner Art und Weise mit Tieren zu tun zu haben.
        Mein andererseits, liebe Summa summarum bezog sich bitter ironisch auf die politisch Verantwortlichen. Das Interesse an einer Linderung des Tierleids ist überschaubar, auch will die Legislative von einer Bewertung eines Lebewesens als Sache, nicht abrücken. Gab es da nicht einst eine Partei, die den Tierschutz an ihre Fahnen heftete? Ach so, die sind ja mittlerweile bei jeder Sauerei dabei…
        Es muss unbedingt heller werden!

        • Ja, lieber Beobachter, ich wusste schon, wie Sie dieses “andererseits” meinen, so gut kenne ich Sie schon. Sie haben ja recht, man muss beim ersten Anblick ganz pragmatisch denken, sie sind schon tot, sonst würde man selbst umkippen. Im Sinne der Koalitionsräson geht die ehemals Anti-Hühner-Schredder-Anti-Vollspaltboden-Partei mittlerweile über Leichen. Sehe bei Fortbestand dieses Ballhausplatz-Theaters nur Tunnel – kein Licht.

          • Liebe Summa summarum, Ihr erster Satz warms my heard. Auch bei Ihrem zweiten Satz, den Sie ganz treffend formuliert haben, dachte ich so. Es ist, um es kurz zu sagen, unerträglich was vor unser aller Augen tagtäglich geschieht.
            Die neue Normalität ist da…
            Einstweilen gute Nacht Österreich!

        • Herzlichen Dank lieber Beobachter für ihre eindringlichen Worte. Wären zehnmal mehr Landsleute mit ihrer sozialer Intelligenz gesegnet müssten wir uns nicht täglich fragen warum man Österreich als Sozialstaat bezeichnet

          • Lieber hr.lehmann, danke, sehr nett von Ihnen. Menschen die keinen Bezug zu unseren Mitlebewesen haben, oder selbige sogar schlecht behandeln, halte ich gelinde gesagt für gefährlich…
            Da muss es viel heller werden!

  3. Sofort Vollspaltenböden verbieten! Es ist nicht mehr auszuhalten!
    Es ist Tierquälerei per Gesetz!
    Und die AMA wird mit unserem Steuergeld gestützt und der Bauernbund bekommt unser Steuergeld. Bagage elendige!

  4. DRAMA NIEDERÖSTERREICH

    ANSTATT VON BÜRGERINNEN EINSPARUNGEN BEIM KAUF VON BALLKLEIDERN EINZUFORDERN, SOLLTEN SIE, FRAU MIKL LEITNER, IHRE STÖCKELSCHUHE EINSPAREN UND DANN EINEN TAG AUF VOLLSPALTENHALTUNG AUSPROBIEREN!

    • Das DRAMA Siegel, egal wie man es dreht und wendet, da stecken tote Schweine drin!

  5. Herr Bundesheerbauer, gibt es jetzt endlich die Möglichkeit einer vegetarischen Mahlzeit? Oder brauchen Sie noch einen Lokalaugenschein beim heimischen Genussbauern?

  6. Frag mich grad ob sich mein Level des Entsetzens noch erhöhen kann? Leider ja! Die ignorante Blunz’n – Elli gehört für ihre Mauern zugunsten der fettgefressenen Großbauern und der habgierig wie kaltherzigen Schlachttierlobby, auch nachträglich noch mit dem Kopf voran in eine solche Box mit einer Schweineleiche reingetümpfelt. Würd zusätzlich drauf bestehen dass sie sich vorher noch ihr teuerstes Trachtenkleid anziehen muss. 😡

    • So etwas stinkt zum Himmel. Und das nicht nur im übertragenen Sinn. Unser örtlicher Großbauer ertränkt gerade die Landschaft in Gülle. Die Milchbauern sind um nichts besser. Roden sämtliche Obstwiesen, räumen die Landschaft aus, um anschließend sämtliche Hausbrunnen zu verseuchen. Und wo für? Für Rindfleisch und Milch die null Qualität haben.

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