Freitag, April 19, 2024

Nach Fake-Klitschko-Panne im Rathaus: Botschaft wusste von Ludwigs Plänen

Nach Fake-Klitschko-Panne im Rathaus

Nach der Videokonferenz mit dem falschen Vitali Klitschko muss Wiens Bürgermeister Michael Ludwig nach wie vor Spott und Kritik über sich ergehen lassen. Doch Medienberichte zeigen, dass auch die Botschaft in Kiew, entgegen anfänglicher Behauptungen des Außenministeriums, von den Plänen wusste.

Wien, 27. Juni 2022 | Wie berichtet, hat sich ein Videotelefonat zwischen dem Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und dem Kiewer Stadtchef Vitali Klitschko als Betrug herausgestellt. Es wird gemutmaßt, dass es sich bei dem falschen Klitschko um einen sogenannten „Deepfake“, also besonders sorgfältig manipulierte Videoschaltungen, gehandelt haben könnte.

Spott und Häme für die peinliche Panne im Rathaus waren die Folge. Auch seitens des Außen- und Inneninisteriums erntete Ludwig Kritik. Doch wer von den Plänen des Bürgemeisters wusste und wer nicht, war anfangs nicht ganz klar. Eine Einordnung.

Ministerium kritisiert Alleingang Ludwigs

Im Außenamt von Minister Alexander Schallenberg (ÖVP) sprach man beim Handeln des Wiener Bürgermeisters von „einem bedauerlichen Vorfall“. Gegenüber der APA wurde zudem betont, dass „die Koordination solcher Termine über die zuständige Botschaft erfolgen soll“. Weder das Außenministerium noch die österreichische Botschaft in Kiew sollen demnach in die Gesprächsplanung der beiden Stadtchefs involviert gewesen sein, hieß es vorerst.

Die Stadt Wien dementierte das auf Nachdruck, man hätte die Botschaft in Kiew sehr wohl eingeweiht. Und auch nachträgliche Recherchen des „Falter“ bestätigen das. Spekulationen darüber, dass das ÖVP-geführte Außenministerium dem roten Wien möglicherweise eins auswischen wollte, häuften sich daraufhin.

Demnach würde interner Schriftverkehr zwischen der Stadt Wien und der Botschaft beweisen, dass diese am 10. Juni, also zwölf Tage vor dem Gespräch, über den Termin der Videokonferenz informiert wurde.

Schriftverkehr zeigt, dass Botschaft eingeweiht war

Auch die E-Mails mit dem vermeintlichen Mitarbeiter Klitschkos, „Dmytro Z“, wurden demnach an die Botschaft weitergeleitet. Der Mann wandte sich mit der E-Mail-Adresse „Mayor.kyiv@ukr.net“ – eine ungewöhnliche Adresse, enden offizielle Mails aus Kiews Bürgermeisterbüro doch normalerweise auf “gov.ua” – an Ludwigs Mail „michael.ludwig@wien.gv.at“, um der Stadtverwaltung Wiens für die Unterstützung im Krieg zu danken. Klitschko wolle sich deshalb persönlich bei Ludwig über Videocall bedanken.

Der Botschafter bedankte sich infolge persönlich, teilte der Stadt zudem mit, Klitschko am 17. Juni, fünf Tage vor der Video-Konferenz, selbst zu treffen.

Ministerium rudert zurück

Das Ministerium ruderte danach wieder zurück. Der Botschafter habe sich am Samstagmorgen falsch erinnert, die Nachricht aus Wien über das geplante Gespräch mit Klitschko sei eher eine beiläufige Info gewesen, berichtet auch der „Standard“, der die Ereignisse ebenfalls rekonstruierte.

Die Botschaft in Kiew konnte eigenen Angaben zufolge jedenfalls erst am vergangenen Samstag feststellen, dass Ludwig nicht mit dem wahren Klitschko gesprochen hatte. Weitere derartige Fake-Anrufe seien dem Außenamt nicht bekannt.

Währenddessen kritisiert man auch im Innenressort das Handeln Ludwigs. Bisher habe das Büro des Bürgermeisters kaum Informationen übermittelt. Für rasche und zielgerichtete Ermittlungen wäre die E-Mail-Korrespondenz mit den Tätern entscheidend, die im Vorfeld des Gesprächs erfolgt sei. Auch ein Gesprächsprotokoll über das erfolgte Videotelefonat sei für die Ermittlungen dringend erforderlich, um den Informationsabfluss genau bewerten und klären zu können, ob und wenn ja welcher strafrechtliche Tatbestand erfüllt wurde.

Im Wiener Rathaus hieß es dazu auf APA-Anfrage, dass seitens der Stadt alles unternommen werde, um eine Aufklärung der Sache sicherzustellen. “Die Stadt Wien wird auch engstens mit den Ermittlungsbehörden kooperieren”, wurde erklärt, “so wie das von der Stadt Wien immer praktiziert wird.”

Auch Berlin und Madrid von Fake betroffen

Nicht nur Ludwig, sondern auch Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) und das Madrider Stadtoberhaupt José Luis Martinez-Almeida (Konservative Partido Popular) wurden Opfer eines falschen Klitschko. Auch Budapest soll betroffen gewesen sein. Mutmaßlich handelte es sich um sogenannte „Deepfakes“. Dabei werden mithilfe von Künstlicher Intelligenz realistisch wirkende Medieninhalte erzeugt.

Wie das genau im Fall von Klitschko geschah und wer dahinter steckte – etwa Russland, das seit Monaten Krieg in der Ukraine führt – ist bisher noch nicht ganz klar. Ein Investigativjournalist des ARD erklärte am Sonntag auf Twitter, wie der Klitschko-Fake möglicherweise technisch funktioniert haben könnte.

(mst/apa)

Titelbild: Screenshot/Stadt Wien

Markus Steurer
Markus Steurer
Hat eine Leidenschaft für Reportagen. Mit der Kamera ist er meistens dort, wo die spannendsten Geschichten geschrieben werden – draußen bei den Menschen.
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10 Kommentare

  1. Ist es nicht schön wie die Tükischwarzen Fanbois hier über die SPÖ generell und den Ludwig im besonderen herziehen können…

    Das die Tükischwarzen das rote Wien, mit einem ich vermute fröhlichen Lächeln, sehenden Auges ins offene Messer hat laufen lassen, wird dafür konstant und sehr penetrant ignoriert.
    Ich würde mir da gerne von den Journalisten ein bisschen mehr Interesse an den Hintergründen im Außenamt wünschen.

  2. Aber zuvor hat der falsche Klitschko eineinhalb Stunden mit einem Schnitzel geredet bis der Irrtum im Rathaus aufgefallen ist.

  3. Nach gut einer Stunde: “Jessas, des is jo goa ned da Klitschko!” Möglicherweise die Folge von Sauerstoffmangel auf Grund von viel zu häufigem Tragen einer “Corona-Schutzmaske”. Sofort eine Expertenkommission einsetzen! Die Sache will bis zum Herbst geklärt sein! Avanti!

    • Da sind ma aber froh, dass wir die ÖVP habn. Die sind so schlau, dass sie selbst dann, wenn sie das Geld der Bürgern verprassen , von ihren Fans noch gewählt werden.

  4. Es gibt Leute, die dazu bestimmt sind, Dummköpfe zu sein, die Torheiten nicht nur aus freien Stücken begehen, sondern die vom Schicksal dazu gezwungen sind.

    Da Schnitzlbaron ist halt ned die hellste Kerze auf der Torte.

  5. Ludwig entspricht der durchschnittlichen Intelligenz der SPÖ mitsamt ihren Wählern
    Dumm, dümmer RotGrünInnen

    • Die meisten Roten und Grünen sind deutlich intelligenter als die anderen Wählergruppen. Das heißt nicht dass sie moralisch überlegen sind, aber gscheiter in der Regel schon

  6. Irre, was dort für Amateure im Rathaus sitzen…und der Ludwig welcher sich mit der peinlichen Aktion noch wichtig machen wollte…

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