Bekam selbst Sexisten-Award
Boris Johnson sagte in einem Interview, Putins Krieg sei ein gutes Beispiel für toxische Männlichkeit. Er selbst war, wie kürzlich bekannt wurde, von seiner Partei zum “Sexisten des Jahres” gekürt worden.
Krün/London, 29. Juni 2022 | Der britische Premierminister Boris Johnson hat in einem Interview mit dem deutschen „heute“-Journal gesagt, Wladimir Putins „verrückter Macho-Krieg“ sei ein „gutes Beispiel für toxische Männlichkeit“. Wäre Wladimir Putin eine Frau, hätte er einen solchen Krieg wohl nicht begonnen, folgerte Johnson und plädierte für „mehr Frauen in Positionen der Macht“.
Johnson wurde „Sexist des Jahres“
Man kann nur hoffen, dass Boris Johnson von „toxischer Männlichkeit“ spricht, weil er bereits vor der eigenen Haustüre kehrt. Denn seine Aussage kommt keine zwei Monate nachdem bekannt wurde, dass Boris Johnson bei der berühmt gewordenen Lockdown-Weihnachtsfeier in der Downing Street zum „Sexisten des Jahres“ gekürt worden war. Tage zuvor hatte Johnson öffentlich gesagt, es gebe keinen Raum für Sexismus in der Politik. Die stellvertretende Vorsitzende der Labour-Partei, Angela Rayner, forderte daraufhin eine Erklärung Johnsons und wollte wissen, was er konkret gegen Sexismus in der Politik unternehmen wolle.
I have just written to the PM on the @thesundaytimes revelation that a ‘Sexist of the Year’ award was presented at a Downing Street Xmas party.
Boris Johnson must answer why sexism in his office appears to be celebrated and rewarded.
The public have a right to the truth. 📮👇🏻
— Angela Rayner 🌹 (@AngelaRayner) May 1, 2022
Kurz zuvor waren in einem „Mail on Sunday“-Artikel anonyme Tory-Quellen zitiert worden mit dem Vorwurf, Angela Rayner würde Premier Johnson im Parlament gezielt mit ihren Beinen ablenken. Sie verglichen Rayner mit Sharon Stone im Erotikthriller „Basic Instinct“ aus den 1990ern. Rayner schrieb daraufhin auf Twitter, Johnson und seine „Cheerleader“ hätten ganz klar ein großes Problem damit, dass Frauen aktiv am öffentlichen Leben beteiligt seien.
Women in politics face sexism and misogyny every day – and I’m no different.
This morning’s is the latest dose of gutter journalism courtesy of @MoS_Politics
🧵👇🏻1/9
— Angela Rayner 🌹 (@AngelaRayner) April 24, 2022
Johnson wiederum setzte einen Tweet ab, in dem er Rayner seinen Respekt aussprach und die Misogynie des Artikels verurteilte. Generell ist Johnson in all den Affären rund um ihn und seine Partei aber nicht für politische Korrektheit und Reflexion bekannt geworden.
As much as I disagree with @AngelaRayner on almost every political issue I respect her as a parliamentarian and deplore the misogyny directed at her anonymously today.
— Boris Johnson (@BorisJohnson) April 24, 2022
Parlamentarische Beschwerdestelle hat zu tun
Damit, im Vereinigten Königreich mit Sexismus in der Politik aufzuräumen, ist gerade die interne Beschwerdestelle im britischen Parlament beschäftigt. Seit ihrer Gründung 2018 hat sie Vorwürfe wegen sexuellen Fehlverhaltens gegen mindestens 56 Abgeordnete untersucht. Ein Tory-Politiker musste Anfang Mai zurücktreten, nachdem er beim Pornoschauen im Unterhaus erwischt worden war. Ein anderer war im April zurückgetreten, weil er für sexuelle Übergriffe gegenüber einem Jugendlichen verurteilt worden war und ins Gefängnis geht.
(pma)
Titelbild: APA Picturedesk