Mittwoch, April 24, 2024

Lehrermangel: Polaschek in »ZIB2« komplett planlos

Lehrermangel

Die Schulen pfeifen aus allen Löchern, an jeder Ecke fehlt es an Personal. Für eine mögliche Corona-Welle im Herbst gibt es noch keinen Plan. Von Armin Wolf im “ZIB2”-Interview damit konfrontiert, hatte Bildungsminister Martin Polaschek vor allem eine Antwort: Man werde “sich das alles anschauen”.

Wien, 30. Juni 2022 | Dass sich der Informationsgehalt bei “ZIB2”-Interviews mit den meisten ÖVP-Ministern in Grenzen hält, ist bekannt. Jetzt trieb Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) am Mittwochabend bei Armin Wolf das Nichtbeantworten von Fragen erneut auf die Spitze.

Was ihn am Job des Bildungsministers, den der Ex-Uni-Graz-Rektor nun seit gut einem halben Jahr inne hat, am meisten überrascht hat, wollte Wolf am Ende des Gesprächs von ihm wissen. Polaschek nutzte die Frage, um sein – und das ahnte er wohl schon selbst – nicht ganz so gelungenes Interview damit zu rechtfertigen, dass man als Politiker nicht die nötige Zeit bekomme, um “in Ruhe darauf zu antworten”.

Dass ein typisches “ZIB”-Interview im Schnitt 15-20 Minuten dauert, wusste Polaschek auf Nachfrage Wolfs sehr wohl, jedoch hätte er sich “mehr Punkte gewünscht, die mir wichtig sind”. Dass so ein Interview kein Wunschkonzert ist, bekam der Minister mit voller Härte zu spüren und auch die gestellten Fragen dürften vor allem für die betroffenen Lehrer und Schüler eine gewisse Wichtigkeit haben.

Lehrermangel? “Werden wir uns anschauen”

Denn den Schulen gehen nicht nur die Lehrer aus, auch in anderen Bereichen fehlt es an Personal. Immer mehr Pensionierungen stehen die nächsten Jahre an, während in vielen Fächern nur vergleichsweise wenige Absolventen nachkommen. Zudem hatte die Corona-Pandemie eine Welle an Abgängen aus den verschiedensten Gründen zur Folge.

Wie will man dem Lehrermangel also entgegentreten? Polascheks Antwort darauf ist klar: Man müsse jetzt “genau schauen”, wie man auf die – nicht mehr wirklich neue – Corona-Herausforderung reagiert. Ein von Polaschek am selben Tag vorgestelltes Quereinsteigerprogramm soll hier Abhilfe leisten und laut dem Minister 300-500 Lehrer im Jahr zusätzlich bringen, benötigt würden aber 3.000, wie Wolf anmerkte.

Dass man den Job für bestehende und auch neu eingestiegene Lehrkräfte finanziell attraktiver machen könnte, um weitere Abgänge zu verhindern, sei aufgrund eines “bundesweites Schemas” schwer.

Auch attraktivere Ausbildung will man sich anschauen

Auch die Ausbildung könne man attraktiver machen, entgegnet der “ZIB”-Moderator. Erst vor zehn Jahren verlängerte man diese auf vier Jahre mit darauffolgendem verpflichtendem Masterstudium. Ob das sinnvoll war, will Wolf wissen. Auch hier wieder: Man werde nun Evaulierungen von Hochschulen abwarten und sich dann alles “genau anschauen”.

Laut Arbeiterkammer brauchen mittlerweile 16 Prozent aller Volksschüler in Österreich Nachhilfe, vor fünf Jahren waren es noch 5 Prozent. Ob das mit den damals auf Druck der ÖVP wiedereingeführten Ziffernnoten zusammenhängen könnte? Das bestreitet Polaschek. Vielleicht gibt es jetzt durch Corona mehr Bedarf? Man weiß es nicht. Jedenfalls muss man sich “anschauen, warum”.

Corona-Regeln kommen Ende August

Auch bei den Pandemie-Vorbereitungen auf den Herbst will sich der Minister Zeit lassen. In einem Brief ließ Polaschek den Schulen ausrichten, dass sie am 29. August von allen Regeln für den Schulalltag informiert werden würden, also eine Woche vor Beginn des neuen Schuljahres. Das reiche auf Nachfrage Wolfs laut dem Bildungsminister aus, um Vorbereitungen zu treffen. Auch könne man erst Ende August die aktuelle Lage evaluieren und dann Maßnahmen wie “Maske oder Abstand” bestimmen.

Ob die seit zwei Jahren geforderten CO2-Messgeräte nicht doch kommen, “müsse man sich genau anschauen”. Diese seien zuletzt abgelehnt worden, weil sie zu ungenau seien.

Ebenso mit einer Wissenschaftsfrage dürfte der Minister, der auch für diesen Bereich zuständig ist, nicht gerechnet haben. Das Austria Corona Panel, das in den letzten Monaten mit wertvollen Studien zur Pandemie ausgeholfen hat, wird wegen Geldmangels eingestellt. Ob man dieses nicht weiter finanzieren könnte?

Polaschek: “Es ist noch niemand mit dieser Thematik an mich herangetreten, wir können uns das gerne anschauen.”

Das ganze Interview gibt es hier.

(mst)

Titelbild: APA Picturedesk

Markus Steurer
Markus Steurer
Hat eine Leidenschaft für Reportagen. Mit der Kamera ist er meistens dort, wo die spannendsten Geschichten geschrieben werden – draußen bei den Menschen.
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29 Kommentare

  1. Neben Peter Pilz ist wohl Armin Wolf der zweite bekannte Pandemie-Paranoiker Österreichs. Hetzt schon im Vorfeld wieder gegen die Schulkinder. Zweieinhalb Jahre Traumatisierungen unserer jungen Generation reicht denen nicht. Sie verlangen wieder Masken, Tests und Impfzwang. Dass vernünftige Eltern ihre Kinder dann wieder abmelden und LehrerInnen den Job entnervt hinschmeissen, alles egal. Solange noch irgendwo ein Virus sein könnte, fährt man nach der Wirtschaft nun auch noch die Bildung gegen die Wand.

  2. Der Jubel über die kulturelle Bereicherung im Klassenzimmer beschränkt sich halt auf die Ideologen – die nicht iim Klassenzimmer stehen. Natürlich gibt es keine öffentliche Kritik der Lehrer, weil die disziplinarischen Konsequenzen für den Lehrer existenzbedrohend wären. Also juben offiziell alle Lehrer. Aber im privaten Kreis hört man dann, dass man sich ob der “tollen Herausforderungen” vielleicht doch einen anderen Beruf suchen sollte – und dass man die Kinder, so man an einem fundierten Wissensaufbau als Grundlage für das Studium und den Beruf interessiert ist, besser in eine Privatschule steckt. Was wir jetzt sehen, ist die Konsequenz des verblendeten politisch korrekten Handelns. Aber wir sind noch weit davon entfernt, die Schuld bei der verfahrenen Ideologie und den prekären Arbeitsbedingungen der Lehrer zu suchen. Da nehmen wir dann doch lieber unausgebildete Quereinsteiger.

  3. Die CO2-Messgeräte sollte man einmal innerhalb der Masken für Kinder anbringen und dann alle vor Gericht stellen, die das fordern oder anordnen.
    Wir werden von Idioten regiert.

  4. grinsen können sie, die schwürkisen.
    entwicklungsgeschichtlich ist grinsen ein zeichen von aggression: zähne zeigrn.
    “wer lächelt, ist immer der stärkere”

  5. Ich sehe die Probleme im neoliberalen Kaputtsparen- und Privatisierungsprogramm der EU seit 2000. Und die Politik-bestimmende Kräfte (hinter) der EU haben sich nicht geändert. (Niemand hat je darüber abgestimmt, ob wir die Schulen rationalisieren müssen.)
    Polaschek bleibt in Wirklichkeit nicht anderes übrig als mit dem EU-Sog mit zu schwimmen, oder sich gegen die EU (die Einigkeit beschwört, indem sie Angst macht “sonst geht sie unter”) zu wenden.
    Wie Varoufakis gesagt hat: In den EU Gremien wird 30 Minuten (2 Minuten pro Mitgliedsstaat) die vorgegebene Linie diskutiert, und 2 Stunden öffentliche Statements dazu geübt.
    Mitgefangen, mit gehangen. Derzeit hängen wir.

  6. Gerade ZIB2
    Lieber Herr Kaiser.
    ALs Landeshauptmann tragen sie BITTE keine Jacke die die Helfer tragen. SIe helfen nicht!
    Sie sind nur Schwadronierer!
    Politiker lasst das! Das ist nur peinlich

  7. Man könnte ja solche planlosen Marionetten-Minister belächeln, wenn hier nicht gerade die physische und psychische Gesundheit tausender Kinder drạnhängen würde, wenn’s im Herbst wieder zur evidenzbefreiten Massenimpfung und Maskenpflicht geht, nur weil sich ein einfallsloser Blindgänger “was anschauen” will. Der Niedergang mit Steuergeldern finanziert……

  8. Vor etwa 20 Jahren gab es eine akademische Arbeit eines ÖVP-Politikers in der englisch- und deutschsprachige Quellen plagiiert wurden.
    Einfach märchenhaft: der Betreuer dieser Arbeit wurde Rektor und dann gar Minister.

  9. Er hat aber zu jeder Frage vom Wolf versprochen, dass er sich die Sache anschauen werde. Na, dann ist ja alles gut

  10. Dieser Herr Polaschek ist genau das richtige Signal für die seit Jahrzehnten andauernde Bildungskrise in Österreich. Planlos, inkompetent und gut steuerbar…
    Gute Nacht Österreich!

    • … es ist die prolongierte, nun endgültig ausgesprochene Fortsetzung einer inkompetenten, bürgerlichen Bildungspolitik in angestrebter Segregation angeborener Milieuzugehörigkeit, die sich seit Jahrzehnten auf’s Verschleppen, Nach-unten-Nivellieren, im permanenten Disput mit der Gewerkschaft befindlichen Modernisierungsverweigerung:

      “Wir schauen uns das (eh) mal an. Wir kennen die Forderungen, weil wir keine Defizite sehen (wollen). Wir haben zugegeben nicht die Kenntnis von allen anstehenden Problemen, aber noch weniger von liberalen, elementarpädagogisch zeitgemäßen Lösungsansätzen.”

      Uns, unserer bürgerlichen Wertegemeinschaft, ist nur wichtig, bündische IV und WKO gelenkte Grundbildungsbedürfnisse bestenfalls zu decken. PISA Studien haben nicht wir erfunden. Arbeitsplatzzufriedenheit, -Ausstattung und Administration State of the Art sind uns als primäre Unternehmer- und Bauernpartei im Wesen fremd (dem Geldadel sowieso). Was zählt sind Benotung, Leistung-sbeurteilung, Ranking, Strafe, Belohnung, Mobbing; genau so sollten unserer Meinung nach steuerbare Untertanen auf zukünftige Lebensaufgaben konditioniert werden… Die Nachkommenschaft aus unseren eigenen Ställen gleisen wir ohnehin im adäquatem Umfeld (Privatschulen, Netzwerken, Privilegien, ggf. überreichlich Nachhilfe-Unterstützung) auf, um präferiertes, erlerntes Klassendenken verlässlich in die nächsten Generationen tragen zu können. Modernität bestimmen wir – weil “Mia san mia!” Wir sind schließlich konservativ, ergo gestrig, nicht zukünftig… (und DAS gefälligst NUR MIT dem hängenden Kreuz der Bigotterie im Klassenzimmer!)

      • Lieber DaSchauHer, gut und richtig betrachtet. Jetzt erwarte ich von Ihnen noch eine Stellungnahme zum Nichtagieren, bzw. Versagen der (bisherigen) 2. Reichshälfte in dieser Causa. Ohne selbige wäre nämlich eine Diagnose der am Tropf hängenden österreichischen Bildungspolitik, unvollständig und a priori nicht zielführend für den “Patienten”…
        Es muss auch hier heller werden!

        • Gerne, lieber Beobachter. Möchte aber sinnvolle Antwort als persönliche Meinungsäußerung geben, weshalb eine etwas genauere Bezeichnung “der (bisherigen) 2. Reichshälfte” erbeten wäre… Vielen Dank für Ihre wertgeschätzt wohlwollende Kooperation.

          • Lieber DaSchauHer, damit war die (Sozial)demokratie gemeint. Unsere Bildungsmisere zieht sich ja mittlerweile seit gut vier Jahrzehnten, ohne nennenswert positive Entwicklungen. Da war also nicht nur eine “Reichshälfte” federführend…
            Es muss heller werden!

  11. Der grinst aber nett in die Kamera! Ganz klar eine sehr gut gelungene Besetzung als Minister. Respekt!

    Aber Achtung, wir müssen uns natürlich alle seine Leistung noch anschauen.

  12. Welche Qualifikation benötigt ein Bildungsminister?
    In dieser Regierung offensichtlich KEINE!
    Es reicht, der Klassenclown gewesen zu sein!
    Und so JEMAND nimmt Monat für Monat Geld vom Steuerzahler!
    Schmeißt diesen JEMAND oder NIEMAND einfach raus – es fällt gar nicht auf, dass einer weniger ist….

  13. Der Quoten-Mann aus der Steiermark ist einfach nur ein Hutschpferd der ÖVP. Hat Dr. Ignorantius schon das goldene Ehrenzeichen der Steiermark bekommen?
    Was für Tragödie für die Kinder.

    • Ich fühle mich nicht wirklich verarscht, denn ich erwarte mir einfach gar nichts von denen. Ich erkenne nur eine absolute Planslosigkeit in der Führungsriege der VP.
      Kein Wunder, denn um in die Führungsriege aufzusteigen, wird einem täglich eingetrichtert was zu tun ist, woher sollen die dann auf einmal selbstständig denken, handeln oder Probleme erkennen können.
      Man wird sich wieder externe Berater holen, diese fürstlich bezahlen und trotzdem keine Lösung haben.

      Wer will heute schon Lehrer sein, wenn wegen jeder schlechten Note diese schuld sind, aber niemals die Kinder.

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