18 Tote und zahlreiche Verletzte
In der Nacht auf Freitag sind bei einem russischen Raketenangriff auf die südukrainische Hafenstadt Odessa 18 Menschen ums Leben gekommen. Die Raketen haben ein Wohngebäude und ein Freizeitgelände getroffen.
Wien, 1. Juli 2022 | Bei russischen Raketenangriffen in der südukrainischen Region Odessa sind nach neuen Angaben der Behörden insgesamt 17 Menschen ums Leben gekommen. Zunächst meldeten die Rettungsdienste am Freitag im Messenger-Dienst Telegram 14 Tote und 30 Verletzte in einem neunstöckiges Wohnhaus rund 80 Kilometer der Hafenstadt Odessa entfernt, später kamen drei weitere Todesopfer bei einem weiteren Raketenangriff auf andere Gebäude in der Nähe hinzu, darunter ein Kind.
Ukraine says at least 18 people have been killed by a missile strike near Odessa that hit residential blocks this morning pic.twitter.com/REe2pl65qJ
— Matthew Luxmoore (@mjluxmoore) July 1, 2022
Nach Angaben des Sprechers der Regionalverwaltung Odessa Serhij Bratschuk wurde die Rakete von einem über dem Schwarzen Meer fliegenden Flugzeug aus abgefeuert. Auch die Rakete auf die anderen Gebäude in der Gegend stammte nach Angaben der Rettungskräfte aus diesem Flugzeug. Das getroffene Wohngebäude wurde durch den Angriff teilweise zerstört und der Rettungseinsatz soll durch einen Brand erschwert worden sein.
Racheaktion?
Der Raketenangriff auf das Wohnhaus in der Region Odessa ereignete sich kurz nachdem Russland sich von der ukrainischen Schlangeninsel im Schwarzen Meer zurückgezogen hatte. In der Ukraine wurde der Abzug russischer Soldaten als wichtiger militärischer Sieg gefeiert. Präsident Wolodymyr Selenskyi erklärte in seiner täglichen Videoansprache am Donnerstagabend der russische Rückzug von der Schlangeninsel bringe die Ukraine in eine bessere Position: „Die Schlangeninsel ist ein strategischer Punkt und das verändert erheblich die Situation im Schwarzen Meer.“ Die Handlungsfreiheit des russischen Militärs werde dadurch deutlich eingeschränkt – auch wenn dies noch keine Sicherheit garantiere.
Russland bezeichnete den Abzug von der Schlangeninsel als eine “Geste guten Willens”. Das ukrainische Militär erklärte, die Russen seien nach einem Sperrfeuer ukrainischer Artillerie und Raketenangriffe in zwei Schnellbooten von der Insel geflohen.
Russland hatte die Schlangeninsel kurz nach dem Angriff auf die Ukraine am 24. Februar besetzt. Nach ukrainischen Militärangaben erlaubt die Insel die Kontrolle über Teile der ukrainischen Küste und Schifffahrtswege. Mit dem Rückzug der Russen von der Insel müsse das Gebiet um die Hafenstadt Odessa keine Landung russischer Einheiten vom Meer her befürchten.
“Leeres” Einkaufszentrum
Anfang dieser Woche schlugen zwei russische Raketen desselben Typs wie in Odessa auf ein Einkaufszentrum in der zentralukrainischen Stadt Krementschuk ein und töteten mindestens 18 Menschen. Der russische Präsident Wladimir Putin hat eine Verantwortung der Streitkräfte seines Landes bestritten.
Video of the Russian Kh-22 missile strike on the shopping mall in Kremenchuk yesterday from a nearby park. https://t.co/jYOp0IduRM pic.twitter.com/XaCJO3G2Nw
— Rob Lee (@RALee85) June 28, 2022
Nach Angaben des ukrainischen Verteidigungsministeriums wurde der Angriff absichtlich so geplant, dass er mit der Hauptgeschäftszeit des Einkaufszentrums zusammenfiel und möglichst viele Menschenleben forderte. Der russische Außenminister erklärte in einer Pressekonferenz das Ziel des Raketenangriffs sei eine Halle mit “europäischer und amerikanischer” Munition gewesen. Im Zuge der Explosion sei ein Brand in einem “leeren Einkaufszentrum” ausgebrochen. Zahlreiche Video- und Fotoaufnahmen zeichnen jedoch ein anderes Bild.
(nb/apa)
Titelbild: APA Picturedesk