Samstag, April 20, 2024

Gefahren der Klimakrise – Nationalparks im Wandel

Die Klimakrise verändert Österreichs Nationalparks. Manche könnten genau das verlieren, was sie auszeichnet.

 

Hohe Tauern/Seewinkel, 27. Juni 2022 | Österreichs Naturjuwelen verändern sich und zwar nicht zum Guten. In Österreich, wo der Temperaturanstieg seit dem 19. Jahrhundert bei 2° liegt, setzt der Klimawandel nicht nur dem alpinen Raum, sondern auch der Steppe im Osten des Landes zu.

Gletscher und Permafrost schmelzen

Im Nationalpark Hohe Tauern, wo in der Nähe des Großglockners Österreichs größter Gletscher, die Pasterze, liegt, ist die Datenlage alarmierend. Das letzte Mal waren die Eismassen 1930 gewachsen. Allein im Jahr 2020 ging die Pasterze um 52,5  Meter zurück. In den 2050er Jahren wird die Gletscherzunge der Pasterze Berechnungen zufolge ganz verschwunden sein.

Doch nicht nur die Gletscher zerrinnen den Forschenden unter dem Einfluss der erhöhten Temperaturen. Genau so schlimm sei das Auftauen vom Permafrostböden, so die im Klimaschutz- und Umweltministerium angesiedelte Organisation „Nationalparks Austria“, die sich um die sechs österreichischen Nationalparks kümmert. Bei Permafrost handelt es sich um einen Boden, der für einen Zeitraum von mindestens zwei Jahren gefroren bleibt. Kleine Wassermengen zwischen Steinen verschiedener Größen wirken im gefrorenen Zustand wie Klebstoff, der die Steinformationen zusammenhält. Schmilzt der Permafrost, lösen sich aneinander gefrorene Steine voneinander. Große Gesteinsmengen können so in Bewegung versetzt werden.

Das bedroht nicht nur den Lebensraum von Gämsen, Steinböcken und anderen Tier- und Pflanzenarten des Hochgebirges, sondern bringt Wanderer in Gefahr und kann Wanderwege blockieren sowie Berghütten zerstören. Auf ZackZack-Anfrage hieß es vonseiten Nationalparks Austria: „die Auswirkungen des Klimawandels direkt zu fassen ist sehr schwer. Derzeit gehen wir davon aus, dass diese von Artenwanderung, neue Arten über Habitatsverlust bis hin zu Änderungen im Wasserregime und damit dem gesamten Naturraum reichen können.”

Soda-Lacken trocknen aus

Während in den Alpen das Eis zu Wasser wird, hat der Klimawandel für den Nationalpark Seewinkel im Burgenland eher indirekte Auswirkungen. Das jedoch deutlich schneller als im alpinen Raum. Wie die Organisation „BirdLife“ berichtet, sind die Soda-Lacken im Nationalpark Seewinkel vom Austrocknen bedroht. Nicht nur aufgrund der hohen Temperaturen.

Dies sei vor allem eine Folge der andauernden menschlichen Eingriffe in den Grundwasserhaushalt in dem Gebiet, so Harald Grabenhofer vom Nationalpark Seewinkel im ZackZack-Gespräch. Die Salzlacken schützen sich mithilfe ihrer Mineralien gegen das Austrocknen, indem sie ihren Grund abdichten. Dabei spielt ein hoher Grundwasserspiegel die entscheidende Rolle. Durch die anhaltend hohen Temperaturen benötigt die Landwirtschaft mehr Wasser. Die Entnahme von Grundwasser ist gängige Praxis, sehr zum Leidwesen der so besonderen Salzlacken.

Auf den äußerst seltenen Lacken lassen sich verschiedenste Vogelarten nieder. Auch Seeadler sitzen gelegentlich am Rand  und fokussieren ihre Beute. Noch erholen sich die oftmals weit gereisten Vögel auf den seewinkler Soda-Lacken. Doch die Idylle hat möglicherweise ein baldiges Ablaufdatum.

Update: Neufassung. Der Artikel würde nach einem Gespräch mit Herrn Grabenhofer vom Nationalpark Seewinkel aktualisiert.

(dp)

Titelbild: APA Picturedesk

DanielPilz
DanielPilz
Taucht gern tiefer in komplexe Themengebiete ein. Lebt trotz Philosophiestudiums nicht im Elfenbeinturm und verpasst fast kein Fußballspiel.
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4 Kommentare

  1. Die Gletscher und der Neusiedler See samt Lacken in der Umgebung werden leider nicht die einzigen Opfer des Klimawandels bleiben. Die Spezies Mensch hat schon vor einiger Zeit das sechste große Massenaussterben der Erd(!)Geschichte ausgelöst, da werden ohne wirksame Gegenmaßnahmen immer mehr Gebiete entstehen, die selbst für den Menschen nicht mehr bewohnbar sind.

    Unsere Spezies muss sich endlich als Teil der Welt begreifen, anstatt sich als ihr Beherrscher zu sehen.

    • Sie haben recht, Tschernobyl, Fukushima aber auch die Gebiete, wo heute Lithium und seltene Erden für Autobatterien gewonnen werden, sind bereits unbewohnbar. Auch zeigt sich, dass Windparks einen signifikant negativen Einfluss auf die Vegetation haben, da durch Verwirbelungen bodennaher und höherer Luftschichten eine Austrocknung des Bodens stattfindet. Großflächige Installation von Solarpanelen hat etwa zur Folge, dass durch deren Erwärmung – weit stärker als der Boden selbst – die Umgebungstemperatur erhöht wird. Folge ist ebenfalls Austrockung und Veränderung bodennaher Luftströme. Außerdem wächst unter Solarpanelen bestenfalls Unkraut, ist also verlorene Nutzfläche. Die Langzeitauswirkungen können nur geschätzt werden. Von der ideologisierten Politik werden sie völlig ignoriert.

      • Stimmt, Industrieruinen und die Umgebungen von Bergwerken sind heute nicht mehr bewohnbar. Aber eigentlich habe ich gemeint, dass der Mensch den ganzen Planeten schamlos ausplündert, verdreckt und erhitzt.
        Wenn der nicht gebremst wird (oder selber noch zur Vernunft kommt und sein Verhalten ändert), wird das nur immer schlimmer (dagegen sind Sachen wie Tschernobyl ein Klacks). Als einziges hilft da nur Verzicht.

        Aber vielen Dank für die Infos zu den Solarpanelen, das wusste ich noch nicht!

        • Naja, wo beginnen wir mit dem gepriesenen Verzicht? Und wer glaubt, dass sich 8 Milliarden Menschen davon beeindrucken lassen, wenn die Wohlstandsgesellschaft der G7 mit knapp über 600 Millionen Einwohnern zu verzichten beginnt? Sind wir moralisch so überlegen, dass wir den Leuten in Afrika ein Auto verbieten wollen oder können? Hinter fast jedem sogenannten Verzicht steht eine Produktionskette, die irgendwo in armen Ländern Arbeitsplätze (die Ausbeutung durch Globalisten ist eine andere Geschichte) schafft, nachdem wir ja zu einer fast ausschließlichen Dienstleistungsgesellschaft geworden sind. Verzicht klingt schön, man muss sich aber auch über die Konsequenzen, und zwar weltweit, Gedanken machen.

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