Donnerstag, April 25, 2024

Men’s World – Skylla & Charybdis

Skylla & Charybdis

Julya Rabinowich über den letztklassigen Umgang von Polizei und Politik mit der Ärztin Lisa-Maria Kellermayr, die von Coronaleugnern bedroht wird. 

Julya Rabinowich

Wien, 02. Juli 2022 | Die Ärztin Lisa-Maria Kellermayr ist zu einem Symbol geworden. Einerseits für die Gewaltbereitschaft und Grenzüberschreitung radikalisierter Impfgegner, die sie seit langer Zeit beharrlich verfolgten und bedrohten. Andererseits für das Versagen des Staates, seiner Bürgerin entsprechend zu helfen, ja sie überhaupt ernst zu nehmen.

Andere Menschen hatten es glücklicherweise nicht so unendlich schwer, an Personenschutz zu kommen – aber die waren gleicher als gleich und Politiker und ehemalige Politiker gewesen. Hier ist eine Morddrohung offenbar durchaus ernst zu nehmen – im Falle der verfolgten, mit detaillierten und grausamen Schilderungen angekündigter Gewalttaten überhäuften Ärztin, deren Vergehen es war, für ihre Patienten da sein zu wollen und lege artis zu handeln, aber keineswegs.

Nicht nur wurde erklärt, die Täter seien eben leider, leider nicht habhaft zu bekommen, was eine deutsche Hackerin nur ein müdes Lächeln kostete. In einem Tag war sie der Sache und damit den Tätern näher als die Polizei in der gesamten Zeit. Nicht nur wurden die Drohungen als nicht gefährlich bezeichnet. Das ist in Hinsicht auf bereits erfolgte andere Gewalttaten im Zusammenhang mit Maßnahmen und ihren Gegnern eine haarsträubende Chuzpe.

Nein, damit nicht genug. Das Opfer wurde in einer selten frechen Opfertäterumkehr auch noch zur Mitverantwortlichen gemacht und das öffentlich. Und von wem? Von ihrem angeblichen Freund und Helfer. Wer solche Freunde hat wie den interviewfreudigen Polizeisprecher, braucht eigentlich keine Feinde mehr. Die bedauernswerte, tapfere Dr. Kellermayr hatte aber leider trotzdem beides.

Im Jahre 2022 schien es für einen Polizeisprecher angemessen, in einem Interview zu behaupten, die Ärztin sei schon selbst mitverantwortlich dafür, was geschah, immerhin hätte sie einen „zu kurzen Rock getragen“, also sei zu mitteilsam ob ihrer Notlage gewesen.

Es ging aber noch mehrere Eskalationsstufen weiter. Entgegen der detaillierten Beschreibungen der Ärztin, deren Hilferufe im Luftleeren jenes  österreichischen Laissez-faire ungehört verhallte, das den niederen Tieren vorbehalten ist – wie es sich dem Pöbel gegenüber gehört – , wies man zurück, man hätte nichts unternommen.

Hier gehen die Beschreibungen dramatisch auseinander, denn von Personenschutz kann Dr. Kellermayr offenbar immer noch nur träumen. Der von ihr auf eigene Kosten engagierte Sicherheitsdienst, der Aufwand, den sie für sich, Mitarbeiterinnen und Patienten betreiben musste,  trieb sie in den Konkurs. Die Polizei, die Politik guckten zu.

Die Polizei war zu emsig damit beschäftigt, freundlich die Anti-Corona-Maßnahmen-Demos zu begleiten, der derzeit amtierende Gesundheitsminister befand, jetzt sei die richtige Zeit gekommen, um die Gräben in der Gesellschaft zuzuschütten. Opfer und Täter, Gewalt und Bedrohung, Schuld und Sühne störten vermutlich die aufblühende Harmonie, in der der Löwe neben dem Lamm liegt, bis er es sich halt anders überlegt. Das hätte man aber genauso wenig vorhersehen können wie die nächste Welle. So etwas kommt völlig aus dem Nichts!

Das Zuschütten der Gräben ist allerdings nur die eine Seite. Die andere Seite zeigt ein erschreckend misogynes Bild: eine Frau, die widerspricht, eine Frau, die auf ihren Rechten besteht, die nicht klein beigibt- die muss erniedrigt, verunsichert, klein gemacht werden. Soll sich still und leise quälen lassen, bitte. Ohne groß aufzufallen.

Der oberösterreichische Präsident der Ärztekammer hält fest, es sei nicht gut, wenn man sich „bei jedem Thema auf Twitter exzessiv zu Wort melden muss“ und legte einen stillen Rückzug nahe. Vermutlich würde er dasselbe auch zu einem Ertrinkenden sagen, wenn dieser Wellen schlägt.

Nicht umsonst twitterte die Hackerin, die an einem Tag mehr herausfand als die Polizei seit vielen Monaten, eine solche Vorgangsweise wäre ihr in Deutschland noch nie untergekommen. Das sind die neuen Zeiten, die Kurz anvisiert hat, die von der ÖVP weiter angestrebt werden – und die Grün so liebevoll stützt.

Titelbild: ZackZack

Stefanie Marek
Stefanie Marek
Redakteurin für Chronik und Leben. Kulturaffin und geschichtenverliebt. Spricht für ZackZack mit spannenden Menschen und berichtet am liebsten aus Gerichtssälen.
LESEN SIE AUCH

Liebe Forumsteilnehmer,

Bitte bleiben Sie anderen Teilnehmern gegenüber höflich und posten Sie nur Relevantes zum Thema.

Ihre Kommentare können sonst entfernt werden.

36 Kommentare

  1. Ich muss sagen, auf mich wirkt das Land Oberösterreich immer ungemütlicher. Zuerst die MfG im Landtag, dann dieser unsagliche rechte Online-Fernsehsender “auf1.tv” mit Impfgegner- und Putin-Propaganda, dann jetzt die Hetzjagd auf diese Ärztin…

    Ich weiß, da sind wohl meine Vorurteile im Spiel, aber auffällig finde ich es schon.

  2. 1. Die Frau hat niemanden öffentlich provoziert. 2. Wenn sie jemanden in die Nähe von Neonazis rücken sollten sie dafür Beweise vorlegen weil das Rufschädigung ist und der oder die betreffende Person sie außerdem deshalb verklagen könnte.

  3. Bei den Ärztevertretern geht es ja auch noch um materielle Vorteile. Einer hat sich verplappert und gemeint, die Ordination in Seewalchen wäre aufgrund ihrer Lage so begehrt, da würde sich sehr rasch ein Nachfolger finden, wenn die Ärztin entnervt und pleite das Handtuch wirft. Da scharrt definitiv schon wer im Startloch. Was für ein widerliches Schauspiel.

  4. So ist unser Polizeistaat.

    Wenn es um wirtschaftliche Freunde hoher Staatsbeamter geht, wird sofort eine Sonderkomission und eine gesonderte Ermittlungsgruppe mit jahrelangen Überwachungsaufträgen gegründet! Siehe Naturschützer-Sauerei!

    Aber bei einer bedrohten Ärztin ohne jede Seilschaft ist das alles zu ignorireren. Die soll schauen, wo sie bleibt. Und Personenschutz nach gefährlichen Morddrohungen kann sie sich ruhig selber organisieren und auch zahlen!

  5. Men’s world passt genau! Klenk wurde seitens der Behörden jede Unterstützung zuteil, die Ärztin wird zu Stillschweigen ermuntert und hängen gelassen. Was zählt? Gleichberechtigung beim Gendern!
    🤮😡

  6. In Ö hat man genug zu tun mit dem Tagesgeschäft: Menschen bei der Abschiebung im Flieger Mund und Nase verkleben und wissentlich (willentlich) seinen Tod in Kauf nehmen, einen anderen in einer Garage foltern und fast zu Tode prügeln, sich auf den Oberkörper setzen bei der Fixierung, dass er stirbt, oder seinen Kopf vor das Rad eines Busses zerren, damit ihn dieser versehentlich überfahren kann, mit Pfefferspray einen Obdachlosen quälen, Infos zurückhalten, sodass beim Anschlag 2.11. vier Todesopfer die Folge sind, die Bevölkerung mit der Flex bedrohen oder Mädchen mit Bluthunden… ja bitte, da kann man sich nicht auch noch um den Pöbel
    kümmern, der auf Twitter mit dem Tod bedroht wird…… das wäre wirklich überzogen. Schließlich hat noch kein einziger Amoktäter seine Tat auf Social Media angekündigt! Oder…ähm…..wait…

    • Aber, aber, der Grüne Gesundheitsminister sieht uns auf dem Weg nach vorne. Und wenn ein Grüner Anständiger das sagt, so stimmt es auch!

      Immerhin sitzt er vielleicht manchmal bei einem guten Wein. Und vielleicht tschicken seine Saufkumpanen. So wie es der Anstand will.

      Und die paar Flüchtlinge, die in Griechenland in Lagern stecken, dürfen NIEMALS ins gelobte Land Ö. Wenigstens sehen das viele Ö-Wähler so. Mal sehen, ob die Fremdenfeindlichkeit die nächste Wahl wieder gewinnt. Und die Unterschicht, z.B. Obdachlose, aber auch arme Pensionisten oder Alleinerziehende, sind eben Pöbel. Auf den Pöbel kann man ruhig spucken.

      Summa summarum, so gesehen teile ich iIhren Zynismus. Ja, es ist dunkel in Ö und die Ärztin stand jetzt auch im Schatten.

  7. Ja, wie vielschichtig Diskriminierung ist, sie legt sich Layer über Layer übereinander. So viele Aspekte ineinander verwoben. Das wirklich Erschreckende daran ist, dass kein Layer zu finden, der im Widerspruch zu den anderen steht. Ein System, in dem jede Schicht (mit je eigenen Motiven und Vorgangsweisen) zum ähnliche Ergebnis kommt: Die Frau muss weg, die Frau soll sich verstecken, die Frau muss nicht ständig den Mund offen haben.

    Das System Kurz wollte mit Strache über den damaligen Medienminister Blümel ernsthaft eine Klarnamenpflicht einführen. Einen Zwang, ohne Pseudonym im Netz Meinung kundzutun. Kann man ermessen, wie viele Menschen heute Personenschutz brauchten, wenn sie sich durchgesetzt hätten?

    Die einen dürfen sich die Personenschützer aus dem Pool picken, nach Belieben, den anderen wird implizit unterstellt hysterisch zu sein. Das ist keine Gleichbehandlung vor dem Gesetz.

    • 👍 Die Frau Nehammer hat ja aber auch einen “starken Mann” an ihrer Seite der manches möglich macht was anderen Frauen verwehrt bleibt. Frau Dr. Kellermayr hat offensichtlich niemanden. Wenn du als Frau keinen Mann an deiner Seite hast (und wenn es noch so ein Vollhonk ist) dann bist du in diesem Land aufgeschmissen und genießt den Status eines kleinen hysterischen Kindes das selber schuld ist weil es sich falsch verhalten hat.

    • Und den personenschützern bei stöckl die schuld in die schuhe schieben.
      Was bezwecken diese stöckl danein eigentlich?

  8. Das ÖVP-Finanzministerium bekommt doch jetzt Verstärkung durch einen neuen Alten von der FPÖ.
    Gleich und gleich gesellt sich gern!

    Für Leibwächter einer Bürgerin die Gleichgesinnten nicht entspricht hat die Finanz nichts übrig. Wollte doch der unheilige Kurz sich viel lieber mit Putler injizieren.

  9. Unsere Demokratie leidet unter der Unterwanderung durch geschickte (Rechts)Populisten.
    Gekaufte, manipulierte Berichterstattung (Inseratenkorruption) in den Medien, Gesetzgebung im Sinne von Spendern und Angriffe auf die unabhängige Justiz. Dazu noch die Hemmungslosigkeit bei Postings verschiedenster Art und das Verbreiten von „Fake-News“ in den Sozialen Medien.

    Das im Artikel angesprochene Beispiel ist eines – wenn auch ein besonders grausliches – von vielen.

    https://www.hagerhard.at/blog/2021/11/houston-wir-haben-ein-problem-2/

Kommentarfunktion ist geschlossen.

Jetzt: Benkos Luxusvilla in Italien

Denn: ZackZack bist auch DU!